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Handel fordert Perspektiven

Floristen und Gastronomen rund um Ettlingen hoffen am Corona-Valentinstag auf Abholer

Der Valentinstag steht vor der Tür: Für Floristen und Gastronomen, die an dem Tag normalerweise hervorragende Umsätze machen, ist rund um den 14. Februar 2021 nicht viel möglich. Die Betroffenen treibt die Sorge um ihre Mitarbeiter und ihren Betrieb um.

Frau beim Blumenbinden
Blumen auf Bestellung: So wie hier Lisa Speck von „Blumenfee“ Mörsch, binden viele Floristen Sträuße für den Valentinstag, die man per Click & Collect abholen kann. Foto: Jürgen Hotz

„Für uns ist es bitter, aber wir kommen irgendwie durch“, sagt Barbara Beetz von gleichnamigen Blumenladen in Ettlingen. Die Verlängerung habe sie nicht überrascht, aber sie hoffe, dass es zukünftig nicht heißt: „Laden zu, Laden auf, Laden zu.“ Ein positiver Aspekt sei: Sie hätten sich verstärkt mit dem Digitalen befasst und – „man packt an und legt los!“ – vor zwölf Tagen einen Online-Shop eingerichtet.

Vor Ostern keine Hoffnung auf Normalbetrieb

„Es bringt nichts, Trübsal zu blasen“, sagt René Rath vom Landgasthof „König von Preußen“ in Marxzell-Frauenalb. Ihm sei klar gewesen, dass vor Ostern kein Normalbetrieb einsetze. Seinen Service-Leuten fehlten weiterhin die Trinkgelder und Feiertagszuschläge, die vom Kurzarbeitsgeld nicht abgedeckt werden. Für den Valentinstag bietet er unter anderem mit „geflämmten St. Jakobsmuscheln“ und „Kalbsfilet an Trüffeljus“ ein Drei-Gänge-Menü an. Das müssen Kunden allerdings abholen.

Bei Schwitzer’s Hotel am Park in Waldbronn war man „nicht wesentlich von der Entscheidung überrascht, den Lockdown zu verlängern“, so Johannes Rupp. „Auf jeden Fall sollten wir einen dritten Lockdown verhindern.“ Speziell zum Valentinstag habe man einen „Romantiker-Gourmetbrunch für Abholer“ kreiert und wurde mit Bestellungen „förmlich überrannt“.

Rupp will „die Mitarbeiter bei der Stange halten“. Die Brasserie ist täglich für Abholer geöffnet und Trainingsfeld seiner 33 Auszubildenden, wodurch auch die „soziale Komponente der Arbeit“ gepflegt werden könne. Den Austausch mit den Kollegen begrüßt er, denn „wir sind eine große Gastrofamilie.“

Florist liefert auf Vorbestellung

Emanuel Hacker, der Florist und Inhaber der Stilmanufaktur in Waldbronn, zeigt sich enttäuscht: „Natürlich ist es mit den neuesten Meldungen aus Berlin für uns noch viel, viel schwerer geworden.“ Für ihn sei es nicht mehr nachvollziehbar, warum „wir als Fachhandel, bei dem tolle Konzepte vorliegen, weiterhin geschlossen haben müssen.“

Hacker liefert nach Vorbestellung und kann dabei auf viele Stammkunden zählen. „Zum Valentinstag habe ich viel mehr rote Rosen geordert. Gut laufen auch bunte Frühlingssträuße mit Tulpen und Ranunkeln“.

Anders als andere Gastrobetriebe bietet das Restaurant Kreuz in Ettlingen keinen Abholservice. „Das rentiert sich aus kaufmännischer Sicht nicht“, sagt Inhaber Patrik Danolic. Er biete frische Küche an, aber schon bei einem Transportweg von nur 15 Minuten schmecke ein Schnitzel nicht mehr.

Für viele Gastronomen lohnt sich der Abholservice nicht

„Mit der Verlängerung war zu rechnen, es bringt nichts, sich unter Druck zu setzen.“ Aus ähnlichen Gründen bietet auch Isabel Lojic vom Ettlinger Restaurant Veritas keinen Abholservice, „um die Kosten kalkulierbar zu halten“. Sie konstatiert bei der Politik „erst kommt der Einzelhandel, irgendwann dann wir, die Perspektivlosigkeit bleibt“.

Claus-Christian Karle vom Restaurant Schoko mit 70-jähriger Tradition in Forchheim erkennt in den neuen Vorgaben „wenigstens so eine Art Fahrplan“. Er bietet zum Valentinstag ein Vier-Gänge-Menü zum Abholen an mit „Schaumsüppchen von Roter Beete“ und „Roulade vom Rinderfilet“. Als Überraschung gäbe es zu jedem Gang „ein romantisches Extra, wie beispielsweise essbare Blütenblätter bei der Suppe zum drüberstreuen“.

Seine Gäste seien dankbar wie Postkarten an ihn zeigen. In Mörsch betreibt Lisa Speck seit November die „Blumenfee“ und zeigt ihre Kreationen unter anderem im Schaufenster, wo fertige Gestecke ausgewählt werden können. Zwar fehle ihr die Laufkundschaft, aber „ich bin kein Mensch, der den Kopf in den Sand steckt. Ich ergreife einen kleinen Zweig und mache das Beste draus.“

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