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In der Herz-Jesu Kirche

Die fast vergessene Statue vom „Heiligen Grab“ in Ettlingen

Fast in Vergessenheit geraten ist in Ettlingen eine Holzfigur, die den Leichnam Jesu darstellen soll, des Waldkircher Holzschnitzers Josef Dopp. Was hat es damit auf sich?

Lag einst im Ettlinger „Heiligen Grab“: Die Figur eines hölzernen Jesus wurde jedes Jahr an Karfreitag aus dem Keller der Herz-Jesu Kirche geholt.
Lag einst im Ettlinger „Heiligen Grab“: Die Figur eines hölzernen Jesus wurde jedes Jahr an Karfreitag aus dem Keller der Herz-Jesu Kirche geholt. Foto: Werner Bentz

In manchen Kirchen wird am Karfreitag nach der Feier des Leidens und Sterbens Christi ein „Heiliges Grab“ mit einem niedergelegten Kreuz und einer Figur des im Grab ruhenden Christus eingerichtet. Die älteren Gläubigen erinnern sich noch daran, dass sie am Abend des Karfreitags und am Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe Jesu, diese Stelle auch in der Herz-Jesu Kirche Ettlingen besuchten.

In Malsch besteht die Tradition des „Heiligen Grabs“, wie Pfarrer Rainer Warneck erläutert, bis heute. Nach der Gedenkstunde des Leidens und Sterbens Jesu wird in der Kirche Sankt Cyriak ein „Grab“ für den Leichnam Jesu aufgebaut. Darüber wird ein leeres Kreuz hingestellt. Zu sehen sind auch die Lanze und Nägel als Zeichen der Kreuzigung Jesu. Mit der Lanze soll der römische Hauptmann Longinus Jesus am Kreuz in die Seite gestochen haben.

Die Seitenwunde Christi ist neben den durch die Nägel bei der Kreuzigung verursachten Wunden an Händen und Füßen eine der nach christlicher Tradition verehrten fünf Wunden Christi. In der Kirche Sankt Cyriak gibt es diese Tradition noch nach dem Karfreitagsgedenkgottesdienst und am Morgen des Karsamstag ab 9.30 Uhr.

Ein früherer Mesner erinnert sich noch daran, dass in Herz-Jesu das „Heilige Grab“ als Zeichen der Verehrung mit Blumen geschmückt wurde. Und eine Chorsängerin kann noch erzählen, dass sie dazu das Lied sangen, „Das Grab ist zu.“

Interesse daran ging verloren

In Ettlingen Herz-Jesu gab es dies „Grab“ noch in den 1990er Jahren. Irgendwann ging das Interesse daran verloren. Die horizontal liegende Jesus-Statue des Holzschnitzers Josef Dopp aus Waldkirch im Breisgau geriet in Vergessenheit. Die Chorsängerin erinnert sich auch daran, dass die Figur jedes Jahr zu Karfreitag aus einer drei Meter langen Kiste, die auf der Empore der Herz-Jesu Kirche lag, hervorgeholt wurde.

Seitlich des Hochaltars unterhalb des Marienaltars mit der Pieta und des Tabernakels war ein Verschlag als Art „Heiliges Grab“ aufgebaut, wo die Jesusfigur hineingelegt wurde. Auf dem „Leichnam“ waren fünf Wundmale zu sehen, unter anderem auch die Seitenwunde mit dem Lanzenstich, aus der nach dem Johannes-Evangelium Wasser und Blut geflossen sein sollen.

Der berühmte Kirchenvater Augustinus von Hippo deutete im vierten Jahrhundert die Bibelstelle wie folgt: Der Lanzenstich am Kreuz habe nichts durchbohrt, sondern eine Tür geöffnet, aus der Wasser und Blut flossen, und durch diese Tür treten die Christen ins wahre Leben ein. Wasser und Blut sind Zeichen für Taufe und Eucharistie.

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