
Stolpersteine, eine deutschlandweite Aktion des Künstlers Gunter Demnig, sollen im Stadtbild an das Schicksal der von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen erinnern.
Damit man auch wirklich über sie „stolpert“, müssen die Namen auf den Messingplatten sichtbar sein und das bedeutet, sie sollten regelmäßig von Staub und Schmutz befreit werden.
Eine solche Putzaktion mit Eimer und Lappen fand am Mittwochabend in der Ettlinger Innenstadt und in Bruchhausen statt. Aufgerufen dazu hatte das Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis.
Ettlinger Bündnis sucht Paten für die Stolpersteine
Dessen Vertreter und Initiator der Reinigungsaktion, Dieter Behringer, blickt zufrieden auf das Erreichte, doch er rastet nicht in dem Bemühen, die Vergangenheit lebendig zu erhalten: „Wir suchen Patinnen und Paten für neue Stolpersteine, doch wir hatten bisher keine Probleme, welche zu finden.“
Es kostet 132 Euro, wenn man mithilft, dass ein verfolgter einstiger Mitbürger nicht vergessen wird. Begonnen wurde 2010 in Ettlingen mit der Verlegung der ersten Steine durch Demnig persönlich.
Bisher gibt es 42 Stolpersteine in der Stadt, die man auf einem durch eine Broschüre gut dokumentierten Rundgang an insgesamt 25 Standorten sehen kann.
Das Schicksal der Betroffenen ist in den entsprechenden Archiven sorgfältig recherchiert worden und stößt auf lebhaftes Interesse in der Bevölkerung. So auch bei den etwa 25 Teilnehmern an der Putzaktion.
Margit Steinhübel macht nicht das erste Mal mit: „Diese Initiative ist genau in meinem Sinne. Es ist wichtig, den Opfern ihre Würde wiederzugeben.“ Auch Martine Ziebula nimmt gerne den Putzlappen in die Hand: „Gerade in der heutigen Zeit muss man die Erinnerung wachhalten.“
Ich finde es großartig, dass Menschen ihre Zeit opfern, um die Geschichte der in der Nazi-Zeit ermoderten Mitbürger nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.Arno Neubauer
Teilnehmer der Putzaktion
Arno Neuber ist das erste Mal bei einer Stolperstein-Reinigung dabei. Ihn hat das bürgerschaftliche Engagement gelockt, das damit verbunden ist. „Ich finde es großartig, dass Menschen ihre Zeit opfern, um die Geschichte der in der Nazi-Zeit ermordeten Mitbürger nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“
Von den 42 Stolpersteinen, die es in Ettlingen gibt, erinnern 18 an Menschen, die der Euthanasie zum Opfer fielen, 16 an jüdische Mitbürger und acht an sowjetische Zwangsarbeiter.
Schicksal einer jüdischen Großfamilie setzt Historikerin zu
Vor dem Haus Marktstraße 6 machte die Gruppe dann zunächst einmal Halt. Hier galt es, gleich mehrere Steine wieder zum Glänzen zu bringen. In dem Haus, heute ist dort ein asiatisches Restaurant, lebte die große jüdische Familie Spielmann, die aus Polen zugewandert war.
Deren Schicksal zeichnete vor dem Haus die Historikerin Gundula Axelsson nach, die eine Publikation über die Nachkriegszeit im Auftrag des Landratsamtes Karlsruhe vorbereitet. Sie erzählte davon, wie nahezu alle Spielmanns ermordet wurden oder als verschollen gelten.
Nur Hermann Spielmann konnte als Kind flüchten und starb 1977 in England. „Die Beschäftigung mit der Familie Spielmann hat mir sehr zugesetzt“, gibt die Historikerin zu.