Auf der Wendeltreppe im Ettlinger Museum sind Stimmen zu hören. Oben angekommen, geht ein Pärchen gerade aus der Karl-Hofer-Ausstellung weiter in Richtung Empore über dem Rittersaal. Der Vater hat seine Tochter auf dem Arm.
Das schlechte Wetter war der Grund am Sonntagmittag ins Museum zu fahren, erzählt er.
Die junge Familie aus Remchingen sei bislang noch nie hier gewesen. „Wir haben Beschäftigung für unsere Kleine gesucht“, erzählt der Mann. Inzwischen fahre man dafür immer weitere Wege. „Es war einfach ohne Test, da konnten wir spontan kommen“, ergänzt die Mutter.
Kein zusätzlicher Aufwand vor dem Besuch
Seit Mitte vergangener Woche darf das Stadtmuseum Besucher auch ohne Nachweis einlassen. „Der Zulauf am ersten Öffnungswochenende nach dem Lockdown war sehr gut, trotz Nachweis-Pflicht.
Danach war die Resonanz eher verhalten“, resümiert Museumsleiterin Daniela Maier. Wer nicht geimpft oder genesen sei, der habe bislang einen organisatorischen Aufwand gehabt.
Jetzt kann man wirklich spontan ins Museum gehen.Daniela Maier, Museumsleiterin des Museums Ettlingen
„Ich freue mich, dass diese Pflicht jetzt entfällt“, sagt sie. „Jetzt kann man wirklich spontan ins Museum gehen.“ Hygieneauflagen wie Maske und Abstand seien die Besucher inzwischen aus dem Alltag gewohnt.
Sonderausstellung konnte zwei Mal verlängert werden
Das Stadtmuseum beheimatet noch bis Ende Juni eine Sonderausstellung. Zu sehen sei die bereits seit Anfang Oktober. Knapp einen Monat später musste das Museum schließen. Im März war für nur eine Woche geöffnet.
„Zum Glück konnten wir die Ausstellung zwei Mal verlängern“, betont Maier. So hätten die Besucher jetzt noch Gelegenheit „Bilder spröder Schönheit“ von Karl Hofer zu sehen. Das weitere Jahr plane man ebenso optimistisch.
„Es ist viel schwieriger von einer nicht vorhandenen Planung zu starten, als die Türen zu schließen“, so Maier.
Zwei Bereiche sind vorerst noch geschlossen
Die Kombination aus sommerlichen Temperaturen und Lockerungen habe viele Besucher abgehalten, sagt auch Dietmar Tomschy, der im Stadtmuseum unter anderem Führungen macht. „Der Appetit auf Kultur kommt noch“, ist er sicher. Einige der Stammkunden habe er inzwischen wieder im Haus gesehen.
„Auch wir müssen den Betrieb langsam hochfahren“, ergänzt Tomschy. So seien etwa das Musik- und Uhren-Kabinett sowie die Archäologische Abteilung noch geschlossen.
Diese seien schwerer mit den Corona-Vorgaben in Einklang zu bringen - etwa wenn eine Art Einbahnstraße geschaffen werden muss, um Begegnungen zu verhindern. Das soll sich aber bald ändern, ist Tomschy zuversichtlich.
Ich habe heute Morgen bemerkt, dass ich noch gar nicht im Museum war, seit ich geimpft bin.Tatjana Knüsel, Besucherin
Die Werke von Karl Hofer hängen am Sonntag noch eher einsam in den Räumen. Dazwischen steht Tatjana Knüsel und betrachtet das Stillleben „Blumenstrauß“. Auch ihre Entscheidung für den Ausstellungsbesuch war kurzfristig. „Ich habe heute Morgen bemerkt, dass ich noch gar nicht im Museum war, seit ich geimpft bin“, erzählt sie.
Dass die Nachweise weggefallen seien, darauf habe sie gar nicht geachtet. „Ich schaue immer, dass ich die wichtigen Ausstellungen sehe“, so Knüsel. Ins Museum gehe sie am liebsten alleine. Da könne sie die Bilder ganz in Ruhe anschauen.
Ettlinger Innenstadt ist eher verlassen
Nach und nach finden vereinzelt Besucher den Weg ins Schloss. Durch die Stille dringen hier und da Gesprächsfetzen zwischen Gästen und Museumsaufsicht. Vor dem Eingang suchen ein paar Jugendliche Schutz vor den Regentropfen.
Vom Sommer ist am Sonntag wenig zu spüren in der Innenstadt. Die sonst übliche Schlange vor den Eisdielen bleibt aus. Auch an der Alb fehlen ohne die Sonne die Menschen.