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Gedenkstele enthüllt

Ettlinger Stadtfriedhof: Erinnerung an RAF-Terror-Opfer Georg Wurster

Vor 43 Jahren ermordeten RAF-Terroristen unter anderem Justizhauptwachtsmeister Georg Wurster. Ein Gedenkstele erinnert jetzt auf dem Ettlinger Friedhof an ihn. Sie wurde von Generalbundesanwalt Peter Frank und Oberbürgermeister Johannes Arnold enthüllt.

Zwei Männer, eine stehend, auf dem Ettlinger Firedhof. Im Hintergrund schaut Leonie Steppe zu.
Ein Kranz zu ehren von Georg Wurster: Generalbundesanwalt Peter Frank legt das Gebeinde an die Erinnerungsstele. Rechts OB Johannes Arnold Foto: Eveline Walter

Es ist fast eine familiäre Szene auf dem Friedhof, allerdings keine Beerdigung und kein Besuch eines Grabes. Gekommen ist aus Karlsruhe Generalbundesanwalt Peter Frank. Er will gemeinsam mit dem Ettlinger Oberbürgermeister Johannes Arnold eine Stele zur Erinnerung an Georg Wurster enthüllen.

Auf dem Ettlinger Stadtfriedhof liegt Justizhauptwachtmeister Wurster, der 1977 beim Attentat auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback in Karlsruhe eines von drei Anschlagsopfern war. „Wir sind heute hier, um Georg Wurster zu ehren als einen der oft namenlos bleibenden Opfer dieses Terroranschlags“, sagt Frank in seiner kurzen Ansprache.

Zuvor hat er nochmals den Ablauf des terroristischen Geschehens vor 43 Jahren geschildert: „Es ist der 7. April 1977 - Gründonnerstag. Gegen 9.10 Uhr steht die Limousine von Generalbundesanwalt Siegfried Buback an der Kreuzung Willy-Brandt-Allee/Moltkestraße. Mit ihm im Mercedes sind Fahrer Wolfgang Göbel und Justizhauptwachtmeister Georg Wurster.

Ein Motorrad hält neben dem Wagen an, eine Person auf dem Soziussitz eröffnet sofort mit einem halbautomatischen Gewehr das Feuer auf die drei Menschen im Mercedes. Am Tatort bleiben die Leichen von Buback und Göbel zurück. Das dritte Opfer stirbt Tage später im Krankenhaus.“ Der Beginn einer Mordserie der sogenannten Rote Armee Fraktion. Ziel der linksextremistischen Attentäter war, die freiheitlich-demokratische Grundordnung der noch jungen Bundesrepublik in ihrem Kern zu erschüttern.

Seit dem elften Lebensjahr in Ettlingen heimisch

Frank ging in knappen Worten auch auf die Vita des Ersten Justizhauptwachtmeisters ein: Der 1933 in Peterwardein/Serbien geborene Wurster habe nach der Vertreibung seiner Familie seit 1944 in Ettlingen gewohnt. Zunächst schloss er nach dem Besuch der Volksschule erfolgreich eine Lehre zum Kfz-Handwerker ab. Seit 1967 war er mit Unterbrechungen als Fahrer des Generalbundesanwalts eingesetzt gewesen. Bei seiner Ermordung war Wurster 43 Jahre alt. Er hinterließ seine Ehefrau und drei Kinder.

Frank begrüßt bei der Feier auf dem Friedhof ganz besonders die Witwe von Wurster und ihre erwachsenen Kinder. „Der Anschlag hat Ihnen - geehrte Angehörige - einen lieben und unersetzlichen Menschen für immer genommen. Mit diesem Verlust müssen Sie seit Jahrzehnten leben, wofür Ihnen unser ganzes Mitgefühl gebührt.“

Wir müssen wachsam sein gegenüber terroristischen Bedrohungen aus allen Richtungen.
Peter Frank Generalbundesanwalt

Danach geht Frank auf die Funktion der neuen Gedenkstele ein. Bei der Feier sind weitere hochrangige Vertreter der Justiz anwesend; unter anderem Bernhard Böhm, Abteilungsleiter im Bundesjustizministerium, und der frühere Generalbundesanwalt Kay Nehm. Die Stele solle daran erinnern, was Georg Wurster für den Staat Bundesrepublik Deutschland und damit für alle Bürger geleistet habe. Und Frank weiter: „Sie soll uns alle dazu aufrufen, die Werte unserer Gesellschaftsordnung zu schätzen.

Wir müssen wachsam sein gegenüber terroristischen Bedrohungen aus allen Richtungen.“ Die freiheitlich-demokratische Grundordnung werde durch die vielen namentlich unbekannten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Justiz- und Sicherheitsbehörden garantiert – durch aufrechte Menschen wie Georg Wurster.

Begrüßung durch OB Johannes Arnold

Vor dem Generalbundesanwalt spricht OB Arnold für die Stadt Ettlingen. Die neue Stele erinnere daran, dass Terrorismus näher sein kann, als man sich das denke und dies wünsche. Man verdränge leicht, dass der Tatort, wo der Ettlinger Bürger Georg Wurster angeschossen worden sei, wenige Kilometer von Ettlingen entfernt ist, sozusagen vor der eigenen Haustür.

Arnold erläuterte, wie es zu dem Beschluss kam die Stele auf dem Friedhof aufzustellen. Die Initiative sei vor drei Jahren am 40. Jahrestag des Anschlags von der Generalbundesanwaltschaft ausgegangen. Im Gemeinderat Ettlingen und bei der Familie Wurster sei das Anliegen sofort auf Zustimmung gestoßen.

Die Gedenkfeier nutzte Peter Frank auch zu einem persönlichen Gespräch mit der Witwe von Georg Wurster und weiteren Familienangehörigen. Es sei ein gutes Zeichen, dass Angehörige der so tragisch vom Schicksal betroffenen Familie heute ebenfalls dem Justizdienst angehörten.

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