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Neustart der Gastronomie

Gemischte Gefühle: Erleichterung mischt sich bei Ettlinger Wirten mit Skepsis

Nach über sieben Monaten sind in Ettlingen Gäste in Restaurants und Cafés zurückgekehrt. Viele hatten den Tag herbeigesehnt. Doch ganz zufrieden ist nicht jeder.

Auf ein Bier ins Vogelbräu: Karin- und Hermann Ott und Dieter Westermann (von links) dürfen seit fast sieben Monaten mal wieder anstoßen.
Auf ein Bier ins Vogelbräu: Karin- und Hermann Ott und Dieter Westermann (von links) dürfen zum ersten Mal seit fast sieben Monaten mal wieder anstoßen. Foto: Stefan Lumpp

Geimpft, getestet oder genesen – für viele Coronageplagte, die eines der drei „G“ erfüllen konnten, war die Freude am Pfingstwochenende groß. Dem langersehnten Café- oder Restaurantbesuch stand nichts mehr im Weg und drei weitere „G“ gab es obendrauf: Geselligkeit, Getränke und gutes Essen.

Der Biergarten im Ettlinger Vogelbräu öffnete am Samstagmorgen um 11 Uhr. Schon eine halbe Stunde zuvor warteten die Gäste auf den Einlass. „Die letzten zwei Tage hat durchweg das Telefon geklingelt, viele wollten reservieren“, berichtet Doris Minners.

Freude über ein Stückchen Freiheit

Dieter Westermann und Karin und Hermann Ott haben sich für den Besuch im Biergarten extra testen lassen. „Für uns ist es eine Tradition, samstags hier ein Bier zu trinken. Der ‚Vogel‘ ist unser Lieblingslokal und was ganz anderes als zuhause auf dem Balkon“, erzählt Westermann. Die beiden Männer haben mal wieder alte Fußballfreunde getroffen. Die Maßnahmen halten sie für etwas übertrieben, aber es müsse sein, „damit es nicht wieder eskaliert“.

Vor dem Eiscafé Tiziano sitzen drei ältere Damen, genießen die Sonne und den Blick aufs Schloss. Sie kommen aus Stuttgart, haben heute im Badischen eingekauft und sind vom schönen Städtchen an der Alb begeistert. „Es ist wie ein kleiner Tag im Urlaub. Wir haben es sehr vermisst“, so beschreibt eine von ihnen den Ausflug. Dann kommt eine Bedienung, serviert Kaffee und Kuchen und gesteht: „Noch nie habe ich mich so aufs Arbeiten gefreut wie heute.“

Heute ging es schleppend los, aber wir sind voller Hoffnung.
Karina Pandora, Mitarbeiterin Eiscafé Tiziano

Hinter der Theke bedient Karina Pandora die Laufkundschaft – auch sie ist froh: „Heute ging es schleppend los, aber wir sind voller Hoffnung.“ An einem anderen Tisch haben sich zwei befreundete Familien mit ihren drei Kindern getroffen. „Schön, dass man sich mit dem Eis setzen kann“, freut sich Tochter Charlotte.

Der Vater – er will namentlich nicht genannt werden – hebt hervor, wie gut in Ettlingen alles organisiert ist. Die Luca-App laufe prima, „das hätte man aber vor einem Jahr schon haben können, dann würde die Zettelwirtschaft wegfallen“, meint er. Die beiden Mütter Carola und Sandra finden es toll, die Freiheit wieder genießen zu können, „es wäre schön, wenn es bald für alle gelten würde“.

Kaffee und Kuchen und viel Sonne: Das Eiscafé Tiziano neben dem Ettlinger Schloss war am Samstagmittag gut besucht.
Kaffee und Kuchen und viel Sonne: Das Eiscafé Tiziano neben dem Ettlinger Schloss war am Samstagmittag gut besucht. Foto: Stefan Lumpp

Schräg gegenüber im Restaurant Zum Sternen bestellen Rainer Schmidt und Andrea Schiebenes ein Bier und einen Cappuccino. „Wir haben uns nach einer so langen Zeit wieder gesehen“, freut sich die Schöllbronnerin. Rainer Schmidt beschreibt den Tag als ein Zeichen der Hoffnung, „es deutet sich an, dass es besser wird“.

Benjamin Lichtenberger, der im Restaurant die Zapfanlage bedient, sehnte den Tag der Wiedereröffnung herbei und hofft auf anhaltend gutes Wetter und nette Gäste. Einige hätten die Drei-G-Regel nicht beachtet und mussten wieder weggeschickt werden, nun habe man zusätzlich Schilder aufgestellt, berichtet der junge Mann. Das Personal blieb trotz des langen Lockdowns bei der Stange, „alle sind wieder da“.

Gemischte Bilanz unter den Wirten

An dem langen Wochenende waren mehr Menschen in Ettlingen unterwegs als vor den Lockerungen. Die Gastronomie zog eine gemischte Bilanz. „Noch zurückhaltend und vorsichtig“, beschreibt Hans-Joachim Reinhart, Chef des Markgrafen-Keller im Herzen von Ettlingen, die Kundschaft. Beim Blick aufs Eiscafé Pierod gegenüber sieht er sich bestätigt, dort sitzen wenige Gäste. „Wir tun alles, um es den Leuten schön zu machen. Es wäre toll, wenn wir noch mehr unterstützt würden.“

Beim König von Preußen am Kloster Frauenalb bewertet man den Neustart „sehr positiv“. Das Restaurant sei schon gut gebucht. „Man traut sich auch rein“, freut sich René Rath. Die Gäste seien glücklich – das mache wieder richtig Spaß. Gäste erhielten direkt Erklärungen am Eingang. Und im Zweifelsfall seien Mitarbeiter geschult, um einen Schnelltest zu machen und Antworten auf Fragen zu geben.

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