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Pilzsaison im Herbst

Unterwegs im Dobler Wald: Bei welchen Pilzen Sammler vorsichtig sein müssen

Die Pilzsaison nimmt Fahrt auf und zieht zahlreiche Sammler in die Wälder. Was findet man dort? Und welche Pilze sind genießbar? Ein Besuch im Dobler Wald mit dem Pilzexperten Joachim Erk.

Menschen beim Pilzesammeln
Herbstlicher Fund: Joachim Erk zeigt, dass ein Fliegenpilz unbeschadet in die Hand genommen werden kann Foto: Sabine Zoller

Freund oder Feind? Das ist die Frage, die sich Pilzesammler oft stellen, wenn sie ein Exemplar im Wald oder auf einer Wiese entdecken. Denn einige Sorten haben giftige Doppelgänger, deren Verzehr im schlimmsten Fall tödlich sein kann. Andere führen zu unangenehmen Irritationen von Magen und Darm – und manche sind wegen ihres Geschmacks einfach ungenießbar.

Ein Steinpilz könne beispielsweise schnell mit einem bitteren Gallenröhrling verwechselt werden, erklärte Pilz-Experte Joachim Erk von der VHS Calw am Wochenende den Teilnehmern einer Führung durch den Dobler Wald.

Ausgerüstet mit den wichtigsten Informationen schwärmten die Teilnehmer aus, durchstreiften den Wald und fanden dabei etwa einen klebrigen Hörnling, einen grünblättrigen Schwefelkopf, einen Fliegenpilz und einen Perl-Pilz.

„Pilze haben ihr eigenes Reich“, erklärte Erk, der sich seit mehr als zehn Jahren intensiv mit dem Thema befasst. Sie ernährten sich von Humus, abgestorbenem Holz oder anderem toten organischen Material, erklärte der Pilzsachverständige, viele lebten in Symbiose mit Bäumen: Sie erleichtern den Bäumen, Wasser aus dem Boden aufzunehmen, dafür gibt der Baum an den Pilz Nährstoffe ab.

„Was wir als Pilze bezeichnen, heißt bei Biologen Fruchtkörper“, so Erk. „Der eigentliche Pilz wächst unterirdisch und wir pflücken im Vergleich dazu ja auch keinen Apfelbaum, sondern lediglich den Apfel als Frucht“.

Pilzsammlerin aus Calw traut nur bestimmten Arten

Welche Pilze wo wachsen, hänge von den Bodenverhältnissen ab: „Im Nordschwarzwald haben wir ein saures Grundgestein, das heißt Fichten-Steinpilz, Röhrlinge und auch Fliegenpilze lassen sich hier finden.“

Ich bin sehr pingelig, denn ich mag nur Steinpilze und Pfifferlinge.
Astrid Meisner, Sammlerin aus Calw

Astrid Meisner aus Calw ist wählerisch, was Pilze angeht. „Ich bin sehr pingelig, denn ich mag nur Steinpilze und Pfifferlinge“, sagte die Teilnehmerin der rund dreistündigen Führung. „Den anderen Arten traue ich nicht.“ Meisner hoffte, bei der Tour auch „interessante Pilzplätze ausfindig zu machen“.

Maria Roling war eigens aus Stuttgart angereist, um ihr „Wissen aufzufrischen“, wie sie sagt. „Wenn ich nach diesem Kurs zwei oder drei neue Pilzsorten felsenfest bestimmen kann, dann reicht mir das schon.“

Am Ende der Tour wanderten honiggelb leuchtende Stockschwämmchen in ihren Korb – das Abendessen war gesichert. Jan Waidelich aus Dobel nutzte den Spaziergang mit einem Profi „um meine Fragen zu Pilzen loszuwerden, die ich nicht kenne“.

Seit Kurzem nutzen mehr Menschen die Karlsruher Beratung

Wer Pilze gesammelt hat, aber nicht sicher ist, um welche es sich genau handelt, kann im Herbst immer montags zwischen 17 und 19 Uhr zur kostenlosen Pilzberatung im Naturkundemuseum Karlsruhe kommen.

Vergangene Woche habe die Nachfrage dort so richtig angezogen, berichtet Markus Scholler, der zusammen mit zwei weiteren Ehrenamtlichen von der Arbeitsgruppe Pilze des naturwissenschaftlichen Vereins vorgelegte Pilzfunde analysiert und bestimmt.

Die Besucher legten Pilze aus dem Schwarzwald, dem Bienwald und dem Hardtwald vor, zurzeit vor allem Speisepilze wie Krause Glucken oder Steinpilze.

Scholler betont, dass die Beratung aber „nicht nur dem Kochtopf dient“, sondern etwa auch erklärt wird, welche Funktion Pilze in der Natur haben oder „wie der schöne Pilz heißt, der im eigenen Garten wächst“.

Anrufe wegen Pilzvergiftungen kommen im Herbst jede Woche

Der Mykologe ist auch gefragt, wenn Menschen mit einer Pilzvergiftung im Krankenhaus landen. Mindestens einmal die Woche werde er im Herbst von Ärzten angerufen, um anhand von Pilzresten oder Mageninhalten, in seltenen Fällen auch anhand von ganzen Pilzen, zu bestimmen, was die Vergiftung verursacht hat.

In der Regel kommen die Anrufe nachts gegen zwölf, erzählt Scholler. Viele bereiteten die Pilze zum Abendessen zu, die Symptome treten laut Scholler dann etwa eine halbe Stunde nach dem Verzehr auf, dann gehe es ins Krankenhaus und bis dies den Pilzexperten konsultiert, vergeht wieder etwas Zeit.

Scholler bekommt die Pilze beziehungsweise die Überbleibsel dann „per Taxi“ nach Hause und analysiert sie je nach Zustand direkt daheim oder im Labor im Naturkundemuseum. Besonders gefährliche Doppelgänger habe der Champignon, sagt er. Da sei zum einen der Gift-Champignon, der Brechreiz und Unwohlsein verursache, aber auch der grüne Knollenblätterpilz, der tödlich sein kann.

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