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Robert Determann hört auf

Fast 30 Jahre lang der Mann für Kultur und Sport in Ettlingen

In Coronazeiten sagt er leise servus: Ettlingens langjähriger Kultur- und Sportamtsleiter Robert Determann. Vieles in der Stadt trägt seine Handschrift: Von „Kultur live” bis zum Sternlesmarkt.

Mann am Schlosstor
Schauplatz Schloss: Einer von Robert Determanns Lieblingsorten für Kultur in der Stadt. Nach fast 30 Jahren verlässt er seine Wirkungsstätte, wendet sich neuen Dingen zu. Foto: Andrea Fabry

Seine letzten Monate im Kutschengebäude beim Kurt-Müller-Graf-Platz – Monate der Absagen. Kein internationales Treffen junger Blasmusiker, kein Watthaldenfestival, kein Marktfest. Weder Sportlerehrung noch Maibike. Kultur und Sport in der Stadt, seit beinahe 30 Jahren untrennbar mit dem Namen Robert Determann verbunden, sind durch Corona praktisch zum Erliegen gekommen, und erst langsam fährt der Betrieb wieder hoch. „Wir waren eigentlich nur noch mit Krisenmanagement beschäftigt“, erzählt Determann über die Zeit seit Ende Januar. Die Rückkehr zu immer mehr Normalität wird er jetzt aus der Ferne erleben. Denn noch im Juli hört Ettlingens Mann für Kultur und Sport auf und geht in den Ruhestand.

Wenn man den 63-Jährigen fragt, was ihm in fast drei Jahrzehnten am wichtigsten gewesen ist, dann kommt die Antwort schnell: „Ein eigenes kulturelles Profil für unsere Stadt, Angebote, die zu Ettlingen passen, aber nicht provinziell wirken.“ Davon hat er seit 1991 viele auf den Weg gebracht und viele haben bis heute Bestand. „Kultur live“ etwa, die Reihe aus Kleinkunst im „Nachtcafé“, „Sonntags um Drei“ für Kinder und großen Musikabenden. Der Kunsthandwerkermarkt zweimal im Jahr, der Mundartabend, der Orgelfrühling, das Begleitprogramm zum Open-Air-Kino, zur Leistungsschau, zur Shoppinglounge. Auch das Konzept für den Sternlesmarkt trägt Determanns Handschrift. Das Event im Advent ist nicht nur aufgrund seines Namens unverwechselbar, sondern, weil es dort Lesungen, Auftritte von Schulchören, Musikvereinen und Bands gibt – Kultur eben.

Prominente Namen zu verpflichten war anfangs nicht einfach

„Früher hieß es, im Sommer geht man zu den Schlossfestspielen nach Ettlingen und im Winter nach Karlsruhe ins Staatstheater. Das hat sich komplett geändert“, sagt Ettlingens Stimme in der KulturRegion Karlsruhe. Aus Befragungen weiß er, dass rund die Hälfte derjenigen, die in Ettlingen Kunst und Kultur genießen, aus dem Umland und damit auch aus Karlsruhe kommen. „Wir sind heute selbstbewusst genug zu behaupten, ein Besuch bei uns lohnt sich rund ums Jahr“. Prominente Namen für Ettlingen zu verpflichten sei in den Anfangsjahren von „Kultur live“ nicht ganz einfach gewesen. „Als kleine Stadt mussten wir da ganz schön kämpfen.“ Wenn Bruno Jonas, Roger Willemsen oder Konstantin Wecker aber erst mal da waren, fühlten sie sich wohl auf der Ettlinger Bühne, blieben manches Mal noch für einen Absacker an der Alb. Nur an der Agentur von Reinhard Mey habe man sich die Zähne ausgebissen. „Der war einfach nicht zu bekommen.“

Vom Büro aus das Schloss immer im Blick

Besonders intensiv bespielte Theater- und Musikwissenschaftler Determann das Schloss, das er von seinem Büro aus im Blick hatte. Sibyllafest 2008, Schlosserlebnistage, Museumsfeste und zuletzt 2018 eine Schlosskulturnacht waren nur einige Highlights in seiner Ära. Dazu eine Fülle von Veranstaltungen, die Ausstrahlung weit über die Stadtgrenzen hinaus hatten: Von den Heimattagen Baden-Württemberg 1994 über die Landeskunstwochen 1996 und den Regionaltag Kultur 2004 bis zum Landesjazzfestival 2008 und den Kinder-und Jugendliteraturtagen2015. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Immer ging es darum, den Menschen nicht einfach „Kultur vorzusetzen“, sondern sie aktiv einzubinden. Durch bürgerschaftliches Engagement zu mehr Identifikation, könnte man das nennen.

Gute Erinnerungen an das Landesmusikfestival

Gerne denkt Robert Determann beispielsweise ans Landesmusikfestival 2015 zurück, als sich die ganze Innenstadt in einen Konzertsaal verwandelte, in dem musikalische Uraufführungen zu hören waren. Oder an die Chornacht 2012, wo zwölf Chöre im Schlosshof vor begeisterten Menschen Eigenkompositionen auf die Bühne brachten. Und nur allzu gerne, gesteht der scheidende Kulturchef , „hätte ich noch einmal ein großes Barockfest in den Schlossräumen gemacht.“ Zusammen mit seinem Team, versteht sich.

Improvisation ist alles: Sektempfang statt Konzertabend

Akribische Planung ist die halbe Miete im kommunalen Kulturbetrieb, aber ohne Improvisationstalent geht’s dort nicht. Als beispielsweise die Formation „Quadro nuevo“ ihren ausverkauften Auftritt in der Stadthalle absagen musste, weil sich der Gitarrist ausgerechnet auf der Anfahrt nach Ettlingen den Finger in der Autotür eingeklemmt hatte, fackelte Determann nicht lange: kurzerhand organisierte sein Amt einen Sektempfang als Trost fürs ausgefallene Konzertvergnügen. Richtig „Blut und Wasser“ schwitzte Robert Determann bei ganz anderer Gelegenheit: Einem Juxabend im Ettlinger Vogel Hausbräu, wo ihm die Narrenvereinigung zur Fasnachtszeit die „Goldene Pappnas“ verlieh. Mit selbst gereimten Zeilen zu Akkordeonmusik bedankte er sich angemessen, war äußerlich cool wie immer, aber innerlich „total nervös“.



Anders als im Bereich Kultur war beim Sport in Ettlingen weniger Pionierarbeit zu leisten. Dank gut aufgestellter Vereine „habe ich Strukturen vorgefunden, auf denen sich aufbauen ließ.“ Das Sportamt gab unter Determanns Leitung den Anstoß für Kinder- und Jugendsportmeetings, fürs Maibike, das 2020 eigentlich zu einem zweitägigen Sport- und Musikspektakel im Horbachpark anwachsen sollte, engagierte sich für Kinderfußballtage und Laufevents. Dass das Albgaustadion mit dem neuen Tribünengebäude demnächst fertig ist, freut den Bald-Ruheständler. Auch wenn’s ein teures Projekt ist: „Wir haben da künftig etwas richtig Gutes für unsere Vereine und den Schulsport.“

Weiter im Ehrenamt für die Bürgerstiftung aktiv

Ob er zur Einweihung nach der Sommerpause kommen wird? Sicher, wenn’s zeitlich passt. Und offiziell verabschiedet werden soll er ja auch noch. Nach Corona. Pläne hat Determann genug. Seinen Freiwilligendienst für den National Trust in der englischen Grafschaft Devon will er ausbauen und mit seiner Frau öfter dorthin reisen. Am KIT betreut er weiter Workshops für Kulturmanagement. Und dann ist da noch die Bürgerstiftung Ettlingen. Deren ehrenamtlicher Geschäftsführer wird auch in Zukunft Robert Determann heißen.



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