Für Einzelhändlern Katarina Brnada war am Samstag Ostern, Weihnachten und Geburtstag zugleich. Eine Ettlinger Kundin orderte bei „sunshine Kindermoden“ für die drei Enkel, die mit den Eltern nach einem längeren Aufenthalt in Shanghai nach Frankfurt zurückkehren, Hosen, Pullis, T-Shirts, Hemden und Jacken für den Neustart in der Heimat.
„Die Pakete sind raus als Überraschung für die Familie“, erzählt Brnada. Der üppige Einkauf der Großmutter war einer der Lichtblicke im Weihnachtsgeschäft, das zumindest für den stationären Handel am Mittwoch endet. Dann müssen zum zweiten Mal im Corona-Jahr die Schotten dichtgemacht werden, und das ausgerechnet im normalerweise umsatzstarken Advents-Schlussspurt.
Bücher sind die klassischen Geschenke auf den letzten Drücker.Monika Hirsch, Buchhändlerin
Monika Hirsch von der „Abraxas“-Buchhandlung, bei der die Kunden am Montag Schlange vor dem Geschäft stehen, nimmt die neuerliche Schließung einigermaßen gelassen. „Bücher sind natürlich die klassischen Geschenke auf den letzten Drücker. Jetzt liefern wir sie eben aus und nehmen nur noch die Online-Bestellungen unserer Kunden an.“
Es gebe ja die Erfahrungen damit aus dem Frühjahr. Skeptisch ist die Geschäftsfrau, ob wirklich nach dem 10. Januar wieder geöffnet werden darf. „Ich befürchte eher, dass nicht.“
Unsicherheit über die Zukunft des Einzelhandels
Auch Werner Löffler, der gerade vor ein paar Wochen sein Sportgeschäft in der Marktpassage erweitert hat, ist unsicher, was die Zukunft des Einzelhandels in kleineren Städten wie Ettlingen anbelangt. „Wenn Strukturen erst mal kaputt sind, kann man die nicht mehr aufbauen“, sagt er. Der Verkauf im Advent sei dank der größeren Fläche und dem erweiterten Sortiment „ganz gut gelaufen“. Dennoch sei noch viel Winterware auf Halde- von Skibekleidung über Oudoor-Jacken bis zu Mützen und Handschuhen. „Was machen wir mit denen, wenn wir erst Mitte oder gar Ende Januar wieder starten dürfen?“
Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft ist eine Katastrophe.Christian Rissel , Chef der Werbegemeinschaft
Ähnlich sieht das Geschäftsmann Christian Rissel, der zugleich auch Sprecher der Ettlinger Werbegemeinschaft ist, dem Zusammenschluss der Händler. „Ein Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft ist eine Katastrophe.“ Die Branche habe im Dezember stets den umsatzstärksten Monat des Jahres. Geklärt werden müsse, mit welcher Unterstützung der Handel wirklich rechnen könne.
Er werde sich die nächsten Tage „voll aufs Online-Geschäft“ beim Schuhverkauf konzentrieren, wisse aber, „dass die Versanddienstleister schon am Anschlag sind“. Frequenz habe in den vergangenen Tagen die Stiefel-.Rallye für Kinder des Stadtmarketings und der Werbegemeinschaft gebracht. „Gut, dass die noch möglich war und wir darauf nicht verzichtet haben.“
Kunden verschenken gerne Geld statt Waren
Wenig überrascht über die Entscheidung der Bundes- und Landesregierung zeigt sich Rainer Behringer, Geschäftsführer des Modehauses Streit: „Es war doch klar, dass die etwas machen müssen.“ Am Montag hat er noch gut zu tun. Kundin Brigitte Papp etwa kauft Nachthemden ein, sagt aber: „Ich werde dieses Weihnachten mehr Geld verschenken und weniger Päckchen packen.“ Sie unterstütze bewusst schon die ganze Zeit den örtlichen Handel.
„Heute ist die Hölle los“, berichtet auch Simone Durm aus ihrem Geschäft am Neuen Markt. Es verkaufe sich einfach alles: Schals, Hemden, Mäntel. Bestellungen würden den Kunden nach dem Mittwoch weiter nach Hause gebracht, man sei telefonisch erreichbar. „Als mir eine Krankenschwester vor ein paar Tagen erzählt hat, was bei ihr in der Klinik los ist, war mir klar, ohne einen weiteren Lockdown werden wir’s nicht schaffen“, erzählt die Geschäftsfrau.
Christine Schantze von der Boutique Riedel und Schatz in der Leopoldstraße hat mit den harten Beschränkungen „eigentlich erst zwischen den Jahren“ gerechnet. „Irgendwie bin ich schon schockiert“. Es bleibe nur, jetzt das Beste aus der Situation zu machen. Die Winterware habe man stark reduziert und freue sich auf ein besseres Frühjahr. Erste modische Vorboten seien schon da.