Skip to main content

Bienenvölker vernichtet – Angst vor Invasion

Nest der Asiatischen Hornisse in Karlsbad entfernt – Experte und Helfer gestochen

Der Einsatz gegen die invasive Asia-Hornisse in Karlsbad hinterließ Spuren bei Fachberater Michael Lochmann. Aggressivität und Stichkraft überraschten. Er hinterfragt nun das System der Bekämpfung.

Hornissennest im Baum
Wie ein riesiges Ei: Das Nest der Asiatischen Hornissen wurde erst entdeckt, nachdem die Blätter fielen. Foto: Thomas Heiduck

Wie ein riesiges Ei hat es in einem Baum im Bereich Steinighöfe in Langensteinbach gehangen. Das große Nest der Asiatischen Hornisse musste entfernt werden – doch dies gelang nur mit vereinten Kräften und ging nicht ohne bedenkliche Blessuren aus.

Die Karlsbader Feuerwehr war mit angerückt, um bei der Aktion im Kampf gegen die invasive, eingewanderte Art mit der Drehleiter zu unterstützen.

In der Nachbesprechung vom Einsatz warnt der Fachberater mit Blick in die Zukunft, dass der Aufwand ehrenamtlich kaum zu stemmen sei.

Als Blätter fielen, kam das Nest zum Vorschein

„Das Nest hat man erst entdeckt, als die Blätter des Baumes fielen“, erklärt der Hornissenfachberater des Landkreises Karlsruhe, Michael Lochmann, im BNN-Gespräch. Nahe der Aussiedlerhöfe hängend, wurde es dann gemeldet. Lochmann ist als Fachmann für den südlichen Landkreis Karlsruhe zuständig, sein Urteil stand nach der Beschau schnell fest: Asiatische Hornissen.

Bekämpfung Nest Asiatische Hornisse
Heikle Mission: CO2-Sprühstöße wurden von Fachberater Michael Lochmann ins Flugloch des Hornissennests abgegeben, um das Nest entfernen zu können. Foto: Thomas Heiduck

Sie sind Feinde der Honigbiene, die ihre Hauptnahrungsquelle ausmachen. Die Europäische Hornisse jagt auch Honigbienen, Experten zufolge machen diese aber nur etwa fünf Prozent der Beute aus.

Die Asiatischen Hornissen lauern vor den Fluglöchern der Honigbienen. Da sich die Attacken Asiatischer Hornissen im Stock der Honigbiene schnell herumsprechen, verlassen diese den Stock nicht mehr, ist auf einschlägigen Imker-Seiten zu lesen.

Die Wächterbienen versuchen, das Eindringen der Hornissen zu verhindern, es kommt zu Kämpfen. Schaffen die Angreifer es in den Bienenstock, fallen den Räubern Bienen und Honig zum Opfer.

Fachberater hinterfragt Giftverbot und Ehrenamt

Im Gespräch steht Fachberater Lochmann noch unter dem Eindruck der Entfernung des Hornissennests, denn die Tiere setzten sich zur Wehr. Mit Kohlendioxid-Stößen ins Flugloch der Hornissen „kann man sie betäuben“. Wie in eine Art Frostzustand würden diese so versetzt. „So kann man eigentlich frei arbeiten.“

Jetzt den Newsletter für Karlsruhe, Ettlingen und die Hardt abonnieren

Wie geht es weiter mit dem Verkehr und den Baustellen in Karlsruhe? Was wird aus der Wohnungsnot und der Sicherheit in der Innenstadt? Was ist los in der Stadt und was bewegt ihre Bewohner?

Die wichtigsten Infos für Karlsruhe, Ettlingen und die Hardt und exklusive Hintergrundberichte: Das liefert der kostenlose BNN-Newsletter jeden Abend direkt in Ihr Postfach. Jetzt anmelden.

Während sonst bei Hornissen-Einsätzen normale Lederhandschuhe ausreichten, war dies hier nicht der Fall, berichtet Lochmann, der auch als Feuerwehrmann aktiv ist. Die Stachel durchdrangen den Schutz. „Der ist viel ausgeprägter als bei den Einheimischen.“ Zwei weitere Hornissenfachberater waren mit vor Ort.

Am Boden sind sie dann auf alles losgegangen.
Michael Lochmann, Hornissenfachberater

„Ein Kollege wurde sieben Mal in die Hand gestochen. Ich zwei Mal ins Genick.“ Die Feuerwehrleute liehen ihre Handschuhe, die dann schützten. „Die Hornissen waren so aggressiv, das habe ich im Leben noch nicht gesehen. Am Boden sind sie dann auf alles losgegangen.“

Normalerweise greife die Hornisse keine Menschen an. Wenn es um Verteidigung geht, kenne sie jedoch kein Pardon. Gift dürfe man aber nicht zum Einsatz bringen. „Die Hornissen sollen nicht leiden. Aber entweder wir haben eine Invasion oder nicht“, zeigt Fachberater Lochmann wenig Verständnis für die Regelung. So könne das System nicht mehr funktionieren.

Eine Asiatische Hornisse (Vespa Velutina Nigrithorax). Im Hamburger Stadtteil Farmsen-Berne wurde ein Nest dieser Art gefunden, das aus einer Hecke entnommen und zu Forschungszwecken an die Uni Hamburg gebracht wurde. Für den Menschen sind die Asiatischen Hornissen der Umweltbehörde zufolge nicht gefährlicher als die heimischen Europäischen Hornissen. (zu dpa "Neues Nest der Asiatischen Hornisse in Hamburg gefunden") +++ dpa-Bildfunk +++
Invasive Art: Asiatische Hornissen haben insbesondere auch Honigbienen auf ihrem Speiseplan. Foto: Axel Heimken/dpa

Seines Wissens nach gebe es acht bis zehn Nestmeldungen in Baden-Württemberg pro Tag. Wie solle das mit Ehrenamtlichen wie ihm noch funktionieren, die ja im normalen Berufsleben stehen? Acht Euro pro Stunde bekomme er für seine Tätigkeit als Hornissenfachberater. Vergangenes Jahr sei eine Hornisse in Karlsbad gesichtet worden. „Jetzt sind sie hier angekommen“, wie der Nestfund belege.

Kreislauf des Einsatzleiters sackt weg

Und hätten auch gewütet. Etwa drei Kilometer Luftlinie entfernt seien drei Honigbienenvölker vernichtet worden. „Innerhalb von vier bis sechs Wochen ausgerottet.“ Wenige Stunden nach dem Einsatz mit Stichen in den Hals sei ihm der Kreislauf weggekippt, berichtet Michael Lochmann.

Dem Freund und Kollegen sei schon vor Ort die Hand durch Stiche auf die dreifache Dicke angeschwollen. „So was gibt es eigentlich nur im Film.“

Die Entdeckung eines Wabenbaus oder von Nestern der Asiatischen Hornisse – oft hoch in den Bäumen hängend – sei umgehend zu melden, betont die Gemeindeverwaltung Karlsbad. In der Gemeinde etwa per E-Mail an umweltamt@karlsbad.de. Fachberater Lochmann betont, dass in jeder Kommune Nester unverzüglich bei Stadt oder Gemeinde gemeldet werden sollen. „Man muss scharf beobachten und sofort bekämpfen.“ Das in Karlsbad letztlich in einen Plastiksack gepackte Nest ging ans Naturkundemuseum Karlsruhe.

nach oben Zurück zum Seitenanfang