
Wer an diesem Samstag die Mevlana-Moschee in der Ettlinger Rheinstraße betritt, dem kommt ein köstlicher Duft entgegen. Die Vorbereitungen für das Fastenbrechen sind in vollem Gange.
„Die Frauen machen viel Essen“, erklärt Seyma Kanbur von der Jugendgruppe des Türkisch-Islamischen-Kulturvereins. Vier Frauen kochen für die rund 200 Gäste, die an diesem Abend erwartet werden.
Jeder ist herzlich willkommen.Seyma Kanbur, Jugendgruppe Türkisch-Islamischer-Kulturverein
„Jeder ist herzlich willkommen“, erklärt Kanbur. Im Ramadan werde jeden Samstag in der Moschee gemeinsam das Fasten gebrochen. Viele Gläubige bringen Gäste mit. Die Spenden, die dabei gesammelt werden, kommen dieses Jahr den Erdbebenopfern in der Türkei zugute.
Eine der Köchinnen ist Nazife Güney. „Das macht Spaß“, erzählt sie von dem gemeinsamen Zubereiten der Speisen. Auch für andere Veranstaltungen in der Moschee kochen die Frauen gelegentlich. An diesem Samstag gibt es Joghurt-Suppe, Kartoffeln mit Fleisch, Reis und als Nachtisch Milchreis.

Solange die Sonne scheint, ist bei gläubigen Muslimen während des Ramadan Enthaltsamkeit angesagt. Am 23. März hat in diesem Jahr der muslimische Fastenmonat begonnen.
Das Fasten ist eine der fünf Säulen des Islam. Neben der Pilgerfahrt nach Mekka und dem regelmäßigen Gebet zählt damit auch das Fasten zu den Grundpflichten eines jeden Muslim.
„Wir möchten unsere Bindung zu Gott stärken und schlechte Gewohnheiten weg bekommen“, erklärt Kanbur, auf was es im Ramadan ankommt. Dies versuchten die Gläubigen dann auch nach dem Fastenmonat beizubehalten.
Fastenbrechen zu Sonnenuntergang nennt sich Iftar
Noch bis 21. April fasten die Gläubigen täglich zwischen dem Sonnenaufgang, also der Morgendämmerung, und dem Sonnenuntergang. Je nachdem, an welchem Ort sich die gläubigen Muslime aufhalten, ändert sich auch die Zeit, an dem das sogenannte Iftar, das Fastenbrechen, stattfindet.
So wurde in Ettlingen am Samstag um 20.03 Uhr das Fasten gebrochen. Traditionell wird das allabendliche Ritual mit einer Dattel oder Wasser begonnen. Das sei besser für die Verdauung und ein erster Zucker gegen den Hunger, erklärt Nazife Güney.
„Man muss es lernen“, sagt sie. Es sei aber für jeden freiwillig und auch kein Leiden. Sie selbst habe Diabetes und nie Probleme während des Ramadan gehabt. Falls es Probleme gebe, gehe die Gesundheit aber vor.
So gebe es auch Ausnahmen beim Fasten für Menschen, die Medikamente einnehmen müssten, für Schwangere, Kinder, Alte oder Kranke.
„Wir sind damit aufgewachsen und kennen es nicht anderes“, erklärt Kanbur. Schon Kinder wollten es den Großen nachtun und mitmachen – am Anfang aber erst mal einen halben Tag.
Während des Ramadan geht der Alltag für die Gläubigen ganz normal weiter. „Man muss zum Frühstück sättigende Sachen essen“, erklärt Kanbur, wie sie während des Fastens durch den Tag kommt. Vor der Dämmerung gibt es bei ihr Datteln, gekochte Eier, Käse, Gurken und Tomaten.
„Ohne Tee geht es nicht“, sagt hingegen Güney. Am ersten Tag des Fastens habe sie auch mal Kopfschmerzen, aber dann werde es zur Gewohnheit, tagsüber nichts zu essen und zu trinken.
Das Schönste am Fastenbrechen ist für die meisten Muslime das Zusammenkommen mit Freunden und Familie währen des Iftar. „Man lädt sich ein“, erzählt Kanbur, „die Gemeinschaft zählt.“
Da gebe es nicht nur die Treffen in der Moschee, sondern auch in den Familien. „Alle packen mit an“, sagt sie. Und oft sehe man in dieser Zeit auch Menschen, die man vermisst oder lange nicht gesehen habe.