Skip to main content

Inklusion

Wo Computern neues Leben eingehaucht wird: Landesbehindertenbeauftragte besucht Firma AfB in Ettlingen

Bei der Firma AfB in Ettlingen arbeiten 160 Menschen, 45 Prozent davon haben eine Behinderung. Bei ihrem Besuch bekam Landesbehindertenbeauftragte Simone Fischer einen Einblick in die Produktion.

Führung durch die Produktion: AfB-Geschäftsführer Daniel Büchle erklärt der Landesbehindertenbeauftragten Simone Fischer (rechts) die Betriebsabläufe.
Führung durch die Produktion: AfB-Geschäftsführer Daniel Büchle erklärt der Landesbehindertenbeauftragten Simone Fischer (rechts) die Betriebsabläufe. Foto: Julia Trauden

Daniel Büchle muss seine Stimmbänder am Dienstagvormittag etwas stärker strapazieren, damit ihn auch alle verstehen können.

In der Produktionshalle in der Ettlinger Carl-Metz-Straße erklärt der Geschäftsführer der gemeinnützigen Firma AfB den Gästen, was mit den ausgedienten Computern, Druckern und Smartphones passiert, die hier täglich angeliefert werden. Im Hintergrund zerschreddert derweil eine Maschine lautstark unbrauchbar gewordene Festplatten.

Neben den Behindertenbeauftragten des Landkreises und der Stadt Karlsruhe ist die Landesbehindertenbeauftragte Simone Fischer zu Besuch, um sich eine Bild von dem Betrieb zu machen, in dem Angestellte mit und ohne Behinderung alte Geräte auf Vordermann bringen.

Zumindest die, bei denen es sich lohnt. Rund zwei Drittel der angelieferten Computer können wiederverwertet werden, erklärt Büchle. Der Rest wird zerstört und das Material recycelt.

45 Prozent der Angestellten haben eine Behinderung

Die ausgedienten Geräte kommen von Firmen, Versicherungen oder Behörden, zu den Kunden von AfB zählen etwa der Landkreis Karlsruhe, der Telekommunikationsanbieter 1 & 1 sowie der IT-Dienstleister Atruvia (ehemals Fiducia).

Rund 160 Menschen arbeiten am Standort Ettlingen, knapp 45 Prozent haben eine Behinderung.

Einer davon ist Manuel, seit 2007 im Betrieb. Er erfasst die Angaben zu Hersteller und Modell für jedes eingetroffene Gerät und ordnet ihm eine individuelle Nummer zu.

Später wird dann mittels Software überprüft, ob die Produkte noch brauchbar sind oder nicht. „Dass man alles selbst machen kann“, gefalle ihm am Besten an seiner Tätigkeit, erklärt Manuel auf Nachfrage. „Ich bin froh und zufrieden, wo ich jetzt bin.“

Bürokratie ist noch eine Hürde bei der Inklusion

Bis Manuel herausfand, was ihm liegt, hatte er ein paar Stationen bei AfB durchlaufen, in verschiedene Bereiche reingeschnuppert.

Diese „lange Praktikumszeit“ sei wichtig, unterstreicht Geschäftsführer Büchle, um festzustellen, was das Richtige für die jeweilige Person ist.

„Irgendwann ist es dann ein Selbstläufer“, ergänzt Yasmin Stößer, die als Betriebssozialarbeiterin zusammen mit einem Kollegen die Angestellten betreut.

Dass eine Hürde bei der Inklusion in den Arbeitsmarkt noch immer die Bürokratie ist, macht Praktikant Michael bei dem Besuch der Landesbehindertenbeauftragten deutlich.

Er habe körperliche Einschränkungen, außerdem eine Lernschwäche und deshalb einen Behindertenausweis beim Landratsamt beantragt.

Den brauche er, um in ein festes Arbeitsverhältnis bei AfB übernommen zu werden – die Bearbeitung lasse aber auf sich warten. Auch für die Firma ist das ärgerlich, denn „wir würden ihn gerne übernehmen“, so Yasmin Stößer.

Es fehlen uns Menschen mit Behinderung als Vorbilder.
Simone Fischer, Landesbehindertenbeauftragte

Insgesamt gebe es noch einige Hürden, was die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den „allgemeinen Arbeitsmarkt“ betreffe, sagt Simone Fischer.

Das fange an bei der ÖPNV-Anbindung von Arbeitsplätzen, außerdem wüssten viele Firmen nicht genug über Fördermöglichkeiten.

Und: „Es fehlen uns Menschen mit Behinderung als Vorbilder.“ Als Vorbild für andere Firmen, die Inklusion fördern wollen, sieht Fischer die gemeinnützige AfB.

„Ich bin sehr beeindruckt von der Professionalität und dem Engagement des Unternehmens“, lobt sie. „Das ist sehr von Wert für unser Land.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang