Klaus Albiez ist stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes badischer Imker.
Seit 42 Jahren hat er Bienen und auch mit Wespen kennt er sich aus. Im Gespräch mit unserer Redaktion blickt Albiez auf das Wespenjahr und erklärt, was man tun kann, wenn es um einen herum schwirrt und summt.

Man hat den Eindruck, dass derzeit viele Wespen unterwegs sind und einem den Spaß am draußen Essen verderben. Haben wir ein Wespenjahr?
AlbiezIch würde sagen Nein. Aber das kann sich bis in den Oktober hinein noch ändern. Wespen sind viel länger unterwegs als Bienen, sie ertragen niedrigere Temperaturen und werden erst später träge. Festgestellt habe ich aber, dass die Wespen in diesem Jahr sehr aufsässig sind. Die Tiere haben Hunger und sind deshalb sofort zur Stelle, wenn Süßes draußen steht. Die Entwicklung der Wespen ist noch nicht abgeschlossen, wir haben noch volle Nester. Wespen brauchen Eiweiße und kohlenhydrathaltige Ernährung. Nicht nur der Kuchen auf der Terrasse ist bei ihnen beliebt, sondern beispielsweise auch das Fallobst auf den Wiesen. Der Hunger kommt daher, dass der Honigtau im Frühjahr, den Wespen gerne haben, vielerorts eingetrocknet war. Entsprechend haben sie sich im Frühsommer nicht stark vermehrt.
Wespennester dürfen mit Genehmigung entfernt werden
Macht es Sinn für Wespen eine Futterstelle weit weg vom Balkon oder der Terrasse aufzubauen, um so mehr Ruhe zu haben?
AlbiezDurchaus, man nennt so etwas Ablenkungsfütterung. Da bietet sich ein dickeres Zuckerwasser an, das man in die Sonne stellen kann. Wespen mögen Wärme und werden sich dorthin verziehen. Wenn man selbst dann im Schatten sitzt, lassen sie einen meistens in Ruhe. Die Tiere ernähren sich zwar auch von Insekten und sind fürs biologische Gleichgewicht in der Natur wichtig, aber Favorit ist bei ihnen das Süße. Wer ein Wespennest hat, der darf es entfernen, aber braucht dafür eine Genehmigung vom Landratsamt. In Rollladenkästen beispielsweise sind Wespen sehr lästig. Anders als Hornissen stehen sie nicht auf der Liste der bedrohten Arten.
Wenn Wespen einen umschwirren, was raten Sie dann?
AlbiezAuf keinen Fall das, was die meisten Menschen fast reflexartig machen, wild rumfuchteln. Das sorgt nur dafür, dass die Tiere aggressiver werden. Es gilt wirklich die Regel Ruhe bewahren. Wespen haben wie andere Insekten ein sogenanntes Komplexauge. Das bedeutet, sie sehen in einem Raster. Schnelle Bewegungen sehen sie sehr gut und reagieren darauf, langsame Bewegungen sehen sie schlecht. Wer ums sich schlägt, riskiert nur, dass weitere Artgenossen anschwirren.