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Rivalisierende Jugendgruppen

Ettlinger Schloss verunstaltet: Schmierereien von Polizistenbeleidigung bis Hakenkreuz

Das prominenteste Gebäude Ettlingens attackieren Unbekannte mit Sprühdosen. Am Ettlinger Schloss wurde bereits in Serie Sachbeschädigung verübt. Ist Frust aus der Corona-Pandemie Schuld?

Schlossfassade mit Graffiti
Schmierereien am Schloss: Auf der Rückseite, wo Jagdgöttin Diana steht, kamen jüngst weitere Sachbeschädigungen an der Fassade hinzu. Foto: Rainer Obert

Ausgerechnet das prominenteste Gebäude Ettlingens haben Sprayer im Visier. Am Schloss Ettlingen häufen sich die Schmierereien, zwei Fassadenseiten wurden bereits unübersehbar verunstaltet. Verwendete Zahlenkombinationen deuten auf Jugendgruppierungen hin.

Dass immer wieder Gebäude besprüht werden und das Entfernen der Sachbeschädigung dann zähneknirschend bezahlt werden muss, ist nicht neu. Am Ettlinger Schloss schlugen Täter in mehreren Etappen zu.

„Irgendwie wird es immer mehr“, meint Michael Benkeser, Abteilungsleiter Gebäudewirtschaft bei der Stadt Ettlingen. „Vielleicht hat auch die Corona-Pandemie einen Einfluss. Frust, keine Perspektive.“

Gruppe der 275er rivalisiert mit 316ern

Bei der Polizei blickt man hinter die Taten und versucht, die Zusammenhänge zu verstehen. „Wir haben Jugendgruppierungen, die sich nach der Postleitzahl definieren“, informiert Heike Umminger von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Karlsruhe.

In Ettlingen die 275er (nach der Postleitzahl 76275). Diese zeigen ein gewisses Revierverhalten, so rivalisierten die 275er mit den 316ern aus Malsch (Postleitzahl 76316), weiß die Ettlinger Polizei. Das 275 findet sich am Schloss, auch auf anderen Gebäuden in der Innenstadt. Eindeutig der Gruppe zuzuweisen sind Taten damit aber nicht.

Das wird deutlich, wenn man weiß, dass Angehörige der Malscher 316er am 3. Mai in Ettlingen aktiv waren. Zwei 14-Jährige besprühten an diesem Tag einen in der Innenstadt abgestellten AVG-Bus mit gelber Farbe. Ein aufmerksamer Zeuge alarmierte die Polizei, „sie wurden praktisch auf frischer Tat ertappt“, so Umminger.

Die Jugendlichen verwendeten ein Tag – quasi ein Signaturkürzel –, das sich auch an der Ettlinger Schlossfassade (dort in Blau) fand. Entsprechende blaue Farbantragungen an den Händen konnte die Polizei nachweisen. Ein Beweis ist das freilich nicht. „Es kann auch sein, dass gesprüht wird, um den Verdacht auf die andere Gruppe zu lenken.“ Es gebe einfach Rivalitäten und Provokationen unter den Gruppierungen. „Die Gruppenbildungen sind auch der Corona-Pandemie geschuldet“, so Umminger.

Jugendgruppierungen - aber keine Gangs

Schlossfassade mit Schmierereien
Die Schlossseite zur Rastatter Straße hin „zieren“ schon seit April Beleidigungen der Polizei (ACAB) und ein aus der Ettlinger Postleitzahl abgeleitetes Kürzel einer Jugendgruppierung. Foto: Rainer Obert

Diese sind kein spezielles Phänomen in Ettlingen und Umgebung. In der Karlsruher Südstadt etwa kenne man die Gruppierung der 137er. Die Gruppengrößen bewegten sich in der Regel im unteren zweistelligen Bereich, das Alter der Mitglieder reiche von etwa 14 bis 20 Jahren. Die Polizei spricht bewusst nicht von Gangs, denn gewalttätige Auseinandersetzungen sehe man eigentlich nicht. In Fällen wie dem des besprühten Busses gehen auch Meldungen an die Eltern und Jugendämter.

Wenn es nicht weggemacht wird, werden es immer mehr.
Heike Umminger, Polizeipräsidium Karlsruhe

Unschön am Ettlinger Schloss sind insbesondere auch die Schmähung der Polizei mit ACAB (All Cops Are Bastards) sowie ein großes Hakenkreuz. Letzteres führt standardmäßig zu einer Meldung der Polizei an den Staatsschutz wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. „Wenn solche Schmierereien nicht weggemacht werden, werden es immer mehr“, so Polizeisprecherin Heike Umminger.

Schäden am Schloss kosten Stadt mindestens 2.500 Euro

„Wir versuchen, das so schnell wie möglich wegzumachen“, erklärt Michael Benkeser. Einen genauen Termin, wann der angefragte Malerbetrieb anfangen kann, habe man noch nicht. Die Stadt führe nicht Buch darüber, was an Geld für die Beseitigung von Schmierereien im Jahr aufgewendet wird. Es komme aber einiges zusammen.

Allein im aktuellen Fall Schloss werden die Kosten auf mindestens 2.500 Euro geschätzt. Ein Makel wird bleiben. „Die Fassade werden sie farblich so genau nicht hinbekommen“, es werde wohl weiter erkennbar sein, dass an den Stellen ausgebessert wurde. „Wir können ja nicht die ganze Fassade neu machen.“

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