Eigentlich zählen Katheter und Biopsie-Geräte für Gewebeentnahmen zum Kerngeschäft von Moritz Becht. Der 28-Jährige ist Chef der Firma BechTec, die Alten- und Pflegeheime mit Urologiebedarf beliefert. Die Pandemie verlegte den Fokus des Jungunternehmers 2021 aber auf Corona-Schnelltests. Becht und sein Bruder waren die ersten, die in Ettlingen eine Corona-Teststation betrieben.
Um das Weihnachtsfest für Familien sicherer zu gestalten, stellten die beiden schon im Dezember 2020 ein Testzelt mit geschultem Personal in Ettlingenweier auf. Hier konnte für 25 Euro jeder einen Corona-Abstrich machen lassen.
Nach den Festtagen pausierte das Testzentrum und öffnete Ende Januar wieder, allerdings am neuen Standort in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt im Karl-Still-Haus.
„Wir haben jeden Tag Anrufe bekommen, ob wir noch testen“, erklärt Moritz Becht, warum er sich für die Wiedereröffnung entschieden hat.
Stadtverwaltung bat Becht um Unterstützung
Kurz darauf bittet ihn die Stadtverwaltung um Unterstützung. In der Albgauhalle soll ein großes Testzentrum entstehen, betrieben von BechTec in Kooperation mit Apotheken und Ärzten.
Anfangs richtet sich das Angebot nur an Lehrkräfte, Erzieher und Schüler, mit der Einführung der kostenlosen Bürgertests für alle im März wird es ausgedehnt.
Ich hatte Sorge, dass alle Testzentren jetzt unter Generalverdacht gestellt werden.Moritz Becht, Betreiber der ersten Ettlinger Corona-Schnelltest-Station
Parallel entstehen auch an anderen Orten Schnelltest-Zentren. „Im ersten Moment habe ich mich gefreut, dass es flächendeckender war“, erzählt Moritz Becht. Richtig geärgert hat sich der 28-Jährige, „als herauskam, dass bei einigen Anbietern massiv betrogen wird“.
Die Anbieter nehmen Geld vom Bund für Tests, die sie gar nicht gemacht haben. „Ich hatte Sorge, dass alle Testzentren jetzt unter Generalverdacht gestellt werden“, erklärt Becht. Also auch seine. „Das war aber zum Glück nicht so. Da tat uns auch die Zusammenarbeit mit der Stadt gut.“
An Ostern 2021 kommen 1.000 Testwillige - im September nur noch 30
Als Konsequenz aus den Betrugsfällen kürzt der Staat die Zahlungen für Tests an die Anbieter. Finanziell ist das Geschäft mit den Abstrichen nun nicht mehr so attraktiv. Für Moritz Becht kein Grund aufzuhören. „Ich hätte es schäbig gefunden, die Zelte abzubrechen, nur weil wir weniger Geld kriegen.“
Außerdem hat Becht viel Personal eingestellt. 50 Mitarbeiter, darunter auch Angestellte aus der Gastronomie, die pandemiebedingt kein Einkommen haben, nehmen die Abstriche in der Albgauhalle. Im stärksten Tag, dem Karsamstag, werden dort 1.000 Menschen getestet.
Ende August und im September sind es nur noch rund 30 täglich. Ende September endet mit der Testung von Schülern vor Ferienende die Arbeit von BechTec in der Halle. Zwar fragt die Stadt im November noch einmal an, aber da gibt es schon genügend andere Testanbieter.
„Eine Pionierrolle haben wir gerne übernommen“, sagt Becht, später habe man das Feld aber den anderen überlassen wollen. In einer Handvoll Ettlinger Firmen testen die nunmehr nur noch drei auf Tests spezialisierten BechTec-Mitarbeiter im Dezember noch. Die Kosten tragen die Firmen selbst.