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Blick in die Fußgängerzone

Ettlinger Einzelhandel: Corona-Effekt bleibt bislang aus

Alleine wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie musste in Ettlingen noch kein Laden schließen. Es gibt aber andere Gründe, warum einige Geschäfte demnächst dicht machen, andere umziehen und ein weiterer seine Fläche vergrößert. Ein Überblick.

Außenansicht des Geschäfts Leder Baltrock in der Ettlinger Leopoldstraße.
Die hohe Miete war ausschlaggebend: Leder Baltrock, seit 25 Jahren in der Ettlinger Leopoldstraße, schließt zum Jahresende komplett. Foto: Julia Trauden

Der Kiosk an der Ecke zum Neuem Markt ist bereits ausgeräumt, der Juwelier Siegwarth zieht demnächst beim Augenoptiker „Einblick” an der Ecke zur Entengasse ein und „Leder Baltrock” in der Leopoldstraße lässt nach 25 Jahren in der Fußgängerzone endgültig die Rollläden runter: In der Ettlinger Innenstadt ändert sich manches.

Die Corona-Pandemie spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Christian Rissel, der Vorsitzende der Ettlinger Werbegemeinschaft, kann sich aber vorstellen, dass einige die Folgen der Krise nur verschleppen.

Die Urkunde, die an der Wand hinter der Verkaufstheke bei „Leder Baltrock” hängt, zeugt noch von besseren Zeiten: 1999 wurde Inhaber Fernando Baltrock von der Werbegemeinschaft als „freundlichster Verkäufer der Ettlinger Innenstadt” ausgezeichnet. Jetzt hat er sich nach zwei Jahrzehnten entschlossen, seinen Laden Ende 2020 zuzumachen.

Schon länger habe er mit diesem Gedanken gespielt, erklärt Baltrock. Die hohe Miete in der Leopoldstraße war am Ende ausschlaggebend, zusammen mit den starken Umsatzeinbußen durch Corona. Zudem habe die Konkurrenz durch den Internethandel in den letzten Jahren das Geschäft erschwert.

„Buchfixx” schließt Ende August nach 20 Jahren

Leder Baltrock ist nicht das einzige Geschäft, das nach vielen Jahren in der Innenstadt dicht macht. Auch die Buchhandlung „Buchfixx” gegenüber von Thalia schließt Ende August. Nach 20 Jahren in der Buchhandlung will Inhaberin Andrea Wuttke-Haertel kürzer treten. Einen VW-Bus hat sie sich gekauft, mit dem sie Europa bereisen möchte.

„Die Entscheidung ist schon im November oder Dezember 2019 gefallen”, sagt die Buchhändlerin. Wer nach ihr einziehen wird, weiß sie noch nicht. Ein Telefonanbieter und ein Maklerbüro hätten Interesse angemeldet.

Sport Löffler vergrößert seine Fläche

Neben Schließungen gibt es in der Innenstadt auch Umzüge: Die Boutique „Per Me”, früher gegenüber der Martinskirche, befindet sich nun an der Ecke Entengasse-Martinsgasse. Wer in das leer stehende Gebäude am ehemaligen Standort einzieht, steht noch nicht fest.

Einen Einzelhändler als Nachfolger zu finden, sei derzeit auch gar nicht so einfach, erklärt Sabine Süß, Leiterin des Ettlinger Amts für Marketing und Kommunikation. Zu unsicher sie die Lage - niemand könne ausschließen, dass es erneut zu einem Corona-Lockdown komme.

Für die Wäscheboutique „La Finesse”, die Anfang Juli von der Marktpassage in die Albstraße umgezogen ist, hat sich derweil schon ein Nachfolger gefunden: Sport Löffler, der sein Hauptgeschäft am Marktplatz hat, vergrößert in die Passage hinein seine Fläche mit einem Durchbruch in die ehemaligen Räume von „La Finesse”.

„La Finesse” wieder in der Albstraße

Für Birgit Pfromm, die in dem Geschäft seit mehr als 30 Jahren mitarbeitet, ging es mit dem Umzug in die Albstraße „zurück nach Hause”.

Denn bevor der Laden vor rund zehn Jahren in die Marktpassage zog, hatte er schon 20 Jahre in der Albstraße geöffnet. Im selben Haus, in dem das Geschäft auch jetzt wieder zu finden ist.

Ich bin dankbar, dass ich nicht ganz schließen musste.
Peter Siegwarth, Juwelier

Man habe es ruhiger angehen lassen wollen, erklärt Pfromm den Rückzug in die Seitenstraße. „Wir wollten die Öffnungszeiten nicht mehr so gestalten, wie das in der Innenstadt erforderlich ist.” Montags hat Finesse am neuen Standort immer geschlossen, Samstags macht der Laden schon um 13 Uhr zu.

Umzug wegen Baustelle

Eher unfreiwillig umgezogen ist Peter Siegwarth mit seinem Juwelierladen: Sein Geschäft am Marktplatz muss er nach gut 40 Jahren wegen der Sparkassen-Baustelle aufgeben.

Wir wollten die Öffnungszeiten nicht mehr so gestalten, wie das in der Innenstadt erforderlich ist.
Birgit Pfromm, „La Finesse”

Unterschlupf findet er ab 5. September beim Optiker „Einblick” an der Ecke Entengasse-Marktstraße. „Ich bin dankbar, dass ich nicht ganz schließen musste”, sagt Siegwarth.

Buchhändlerin Andrea Wuttke-Haertel steht in ihrer Buchhandlung „Buchfixx” in Ettlingen.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Nach 20 Jahren schließt Inhaberin Andrea Wuttke-Haertel ihre Buchhandlung „Buchfixx” in der Ettlinger Innenstadt. Foto: Julia Trauden

Kritik übt er an Oberbürgermeister Johannes Arnold und der Werbegemeinschaft. Es fehle an einem Gesamtkonzept für den Einzelhandel, an der richtigen Mischung von Angeboten. „Momentan kommt ja ein Café nach dem anderen.”

Außerdem seien die Baustellen ein Hindernis für Händler. Wegen der Sparkassen-Baustelle zog neben Siegwarth unter anderem auch das TUI-Reisecenter um. Der Pressekiosk an der Ecke zum Neuen Markt hat komplett dichtgemacht. Er kommt nicht zurück.

Chef der Werbegemeinschaft fürchtet verzögerte Krisen-Wirkung

Dass zum Jahresende noch einige weitere Läden aufgeben müssen, befürchtet Christian Rissel, der Vorsitzende der Ettlinger Werbegemeinschaft. Durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis Ende September könnte sich der Effekt der Krise verzögern. So stark wie in einer Großstadt würde der Ettlingen Einzelhandel aber durch die Pandemie höchstwahrscheinlich nicht getroffen.

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