Mit einem wachen Blick schaut das Mädchen geradeaus, die linke Hand hebt sie lässig zum Peace-Zeichen. In der Ecke rechts von ihr sitzt ein Teddy, im Hintergrund strahlt die Sonne.
Es ist ein ganz persönliches Werk, mit dem Rudi Bannwarth aus Ettlingenweier die Jury beim Europäischen Gestaltungspreis für Holzbildhauer überzeugt hat. Die aus Lindenholz geschnitzte Figur soll seine 13-jährige Tochter darstellen, die vom Kind zur Frau wird.
„Sie ist neugierig auf Morgen“, sagt Bannwarth, und verrät damit gleich das Motto des Wettbewerbs, den die Landesinnung für Holzbildhauer alle drei Jahre auslobt.
Mehr als 80 Holzbildhauerinnen und Holzbildhauer aus ganz Europa haben sich mit ihren Werken zum Thema „Neugierig auf Morgen“ beworben. 50 kamen in die engere Auswahl, darunter 16 Nachwuchskünstler bis 26 Jahre und 34 Profis.
Ihre Werke werden noch bis 1. Mai im Obergeschoss des Regierungspräsidiums Karlsruhe in der Karl-Friedrich-Straße 17 ausgestellt. Dort fand am Donnerstagabend auch die Preisverleihung statt.
Nachwuchspreis geht an Karlsruher Bildhauer
Neben dem mit 3.000 Euro dotierten Hauptpreis für Rudi Bannwarth wurde auch ein Nachwuchspreis (2.500 Euro) verliehen. Er ging an Hannes Mussner aus Karlsruhe für sein Werk „Es werde Licht“: eine Holzskulptur, die eine Frau mit einem Speer in der Hand und einem Astronautenhelm auf dem Kopf zeigt.
Die zwei Jahre Corona-Pandemie seien eine „existenziell schwierige Zeit für die Künstler“ gewesen, jetzt gehe es darum, einen positiven Blick in Zukunft zu werfen, erklärte Landesinnungsmeister Martin Schonhardt das Motto des Wettbewerbs.
Die ausgewählten Werke versprühten eine „zuversichtliche Neugier auf Morgen“, sagte Regierungspräsidentin Sylvia Felder bei der Preisverleihung. „Diese Neugierde lebt trotz Corona und Krieg in Europa.“
Patrick Rapp, Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, betonte die Rolle des Handwerks als „stabilisierender Faktor in unserer Gesellschaft“. Die Ausstellung sei ein „Aushängeschild“ für das Handwerk.
Bannwarths Werk mit dem Titel „Ich bin bereit! Morgen kann kommen“ treffe „unglaublich gut die Stimmung eines jungen Mädchens auf der Schwelle zum Erwachsenwerden“, begründete Martin Schonwardt die Entscheidung der Jury. Darüber hinaus lobte er die „sehr gute Farbkombination“ und die „souveräne künstlerisch-handwerkliche Ausführung“.
Sozialkritische Krippen des Ettlinger Holzbildhauers sind bekannt
Bannwarth ist ein alter Hase im Geschäft. Mit seinen außergewöhnlichen Krippen, die die biblische Geschichte in die heutige Zeit versetzen und damit immer ein Stück Sozialkritik verbinden, wurde der heute 59-Jährige auch bundesweit bekannt. Eine davon, die „Knastkrippe“, steht in der Justizvollzugsanstalt in Karlsruhe.
In Ettlingen hat Bannwarth die Figuren für die Weihnachtskrippe auf dem Marktplatz kreiert. Außerdem hat er für die Bruchhausener, die im Volksmund auch als „Froschbacher“ bezeichnet werden, eine Froschskulptur erstellt, die den Brunnen am Ortseingang schmückt.
Ein neues Werk für Ettlingen habe er aktuell nicht geplant, sagt Bannwarth – die Citykrippe in Karlsruhe ist sein aktuelles Projekt. Sie wird in der Kirche St. Stephan aufgestellt und soll über die Jahre immer größer werden. Bannwarth will sich darin wieder mit aktuellen Themen auseinandersetzen. Die ersten Figuren hat er schon in der Mache: „Eine Flüchtlingsfrau als Maria und ein Reporter als Engel.“
Service
Die Ausstellung im Regierungspräsidium ist noch bis 1. Mai täglich – auch an den Wochenenden – jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Nur von Karfreitag bis Ostersonntag ist geschlossen. Der Eintritt ist frei.