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Warten auf weiteren Impfstoff für die Messe

Impftermine sind in Ettlingen und Rheinstetten zur Zeit fast nicht zu bekommen

Die schwierige Suche nach einem Impftermin. Städte Rheinstetten und Ettlingen wollen mit Hilfe ihrer Seniorenbeiräte ihre älteren Bürger unterstützen. OB Schrempp wünscht Anschreiben aus Stuttgart.

Trotz Fortschritten bei der schleppenden Impfkampagne geht der Streit darüber innerhalb der großen Koalition weiter.
Die Logistik im Impfzentrum Karlsruhe steht - aber es fehlt an Impfstoff. (Symbolbild) Foto: Sven Hoppe/dpa

Kurt Roth, ehemaliger Bürgermeister von Rheinstetten, gehört zu den wenigen Glücklichen, die bereits gegen eine Infektion mit dem Coronavirus geimpft sind. Der 86-Jährige gehört zu der Gruppe der sogenannten vulnerablen, sprich besonders gefährdeten Personen. „Ohne meine Tochter, die Ärztin im Rhein-Neckar-Kreis ist, hätte ich keinen Impftermin bekommen. Die wusste, wie sie mit der Online-Anmeldung umgeht.“

Deshalb hat er bei Rheinstettens Oberbürgermeister Sebastian Schrempp auch wie andere angeregt, dass die Stadt die über 80-Jährigen bei der Suche nach einem Impftermin unterstützt. „Es gibt doch viele, die keine Angehörigen haben, die helfen können“, so der Rheinstettener Ehrenbürger.

Schrempp hat mittlerweile seinen Integrationsbeauftragten damit beauftragt, sich darum zu kümmern.

Vergebliche Suche nach Impftermin für 93-Jährigen

Nicht glücklich bei der Suche nach einem Impftermin für ihren 93-jährigen Vater Erich waren Joachim Oberle und sein Bruder. Seit vielen Tagen ruft Oberle bei der Hotline 116117 an. Meistens blieb er schon in der Hotline hängen. Nach etlichen Minuten Wartezeit dann das ernüchternde Ergebnis: „Die Menschen am anderen Ende der Leitung sind zwar ausgesprochen freundlich, können aber keinen Termin anbieten.“ Man solle sich doch wieder ab 17. Januar melden, dann gäbe es einen Termin.

Wir wären überall mit unserem Vater hingefahren.
Joachim Oberle Rheinstettener Bürger

Für den 93-jährigen Vater sei dies unerträglich, weil er seine in einem Pflegeheim wohnende Ehefrau nicht mehr täglich besuchen kann. Ohne jeweils einen Corona-Schnelltest, verbunden mit einer längeren Wartezeit, dürfe der Ehemann nicht in das Haus. Joachim Oberle: „Wir wären mit unserem Vater überall hingefahren.“

Auch für ehemalige Minister keine Ausnahmen

Dass auch für einen ehemaligen Minister keine Ausnahme gemacht wird, zeigt das Beispiel des über 80-jährigen Ettlingers Erwin Vetter. Er soll in den kommenden Wochen eine wichtige Wahlversammlung einer Karlsruher Hochschule leiten, wäre also dringend auf die Impfung angewiesen.

„Ich habe es fünf-, sechsmal mit der Hotline versucht. Aber bislang keinen Termin erhalten“, sagt der frühere Oberbürgermeister von Ettlingen. Die einzige konkrete Antwort sei gewesen, dass er sich am Sonntag noch einmal wegen eines Impftermins melden solle. Der 95-jährige Fritz Pechovsky, bekannter Leiter des Seniorenkabaretts „Graue Zellen“, hat sich nicht um einen Termin bemüht. Er hofft, dass er angeschrieben wird.

Ein 91 Jahre alter Freund aus dem benachbarten Rüppurr habe sogar Erfolg nach vielen Anläufen per Telefon gehabt, erzählt er. Leider habe der aber nicht nach Rheinstetten zur Impfung fahren dürfen, sondern es habe nur einen Termin in Offenburg oder in Singen gegeben.

Das Land soll die über 80-jährigen anschreiben.
Sebastian Schrempp Oberbürgermeister Rheinstetten

Oberbürgermeister Sebastian Schrempp hält das ganze Verfahren für falsch. Es mache keinen Sinn, dass sich ältere Menschen auf der Suche nach Impfterminen in einer Hotline stundenlang abquälten oder mit Aktivierungscodes, die in kürzester Zeit verfielen, in Online-Portalen arbeiten müssten.

„Ich hoffe, dass alle über 80-Jährigen angeschrieben werden und ihnen ein konkreter Impftermin angeboten wird.“ Der Ministerpräsident sei doch sonst in der Lage, bei jedem runden Hochzeitstermin oder Geburtstag mit Hilfe des Einwohnermelderegisters den Menschen seine Glückwünsche schriftlich auszusprechen. Es würde im Übrigen auch zur Beruhigung der älteren Impfwilligen beitragen, wenn diese einen Impftermin erhielten, wo gesichert Impfdosen verfügbar sind.

Die Wartezeiten bei der Hotline liegen nur bei wenigen Minuten..
Florian Mader Landessozialministerium

„Wir haben immer gesagt, dass nur stufenweise die Bevölkerung geimpft wird“, sagt Florian Mader, Pressereferent im Sozialministerium. Sie könnten auch nur weitergeben, was der Bund liefere. Die Frage, wieso Baden-Württemberg im Vergleich zu anderen Bundesländern, bei der bislang erfolgten Impfung an vorletzter Stelle steht, beantworte das Ministerium schriftlich.

Es gebe derzeit einen eklatanten Mangel an Impfstoff – und zwar in ganz Deutschland. Alle Terminslots in Baden-Württemberg an den Impfzentren bis zur nächsten Lieferung am 21. Januar sind bereits vergeben. Zum Vergleich mit den Bundesländern: Es mache in diesem Stadium wenig Sinn, Prozentzahlen im Promillebereich mit anderen Bundesländern zu vergleichen.

Zum Warten in den Hotlines: Die Wartezeiten lägen in den vergangenen Tagen nur bei wenigen Minuten, teilweise bei unter einer Minute. Derweil hat Ettlingens Oberbürgermeister Johannes Arnold den Seniorenbeirat der Stadt gebeten, ältere Mitbürger bei der Koordinierung eines Impftermins zu unterstützen. Am Montag wolle er sich mit seinem Seniorenbeirat zusammensetzen.

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