Skip to main content

Falsche Prognosen zu Kinderzahlen

In der Kita in Ettlingen-Schöllbronn gibt’s keinen Platz für den Nachwuchs

Gründlich verhauen haben sich die Statistiker bei den Kinderzahlen: Im Ettlinger Höhenstadtteil Schöllbronn gibt’s keine Kita-Plätze für über Dreijährige. Eltern sind in Sorge.

Gebäude
Belegt: Die erst wenige Jahre alte Kindergarten (rechts) neben dem Schulpavillon. Eigentlich war man davon ausgegangen, mit fünf Gruppen dauerhaft versorgt zu sein. Foto: Stefan Lumpp

Die Lage ist ernst: Im Ettlinger Höhenstadtteil Schöllbronn fehlen derzeit rund 20 Kindergartenplätze für die Altersgruppe Ü3. Jungen und Mädchen, die ab Oktober drei Jahre alt werden, haben in St. Elisabeth keinen Platz, es sei denn, sie waren vorher dort in der Krippe untergebracht. Zwar wurde der erst vor wenigen Jahre gebaute Kindergarten schon auf fünf Gruppen ausgelegt - das reicht aber nicht, um den Bedarf zu decken.

Auch die Krippe ist komplett belegt

Nur geringfügig besser sieht es bei den Plätzen für Unter-Dreiährige aus: Die Krippe ist mit zehn Jungen und Mädchen belegt und auch die 14 Plätze im örtlichen Tigerhaus des Tageselternvereins sind alle voll. Einzig bei den Tagesmüttern ist die Nachfrage aus Schöllbronn nicht so hoch- Zehn der 15 Plätze werden dort von Kindern aus anderen Stadtteilen eingenommen werden.

Man hat mir gesagt, einen Platz gibt es auf keinen Fall ab Januar.
Kathrin Günter, Mutter aus Schöllbronn

Kathrin Günter aus Schöllbronn ist Mutter - und eine von denen, die fürchtet, bei der Vergabe der Kindergartenplätze leer auszugehen. Sie hat neben der fünfjährigen Tochter einen einjährigen Sohn, der derzeit zwei Tage die Woche bei einer Tagesmutter zubringt. Günter würde ihn gerne in der Krippe anmelden, da sie beruflich wieder mehr einsteigt.

Die Chancen stehen jedoch schlecht. „Man hat mir gesagt, auf keinen Fall ab Januar, vielleicht ab Mai oder Juni“, berichtet die junge Frau. Wenn das nicht klappe, „dann wird es später auch mit dem Ü3-Platz kritisch“. Sie sei ja durchaus bereit, von Schöllbronn nach Spessart oder Schluttenbach auszuweichen. Aber: „Die Kindergärten dort haben auch nichts frei.“

Der Kindergarten ist das Thema auf unseren Spielplätzen.
Simret Ullmann, Elternbeiratsvorsitzende

Simret Ullmann, Vorsitzende des Elternbeirats, sagt: „Der Kindergarten ist das Thema auf unseren Spielplätzen.“ Sie hofft auf baldige Abhilfe. Mit der Stadt hätten nicht nur sie, sondern auch andere Eltern schon vor längerem schriftlichen Kontakt gehabt und die Problematik geschildert. Nicht in Ordnung aus Sicht der Mutter: die Einlassung aus dem Rathaus, es sei den Schöllbronnern zumutbar, ihren Nachwuchs in Kitas in der Kernstadt zu bringen.

Schöllbronn ist bei jungen Familien sehr beliebt.
Gabriele Wurster,Ortsvorsteherin

Für Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) ist an der Kindergarten-Misere die „falsche Prognose des Statistischen Landesamtes aus dem Jahr 2012“ schuld, die einen deutlichen Rückgang der Kinderzahlen vorhergesagt habe. Der sei so nicht eingetreten. „Schöllbronn ist bei jungen Familien sehr beliebt. Häuser, die hier frei werden, weil alte Menschen in die Kernstadt ziehen, sind schnell weg“, ergänzt Ortsvorsteherin Gabriele Wurster.

Auch in benachbarter Schule herrscht Raummangel

Um den Engpass rasch zu beheben, schlägt die Verwaltung jetzt vor, den Musikraum der Johann-Peter-Hebelschule, der sich im Kindergarten befindet, zu opfern und kurzfristig Platz für eine weitere Ü3-Gruppe zu schaffen. In der Schule sind – das kommt erschwerend hinzu – die Platzkapazitäten auch erschöpft. Dort fehlt laut Ettlingens Hochbauamtsleiter Jürgen Rother mindestens ein Klassenraum, dauerhaft sogar ein zweiter bei stabiler Zweizügigkeit. Es essen dort mehr Kinder zu Mittag als früher, und die Betreuung wurde ausgebaut.

Container oder Aufstockung – das ist die Frage

Bald wird sich der Gemeinderat damit befassen müssen, wie es in Schöllbronn weitergehen soll. Zwei Vorschläge liegen auf dem Tisch: Die Aufstockung des Pavillons neben dem Altbau Hebelschule oder Container auf einem Grundstück in der Nachbarschaft. Beides kostet viel Geld – Rother spricht von 900.000 Euro bis zu einer Million.

nach oben Zurück zum Seitenanfang