„Wir warten“ steht neben einem in schwarzer Farbe gesprühten Galgenmännchen am Eingang zum Ettlinger Rathaus, „Maske = Fuck you“ am Durchgang zur Rathausbrücke und „No Homo“ an der Herz-Jesu-Kirche.
Ein 37-Jähriger hat sich in der Nacht zum Donnerstag mit der Sprühdose an der Ettlinger Verwaltung und weiteren Gebäuden sowie Wahlplakaten zu schaffen gemacht.
Neben Drohungen wie der am Rathaus waren laut Polizei auf Wahlplakaten auch „verschiedene Embleme mit rechtsextremem Hintergrund“ zu finden.
Mit Sturmhaube und Hund in Ettlingen unterwegs
Weil ein Zeuge ihn beobachtet und die Polizei informiert hatte, konnte der Mann noch in der Nacht in der Ettlinger Innenstadt festgenommen werden. Nach Polizeiangaben trug er eine Sturmhaube und hatte einen Hund dabei. Als ein Beamter ihn in der Hirschgasse unweit des Rathauses kurz nach Mitternacht stellte, ließ er den Hund los und wehrte sich heftig gegen die Festnahme.
Der Polizeibeamte erlitt so schwere Verletzungen, dass er seinen Dienst vorzeitig beenden musste. Mit Hilfe von drei Kräften des Kommunalen Ordnungsdienstes gelang es ihm schließlich, den Mann zu Boden zu bringen und ihm Handschellen anzulegen.
Anwohner in der Hirschgasse haben die Szene der Festnahme gegen halb eins in der Nacht direkt miterlebt. „In der Hirschgasse waren Rufe zu hören: ,Bleib endlich stehen!’“, berichtet einer von ihnen den BNN. „Dann war ein Aufprall zu hören, offenbar sind Polizist und Verfolgter hingefallen.“
Er hat immer wieder versucht, sich zu wehren.Eine Augenzeugin der Festnahme
Schließlich sei ein Streifenwagen mit Blaulicht gekommen und weitere Polizisten. „Er hat immer wieder versucht, sich zu wehren und wurde dann in ein Polizeiauto verfrachtet“, erzählt eine weitere Augenzeugin.
Saftige Rechnung und mögliche strafrechtliche Konsequenzen
Der 37-Jährige wurde auf die Polizeiwache gebracht und kam später wieder auf freien Fuß. Ein Alkoholtest ergab einen Wert von zwei Promille. Den Mann erwartet nun eine saftige Rechnung: Die Entfernung seiner Schmierereien kann mehrere Tausend Euro kosten.
Zudem drohen strafrechtliche Konsequenzen wegen Körperverletzung, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung. Inwiefern der Inhalt seiner Schmierereien strafrechtlich relevant ist, konnte die Polizei am Donnerstag noch nicht sagen.
Im Rathaus zeigt man sich wütend und geschockt nach dem Vorfall. Am Rathaus und an Kirchen sei so etwas noch nicht vorgekommen, so eine Sprecherin. „Bislang waren solche Gebäude immer tabu.“ Man habe Anzeige erstattet.
Einfach nur blöd, lästig und nervig.Johannes Arnold, Oberbürgermeister Ettlingen
Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) kommentiert auf Facebook: „Einfach nur blöd, lästig und nervig (...) und vor allem Sachbeschädigung.“ Er hoffe, dass die Schmierereien den Täter teuer zu stehen kommen werden.
Polizei sucht weitere Geschädigte
Das Polizeirevier Ettlingen hat die Ermittlungen in dem Fall aufgenommen. Die Polizei bittet mögliche weitere Geschädigte, sich zu melden unter der Nummer (0 72 43) 3 20 00.