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Wohnbaugenossenschaft

Eklat bei der Ettlinger Alba: Aufsichtsratsvorsitzender Oehler schmeißt hin

Damit hatte niemand gerechnet: Nach zwölf Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender der Alba Wohnungsbaugenossenschaft Ettlingen hat Eberhard Oehler den Bettel hingeworfen. Was ist passiert?

Neubau in der Adolf-Kolping-Straße
Der Neubau in der Adolf-Kolping-Straße ist das größte Projekt der Alba Baugenossenschaft Ettlingen. Die alten Gebäude wurden bereits abgerissen. Foto: Julia Trauden

Knall auf Fall das Handtuch geworfen hat der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende der Alba Baugenossenschaft Eberhard Oehler.

Bei der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend in der Buhlschen Mühle erklärte er überraschend seinen Rücktritt, packte seine Sachen und verließ wortlos den Raum.

Einer der Hintergründe soll ein anonymer Brief gewesen sein, in dem ihm „Vetternwirtschaft“ vorgeworfen wurde. Konkret kreidete man Oehler an, dass er nicht verhindert habe, dass zwei Schwestern im Aufsichtsrat sitzen (eine von ihnen ist inzwischen ausgeschieden).

Oehler wiederum argumentierte, er habe das beim Bundesverband der Wohnungswirtschaft in Berlin abgeklärt. Von dort sei die Auskunft gekommen, das sei kein Problem, da die Schwestern nicht unter einem Dach lebten.

Über das anonyme Schreiben hinaus, das, wie Oehler unserer Redaktion im Nachgang sagte, das „Tüpfelchen auf dem I“ gewesen sei, soll es auch Unstimmigkeiten zwischen dem Alba-Vorstand und dem Aufsichtsrat gegeben haben. „Die haben sich auf meine Gesundheit ausgewirkt.“

Technischer Vorstand sollte nicht weiter beschäftigt werden

Offensichtlich entzündeten sich die atmosphärischen Störungen daran, dass der Aufsichtsrat vor einigen Wochen einstimmig beschlossen hatte, den technischen Vorstand der Alba nach Ablauf seines Vertrages zum 30. Juni 2022 nicht mehr neu zu bestellen.

Das anonyme Schreiben war das Tüpfelchen auf dem I.
Eberhard Oehler, Alba-Aufsichtsratsvorsitzender

Damit soll der Vorstand und Geschäftsführer der Alba, Wolfgang Schmid, nicht einverstanden gewesen sein. Im Nachgang der Mitgliederversammlung sagte Schmid dazu, man habe erst sehr kurzfristig und auch nur mündlich erfahren, dass der Aufsichtsrat den technischen Vorstand nicht mehr wolle.

„Wir brauchen das auf jeden Fall schriftlich“, so Schmid. Außerdem sei er auf seinen technisch versierten Kollegen bei den aktuellen großen Bauprojekten der Alba angewiesen. „Da fehlt plötzlich ein wesentlicher Baustein.“

Versetzung innerhalb der Stadt wirft Fragen auf

Der technische Vorstand ist hauptberuflich bei der Stadt Ettlingen beschäftigt. Aus dem Bauordnungsamt, in dem er seit vielen Jahren arbeitete, wurde er, wie Baubürgermeister Moritz Heidecker (parteilos) den BNN bestätigte, vor einiger Zeit ins Bauamt versetzt und kümmere sich jetzt um den barrierefreien Ausbau von Bushaltestellen.

„Wir brauchten dort einen Mann vom Fach“, so Heidecker. Dass Grund für die Versetzung Nebentätigkeiten gewesen sind, wollte Heidecker weder bestätigen noch dementieren: „Ich äußere mich grundsätzlich nicht zu Gerüchten.“

Über die Versetzung hatte Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) als oberster Personalchef der Stadt auch schon den Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung auf eine Anfrage hin informiert, ohne eine nähere Begründung dafür zu geben.

Er sei versetzt worden, weil im Bauamt jemand benötigt wurde, ließ der technische Vorstand auf Anfrage unserer Redaktion wissen. Er verhehlte nicht, dass es ein Planungsbüro auf seinen Namen gebe. „Dort arbeitet aber zurzeit niemand.“

Im Übrigen widersprach er der Darstellung, sein Vertrag als technischer Alba-Vorstand sei Ende Juni ausgelaufen. „Ich wurde bestellt am 25. Februar 2021 für drei Jahre.“

Ich halte die Gerüchte für Blödsinn.
Wolfgang Schmid, Alba-Geschäftsführer

Alba-Chef Schmid erklärte, von der Versetzung seines Vorstandskollegen innerhalb der Stadtverwaltung Ettlingen wisse er nichts. Die Gerüchte über Nebentätigkeiten kenne er, „ich halte sie aber für Blödsinn“.

Aufsichtsrat fühlt sich schlecht informiert

Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Oehler sagte, er sehe das Vertrauensverhältnis zum Vorstand gestört. So verstehe er nicht, warum trotz einstimmigen Votums des Aufsichtsrats der technische Vorstand weiter beschäftigt worden sei.

Aus dem Aufsichtsrat ist zu hören, dass man sich vom Vorstand gerade beim zehn Millionen Euro teuren Neubau-Projekt in der Adolf-Kolping-Straße teilweise schlecht informiert fühle.

Weiteres Aufsichtsratsmitglied in Ettlingen zieht sich zurück

„Wir wollten dort eher etwas auf die Bremse treten, weil die Baupreise so davon galoppieren. Der Geschäftsführer und der technische Vorstand wollten das aber nicht“, so ein Mitglied, das namentlich nicht genannt werden wollte.

Neben Eberhard Oehler legte in der Mitgliederversammlung auch Gertrud Brenk ihr Aufsichtsratsmandat nieder. An sie war ebenfalls ein anonymer Brief gegangen. Nachgewählt wurden ins Gremium Lorenzo Saladino und Eugen Kling.

Über den neuen Aufsichtsratsvorsitzenden soll in einer weiteren Zusammenkunft entschieden werden (Bericht über das Geschäftsjahr und den wohnungspolitischen Ausblick der Alba folgt).

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