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Projekte werden vorgestellt

Großelterntag im Ettlinger Schloss: Vor allem Leihomas sind gefragt

Vereine und Organisationen stellten am Wochenende in Ettlingen ihre Mehr-Generationen-Projekte vor. Die Redner machten deutlich: Großeltern sind in der Familie eine wichtige Stütze – dabei müssen es nicht unbedingt die leiblichen sein.

Marianne und Reinhard Kopp sind mit Enkelin Lotte (12)
Herzliches Miteinander: Marianne und Reinhard Kopp sind mit Enkelin Lotte (12) aus Illerrieden bei Ulm zum Landesgroßelterntag in Ettlingen angereist. Dort informieren sie über ihr Projekt, die „Großelternakademie“. Foto: Eva Läufer-Klingler

„Das darf ich nur bei Oma!“ Schmunzelnd zitierte Ettlingens Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) den beliebten Ausspruch aus Kindermund. „Großeltern“, so das Stadtoberhaupt bei der Eröffnung des ersten baden-württembergischen Großelterntages, „sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss.“ Man sei erfreut, Gastgeber für diese Veranstaltung zu sein, deren Strahlkraft weit über Ettlingen hinaus gehe.

Denn, so wurde einhellig betont, die Rolle der Großeltern im gesellschaftlichen Gefüge verdient mehr Würdigung als bisher.

So hatten sich im Ettlinger Schloss viele Initiativen und Gruppen aus der näheren und weiteren Umgebung zusammengefunden, die sich mit der Rolle von Opa und Oma in den Familien beschäftigen und Angebote für Senioren machen – auch für die, die keine eigenen Kinder haben oder weit weg leben.

So betreuten Katrin Hardt vom Karlsruher Seniorenbüro und Silke Gassner-Kerscher von den Paritätischen Sozialdiensten einen Stand, der unter anderem ehrenamtliches Engagement als Leih-Oma vorstellte. Das Motto: „Enkel sucht Freizeit-Großeltern.“ Auch Paare seien als Leihopa und Leihoma willkommen.

„Freizeit-Großeltern“ sind gefragt

Aus Ettlingen war der Ettlinger Frauen- und Familientreff effeff gekommen, der ebenfalls Projekte fördert, bei denen sich die Generationen begegnen. Seit 2016 gibt es das Großelternprojekt „Miteinander füreinander – Generationen begegnen sich“.

Dabei betreuen engagierte Seniorinnen an einem Nachmittag pro Woche eine Gruppe Kleinkinder. Spiel und Spaß stehen dabei im Vordergrund. Zum Großelterntag im Schloss meinte die „effeff“-Vorsitzende Kirstin Wandelt, sie sei dankbar, dass das wichtige Thema des Schulterschlusses der Generationen aufgegriffen werde.

Etliche Stände lockten mit interessanten Angeboten für Großeltern oder Menschen, sie sich gerne um Kinder kümmern möchten. Marianne und Reinhard Kopp aus Illerrieden bei Ulm stellten zusammen mit Enkelin Lotte ihre „Großelternakademie“ vor, die seit mehr als zehn Jahren Großeltern begleitet.

Auch die „Omas for Future“ waren mit einem Stand vertreten. Wie die Jugendlichen von „Fridays for Future“ beschäftigen sie sich mit Klimaschutz- und Umweltthemen.

Viele Omas und Opas leben weit weg von den Enkeln

Das Interesse an den Ständen war groß, zahlreiche Flyer wurden von den Besuchern mitgenommen. Im offiziellen Teil und nach dem Grußwort von Staatssekretärin Ute Leidig, die die Bedeutung der Großeltern für das kindliche Erleben und den Zusammenhalt in der Familie hervorhob, referierte die Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, Katharina Spieß, über die demoskopischen Hintergründe von Oma und Opa.

Mindestens die Hälfte aller Kinder habe noch alle vier Großeltern, führte Spieß aus. Allerdings lebten viele Omas und Opas relativ weit weg und könnten deshalb nur bedingt an der Betreuung im Alltag teilhaben. Sehr gefragt seien laut Zahlen und Erhebungen Omas – übrigens vor allem die Omas – in der Notfallbetreuung.

Weltpremiere erlebte an diesem Nachmittag ein Film, in dem das Zusammenspiel von Kindern und ihren Großeltern deutlich wurde. Basteln. Musizieren. Die Familiengeschichte kennenlernen, von früher erzählen – all das leisten Großvater und Großmutter, die übrigens auch eine große Summe Geldes in ihre Enkel investieren.

Es war höchste Zeit, die Großeltern zu würdigen.
Eckart Hammer
Vorsitzender des Landesseniorenrates

In einer Podiumsdiskussion konnten auch Fragen gestellt werden. Christel Althaus, Vorsitzende des Landesfamilienrats, sah schwierige wirtschaftliche Verhältnisse bei jungen Familien, die durch Großelternbetreuung gemildert werden könnten.

Eckart Hammer, Vorsitzender des Landesseniorenrates, unterstrich noch einmal, was er zuvor im persönlichen Gespräch gesagt hatte: „Der Großelterntag findet zum ersten Mal statt und es war höchste Zeit, die Großeltern zu würdigen.“

Wobei, so Hammer weiter, es nicht immer leibliche Omas und Opas sein müssten. Er war sich mit Patrik Hauns, Delegierter des Städtetags Baden-Württemberg einig, dass es auch „soziale Großeltern“ gebe. Von Spanien, so Hauns, könne man lernen, dass ein Spielplatz durchaus so gestaltet sein könne, dass er sowohl für Kinder als auch für Ältere interessant sei.

Marmeladenoma und Enkel Janik als Vorbild für Miteinander der Generationen

Ein absolut gelungenes Alt-Jung Duo stellte sich auf der Bühne vor: die berühmte Marmeladenoma, die ihren richtigen Namen nicht so gerne nennt, liest im Internet Märchen vor und beantwortet (Lebens)-fragen. Enkel Janik unterstützt sie dabei technisch.

Die Über-90-Jährige jonglierte gekonnt mit den Begriffen Tiktok und Instagram und freut sich über mehr als 200.000 sogenannte Follower. Sie verbreitet eben das, was vielleicht nur Großeltern mit ihrer Lebenserfahrung können: Ruhe und Entspannung im hektischen Alltag.

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