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Zweite Welle ist spürbarer als erste im Frühjahr

Corona-Patienten bleiben meist mehrere Wochen: SRH Klinikum Karlsbad erweitert Kapazitäten

Das SRH Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach hat sich für eine Zunahme der Corona-Patienten gerüstet. Die Intensivkapazität ist noch nicht erschöpft. Dennoch blicken die Ärzte nicht ohne Sorge in die Zukunft.

Das SRH-Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach
Das SRH-Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach: Der Eingang ist aufgeteilt in zwei Bereiche, einer für Besucher, einer für Patienten. Foto: Mischa Lange/ SRH Klinikum

Die zweite Corona-Welle trifft das SRH-Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach mit größerer Wucht als die erste im Frühjahr. Weil die Infektionszahlen in der Region weiter hoch sind, wurden die Betten- und Intensivkapazitäten erweitert. Statt zehn gibt es jetzt 17 Intensivbetten, fünf davon mit Beatmungsgeräten. Geplante, nicht dringliche Eingriffe, werden verschoben, um mehr Personal für die Versorgung von Intensivpatienten zu haben.

Patienten bleiben oft mehrere Wochen

Insgesamt neun Corona-Patienten zählte das Klinikum am Mittwoch (2. Dezember), das sind sechs weniger als in der Woche davor. Drei der Erkrankten werden auf der Intensivstation betreut, zwei davon müssen beatmet werden - obwohl sie nur noch so wenige Viren im Körper haben, dass von ihnen keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht.

Erst wenn die Zahlen zurückgehen, können wir ohne Sorge in den Winter blicken.
Joachim Aspacher, Internist am SRH Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach

„Ein großer Teil der Patienten ist nicht mehr infektiös“, berichtet Joachim Aspacher, Sektionsleiter in der Abteilung Innere Medizin. Viele seien aber nach der Erkrankung noch so schwach, dass sie weiter im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Muskulatur ist geschwächt, Puls, Blutdruck und vor allem der Sauerstoffgehalt im Blut müssen konstant überwacht werden. Einige brauchen Physiotherapie, für andere müssen Kurzzeitpflegeplätze gesucht werden.

„Das ist das Neue an Corona, dass die Menschen sehr lange bei uns bleiben“, sagt Aspacher. „Und das unterscheidet das Virus von einer Grippe.“ Er geht davon aus, dass die beiden Patienten auf der Intensivstation noch über Wochen beatmet werden müssen.

Mitarbeiter wurden für Versorgung weitergebildet

Durch Mitarbeiterschulungen im Sommer hat das Klinikum versucht, sich zu rüsten für einen Anstieg der Intensivpatienten, erklärt Kliniksprecher Mischa Lange. Personal, das sonst bei Operationen oder in der Anästhesie eingesetzt wird, wurde auf andere Aufgaben vorbereitet. Der Personalbedarf für die Betreuung von Covid-19-Patienten sei deutlich höher als bei anderen Kranken. Allein um sie auf den Bauch zu legen – in dieser Position funktioniert die Sauerstoffversorgung besser – braucht man ein ganzes Team. Und auch wenn die Patienten so fit sind, dass sie auf die Normalstation kommen, müssen die Mitarbeiter öfter nach ihnen schauen als nach anderen.

Besuchsverbot wird in Ausnahmefällen gelockert

Die meisten Corona-Kranken sind über 60 Jahre alt, berichtet Joachim Aspacher. „Wir haben bislang noch keinen Patienten unter 40 gehabt.“ Zwar gebe es auch bei Jungen schwere Verläufe, „aber das ist die Ausnahme“. Nicht alle Covid-19-Patienten verlassen das Krankenhaus wieder, manche sterben dort an dem Virus.

In Fällen, in denen der baldige Tod absehbar ist, lockert das Klinikum das Besuchsverbot, um Partnern und Familie die Möglichkeit zu geben, Abschied zu nehmen. „Bei alten Patienten mit schwerer Corona-Erkrankung, die sich ganz bewusst dagegen entscheiden, auf die Intensivstation zu gehen, erlauben wir Angehörigen, sie zu besuchen“, sagt Mischa Lange. „Natürlich unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen.“

Anstieg der Infektionszahlen wirkt sich zeitverzögert auf die Klinik aus

Wie viele Betten für Covid-19-Patienten benötigt werden, lässt sich schwer planen, weiß Joachim Aspacher. Die Belegung schwankt ständig. Schießen die Infektionszahlen in die Höhe, bedeutet das nicht sofort einen erhöhten Bedarf an Intensivbetten. Der Anstieg wirkt sich in der Regel zeitverzögert in der Klinik aus. Die meisten Menschen kämen nicht am „dritten oder vierten Tag“ der Infektion, weil es ihnen da noch ganz gut gehe, sondern erst in der zweiten oder dritten Woche.

Solange die Infektionszahlen weiter auf hohem Niveau stagnieren, ist das Klinikum daher in ständiger Alarmbereitschaft. „Wir müssen kurzfristig reagieren“, erklärt Aspacher. „Wenn die Zahlen ansteigen, muss eine Station freigeräumt und Schichten neu eingeteilt werden.“ Vor gut zwei Wochen, so der Internist, „hatten wir die Sorge, dass wir am Wochenende nicht mehr die Kapazitäten haben, die wir brauchen.“ Und: „Erst wenn die Zahlen zurückgehen, können wir ohne Sorge in den Winter blicken.“

Noch Kapazitäten bei den Intensivbetten

Auf die maximal mögliche Zahl von 20 Intensivbetten hat das SRH Klinikum laut Mischa Lange in der Corona-Zeit noch nicht aufstocken müssen. Es hat sogar zwei Patienten aus Karlsruhe übernehmen können, als am Städtischen Klinikum die Kapazitäten erschöpft waren.

Mitarbeiter und Patienten werden regelmäßig getestet

Andreas Eichler ist Ärztlicher Direktor am SRH Klinikum. Ihm ist es wichtig zu betonen, dass notwendige Behandlungen weiter vorgenommen werden und das Infektionsrisiko im Krankenhaus „sehr gering“ ist. „Unsere Schutzmaßnahmen sorgen für ein Höchstmaß an Sicherheit. Die Corona-Bereiche sind örtlich und personell getrennt.“ Schutzausrüstung für Patienten und Personal sei ausreichend vorhanden.

Alle stationären Patienten würden bei ihrer Aufnahme und während eines längeren Aufenthalts regelmäßig mit einem Antigen-Test auf das Coronavirus getestet. Auch beim Personal würden regelmäßig Schnelltests durchgeführt, erklärt Kliniksprecher Mischa Lange. Bisher hätten sich nur ein oder zwei Mitarbeiter im Krankenhaus infiziert.

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