Anastasia und Tetiana haben in der Ukraine Traumatisches erlebt und dennoch verspüren sie einen Funken Hoffnung. Den beiden Frauen gelang die Flucht aus der Krisenregion; im Badischen haben sie Schutz gefunden.
17 Plätze geschaffen
Seit Kurzem sind sie im SWB-Wohnstift Kurfürstenbad in Langensteinbach untergebracht. „Es war von Anfang an klar, dass wir helfen“, betont Elke Seiler von der SWB-Verwaltung. Momentan leben in der Seniorenresidenz sechs Ukrainer – man habe in kleinen Appartements insgesamt 17 Plätze geschaffen.
Neben Langensteinbach betreibt die SWB-Wohnstift Betriebsgesellschaft mbH mit Sitz in Bühl weitere 23 Einrichtungen in Deutschland. In jedem der Häuser könne unbürokratisch bei Bedarf für Flüchtlinge Platz geschaffen werden, so Seiler. Die Menschen kommen über Polen, wo eine Organisatorin den Transport mit Kleinbussen managt.
Viele haben nur einen Koffer dabei
„Viele sind verunsichert, wenn sie kommen und nicht wissen, wie es weitergeht“, erzählt Seiler. „Mehr als einen Koffer hat keiner dabei“, fügt Peggy Wimmer hinzu – auch sie ist in der Verwaltung tätig.
Im Kurfürstenbad ist ein Willkommensraum eingerichtet. Dort gibt es eine Erstverpflegung, Getränke und Obst. Hier wird geschaut, was die Ankömmlinge brauchen. Die Betreuer fertigen Listen an und kümmern sich um eine ganze Bandbreite an Dingen, die fürs tägliche Leben wichtig sind – von Zahnpasta und Shampoo über Kleidung bis hin zum Spielzeug.
Es war von Anfang an klar, dass wir helfen.Elke Seiler, SWB-Verwaltung
Einen Großteil davon haben die Mitarbeitenden des Wohnstifts aus eigener Tasche gespendet. Man freue sich über Sachspenden aus der Bevölkerung und über jede helfende Hand: „Ehrenamtliche, die sich in irgendeiner Weise einbringen können, sind gerne willkommen“, so Seiler.
Team kümmert sich um Behördengänge
Täglich bekommen die Bedürftigen Frühstück, Mittag- und Abendessen serviert. Hier entstehen auch Kontakte zu den rund hundert Bewohnern der Seniorenresidenz. Und die fühlen sich durch die jungen Menschen belebt – es sei inzwischen ein angenehmes Miteinander entstanden, erzählt Jelena Hesse. Sie gehört zum Betreuungsteam und ist gleichzeitig Dolmetscherin.
Ich spüre die menschliche Wärme hier, aber meine Seele ist zu Hause.Tetiana, Ukrainerin
Und wie geht es den Geflüchteten heute? Anastasia muss sich noch etwas einleben. Sie ist mit ihrer Mutter aus der Millionenstadt Charkiw geflohen. „Wir sind dankbar über jede Hilfe“, erzählt die 24-Jährige.
Dagegen ist Tetiana bereits etwas länger in Deutschland; sie stammt aus Saporischschja in der Südukraine, ihre Familie musste sie zurücklassen. „Ich spüre die menschliche Wärme hier, aber meine Seele ist zu Hause“, sagt sie.
Jelena Hesse und das Team kümmern sich darum, dass die Kriegsflüchtlinge bei der Gemeinde angemeldet werden und eine Erstuntersuchung erfolgt. Auch die Unterstützung bei Behördengängen und der Umgang mit Pässen und Dokumenten gehört dazu.
„Sie sind trotz der belastenden Situation sehr selbständig und gut medial vernetzt“, so Peggy Wimmer. Eine beliebte Anlaufstelle ist das internationale Café im Gemeindehaus.
Gesellschaft hat Stiftung gegründet
Bashar Kosa weiß, wie es sich als Flüchtling anfühlt, denn er ist 2015 aus dem Irak gekommen und arbeitet heute als Betreuungskraft im Wohnstift: „Ich erinnere mich, wie andere mir geholfen haben – jetzt ist es an der Zeit etwas zurückzugeben. Immer wenn ich ein Lächeln in den Gesichtern der Menschen sehe, freue ich mich selbst.“
Zur Unterstützung für geflüchtete Ukrainer hat die Gesellschaft SWB Wohnstifte vor kurzem eine Stiftung gegründet, um so vielen Bedürftigen wie möglich Hilfe anbieten zu können.
Im Wohnstift rechne man in den kommenden Wochen mit mehr pflegebedürftigen Flüchtlingen, „das ist unser Klientel der Zukunft“, so Seiler. Dies seien Menschen, die in ukrainischen Seniorenheimen nicht mehr versorgt werden können, wenn dortige Einrichtungen kriegsbedingt schließen müssen oder gar ausgebombt werden.
Unterstützung:
Unter der Mailadresse info@swb-wohnstifte.de können Sie Kontakt zur Stiftung aufnehmen.