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„Fast ein bisschen wie Taufe”

In Bad Herrenalb gibt es Gottesdienste für Mensch und Tier

In der Kirche im Kurpark in Bad Herrenalb dürfen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere zum Gottesdienst kommen. Auch in der Predigt von Pfarrerin Anita Müller-Friese spielten die Vierbeiner eine Rolle.

Sitzende Leute und Hunde
Ausdrücklich willkommen: Vierbeiner und Zweibeiner in Bad Herrenalb Foto: Birgit Graeff-Rau

Von Birgit Graeff-Rau

„Ich bin Christin und freue mich, wenn auch mein Hund dran teilhaben darf“, sagte Rosemarie Jörgens aus Bühlertal, die mit ihrer Shitzu-Hündin Mogli die Andacht für Mensch und Tier im Herrenalber Kurpark besuchte. „Es ist mir wichtig, meinen Hund einmal zu einer Andacht mit zunehmen, Tiere sind wie wir Geschöpfe Gottes,“ sagte sie. Sie empfinde es als eine schöne Geste, eine christliche Andacht für Menschen und ihre Tiere anzubieten. „Irgendwie ist es fast ein bisschen wie Taufe“, so Rosemarie Jörgens.

Mogli guckte derweil ganz interessiert zu den anderen Hunden, die mit ihren Besitzern in die kleine Kirche im Kurpark einliefen. Kurzes Gebell, fröhliches Wedeln, so begrüßten sich die Hunde. Zu gern hätte mancher mit den anderen Hunden ausgiebig gespielt und getobt. Die Besitzer waren zumeist gut „bewaffnet“, und lenkten das Interesse ihrer vierbeinigen Freunde auf ein Kaustängchen oder andere Leckerei, und schon kehrte wieder Ruhe ein.

„Ich gehe sonst eher selten zum Gottesdienst in die Kirche, aber dieses Angebot finde ich sehr schön“, sagte Jessica, die gemeinsam mit ihrer Freundin und ihren Hunden Luna und Chiara gekommen war.

„Willkommen Polly, Mogli, Chester, Inspector Watson“, richtete Pfarrerin Anita Müller-Friese sich zunächst direkt an die Vierbeiner. Ihre Predigt stellte sie unter das Thema des bekannten Liedes „Es gibt Tage, da wünscht ich, ich wär mein Hund“. „Unsere Hunde werden geliebt, gestreichelt, gefüttert, ausgeführt oder trainiert, wir haben eine enge Beziehung zu ihnen“, so Müller-Friese, selbst Hundebesitzerin. Da könnte man sich sehr wohl vorstellen, einen Tag mit ihnen zu tauschen. Man müsse aber auch darüber nachdenken, ob man auch tauschen wolle, wenn das Leben so aussähe, wie bei so manchem Rind, Schwein oder Huhn.

„Tiere sind nicht nur zu unserem Nutzen da, es liegt in unserer Verantwortung, das Leben und den Lebensraum der Tiere so zu gestalten, dass man mit ihnen tauschen würde“, so die Pfarrerin. Der Mensch habe nicht das Recht, sich über die Tiere zu erheben, vielmehr solle man ihnen demütiger und achtungsvoller begegnen.

Tier-Gottesdienst erfreut sich großer Resonanz

„Eine Andacht für Mensch und Tier bietet sich hier in der Kirche im Kurpark im Freien doch geradezu an“, sagte Anita Müller –Friese anschließend im Gespräch gegenüber den BNN. Während der Gartenschau seien die täglichen Andachten der evangelischen, katholischen und neuapostolischen Kirche gut angenommen worden, so dass sich der Arbeitskreis „Kirche im Kurpark“ der Interessensgemeinschaft Gartenschau entschlossen hatte, die Angebote während der Sommermonate beizubehalten. „Schon im vergangenen Jahr wurden die Andachten gut angenommen, aber in diesem Jahr haben wir eine sehr gute Resonanz, es kommen jedes Mal an die 50 Besucher“, so Müller–Friese.

Viele Gläubige seien derzeit wegen der Corona-Pandemie verunsichert, ob man in einem Gotteshaus aus Stein ohne Infektionsrisiko Gottesdienste feiern könne. „Sie freuen sich daher, dass sie in unserer Kirche im Kurpark unter freiem Himmel eine gemeinsame Andacht feiern können“, so ihre Beobachtung. Man wolle eine einladende Kirche sein, die jeden anspreche. So stehen die Andachten, die bei gutem Wetter bis zum 11. Oktober jeden Sonntag um 16 Uhr angeboten werden, jedes Mal unter eine m bestimmten Thema.

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