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Appetithappen

Ettlinger Theaterfest gibt Vorgeschmack auf die neue Festspielsaison

Auf Tuchfühlung mit der Killerqueen und Ronja Räubertochter: In Ettlingen durften die Besucher beim Theaterfest ganz nah ran die Produktionen der Schlossfestspiele.

Öffentliche Probe: Auf der Schlosshofbühne sehen Besucher des Theaterfestes am Samstag Szenen der Produktion  „7 1/2 Cent – The Pajama Game“.
Auf der Schlosshofbühne sehen Besucher des Theaterfestes am Samstag Szenen der Produktion „7 1/2 Cent – The Pajama Game“. Foto: Tina Givoni

Die Zuschauer im Schlosshof lassen sich nicht lange bitten: Auf der Tribüne werden Rufe laut nach 7,5 Cent mehr. „7 1/2 Cent – The Pajama Game“ heißt das Musical, für das an Samstag beim Theaterfest öffentlich geprobt wird.

Und kaum steht Darsteller Robert Johansson auf der Bühne, ist das Publikum schon mitten drin im Alltag der Fabrik, in der Arbeiter um mehr Lohn kämpfen und dafür schon mal Maschinen manipulieren. Die Produktion hat bei den Ettlinger Schlossfestspielen am 23. Juni Premiere. Vorab gibt es nun erste Einblicke.

„Mal sehen, ob das etwas für uns ist“, sagt eine Frau, die sich beim Theaterfest eine Übersicht verschaffen will. Carmen, Killerqueen oder Die Dreigroschenoper stehen an diesem Tag als Appetithappen im Programm.

Für Ronja Räubertochter entscheidet sich Brigitte Berger. Sie kauft zwei Tickets in der Stadtinformation. „Das ist ein Geschenk für meine Nichte“, erklärt sie. Eine Probe muss sie nicht erst sehen, um Lust auf den Abend zu bekommen.

„Ein Artikel in den BNN hat mich daran erinnert, dass ich kaufen will“, verrät Brigitte Berger. Immer neue Kunden kommen an den Schalter, zweimal Killerqueen, zweimal Gaslicht, Karte um Karte geht über den Tresen, das Geschäft läuft. „Heute ist schon einiges los, das Theaterfest gibt dem Vorverkauf weiteren Schwung“, sagt Mitarbeiterin Kim Armbrust.

Tanzen mit dem Choreografen

Schon vor Samstag waren 29.000 Tickets weg, so die Bilanz der Verantwortlichen. „Die Leute kommen in Scharen und fühlen sich auch wohl bei uns“, zeigt sich Intendantin Solvejg Bauer zufrieden.

Von den ersten Aufführungen der Killerqueen ist sie begeistert: „Die Zuschauer tanzen vor und auf der Bühne.“ Am Samstagmittag beim Theaterfest haben dazu erst mal nicht so viele Besucher Lust, die Sonne heizt allen ein.

Ich bin sehr froh, dass es wieder losgeht.
Solvejg Bauer, Intendantin

Doch Constantin Volz gibt nicht auf: Der Choreograf der Killerqueen bewegt die Besucher an der Bühne am Nordtor am Ende doch zum Mittanzen. Selbst mit einem Eis in der Hand hüpft und springt eine Frau, andere schließen sich dem Sportprogramm an. Nikolija Patermane unterstützt den „Consti“, sie ist ansonsten bei Killerqueen auf der Bühne zu sehen.

Auch wenn möglicherweise der Wärme geschuldet am Samstag kein großer Andrang ist, verfolgt die Intendatin doch zufrieden das Treiben im Schlosshof und an der Bühne draußen.

Auf die Plätze, fertig – los: Sackhüpfen ist eine Disziplin, die die Musical-Darsteller bewerkstelligen müssen.
Sackhüpfen ist eine Disziplin, die die Musical-Darsteller bewerkstelligen müssen. Foto: Tina Givoni

„Ich bin sehr froh, dass es wieder losgeht“, sagt Bauer. Vieles sei zwar noch unberechenbar, im Werkstattbereich etwa gebe es immer mal wieder Ausfälle wegen Corona. „Aber wir schaffen alles.“

Und die Besucher dürfen sich auf Neuerungen freuen, wie Spielleiter Christian Stadlhofer erzählt: Nach Kritik von Besuchern an den Sitzen habe man nachgebessert. „Die neuen Sitzschalen finde ich super gemütich“, berichtet Bauer.

Der Donner kommt zu früh

Die Darsteller, die – angefeuert vom Publikum – im Schlosshof um 7,5 Cent mehr Lohn kämpfen, gehen indessen zum Picknick über. Auf die Bühne werden Sonnenschirme, Strandmatten und Bierkästen getragen, es ist innerhalb des Stücks zeitlich ein Sprung zurück in die Phase vor der Pause.

Kontakt mit dem Publikum: Darsteller Robert Johansson hält es nicht auf der Bühne.
Darsteller Robert Johansson hält es nicht auf der Bühne. Foto: Tina Givoni

Im Chor singen die Männer und Frauen „Heute ist ein Tag wie keiner“. Feuereffekte, Musik, Spiel: das Programm kommt an. Fast zu gut, denn das gespielte Picknick soll mit einem Donnergrollen enden. Dieses ertönt, als der Applaus schon aufbrandet.

Die Regie greift ein, diese Szene wird wiederholt, damit das Team auf der Bühne nicht um den verdienten Beifall gebracht wird. Es donnert ab sofort also etwas später.

Das ist ein selten gespieltes Juwel.
Solvejg Bauer, Intendantin

Solvejg Bauer beobachtet die öffentliche Probe. Sie ist ein Fan des Musicals, das in London sehr bekannt ist, wie sie versichert. Die Intendantin weiß, dass dies in Deutschland anders aussieht.

„Die bisherigen Übesetzungen waren so staubig, das wollte keiner machen.“ Für Ettlingen wurde nun eigens neu übersetzt. „Das ist ein selten gespieltes Juwel, das es jetzt zu sehen gibt“, verspricht Bauer.

Natürlich schwärmt sie ebenso von den anderen Produktionen. Und sie gibt Entwarnung für alle, die den Film Ronja Räubertochter zu heftig fanden und jetzt zögern, das Stück in Ettlingen zu sehen.

„Unsere Produktion ist mit dem Film nicht zu vergleichen. Es ist schon gruselig, aber sicher noch gut zu verkraften.“ 17 Vorstellungen gibt es, die nicht nur eine Ronja bewältigen wird: Diese Rolle und die von Ronjas Freund Birk sind jeweils dreimal besetzt, wie Bauer erzählt.

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