
Die ersten Krisen hatte Valérie M. während ihres Studiums in Offenburg. Das Master-Studium in Straßburg brach sie schließlich ab, suchte Hilfe bei Fabrice Berna, Leiter der Psychiatrie-Abteilung und des Expert-Zentrums für Schizophrenie der Universitätsklinik Straßburg.
Der vermittelte sie in die Rehabilitationseinrichtung für psychisch Kranke (RPK) in Karlsbad-Langensteinbach. „Sie spricht beide Sprachen und ich wusste, dass sie bei den deutschen Kollegen in sehr guten und professionellen Händen ist“, so Berna.
Gustav Wirtz, leitender Arzt an der RPK in Karlsbad, erinnert sich noch gut an das erste Treffen mit der jungen Frau Mitte 20. „Sie war verunsichert, welche Ausbildungsperspektive sie ergreifen soll“, erzählt er. Und sie sei „nicht ganz stabil“ gewesen, „es gab immer wieder Krisen“.
Ich habe sehr viel über mich selbst gelernt.Valérie M., Reha-Teilnehmerin
Inzwischen ist Valérie auf einem guten Weg. Die vergangenen zwölf Monate hat sie in der RPK verbracht und zusammen mit deutschen und französischen Fachleuten an einer passenden beruflichen Perspektive gearbeitet.
„Das war eine sehr interessante Zeit für mich. Ich habe sehr viel über mich selbst gelernt“, erinnert sich Valérie.
Sie war die erste französische Teilnehmerin des Programms, das psychisch erkrankte Erwachsene beim Wiedereinstieg ins Berufsleben und der Rückkehr in einen geregelten Alttag unterstützt.
Und sie wird nicht die letzte sein: Ein weiterer Teilnehmer aus Frankreich durchlaufe das Programm zurzeit in Karlsbad, berichtet Gustav Wirtz, eine andere junge Frau überlege noch, ob sie für die medizinisch-berufliche Reha nach Deutschland kommt.
Deutsch-französische Kooperation soll verstetigt werden
Künftig sei angedacht, regelmäßig Teilnehmer aus Frankreich in die berufliche Rehabilitation aufzunehmen. Denn im Nachbarland gebe es keine vergleichbaren Angebote mit dem Fokus auf den Wiedereinstieg in den Beruf, sagt Gustav Wirtz.
Im Austausch mit Kollegen aus dem benachbarten Elsass überlege man daher schon lange, „wie man dieses Konzept nach Frankreich übersetzen kann“.
Um Betroffene regelmäßig zu unterstützen, sind noch einige Hürden zwischen den deutschen und französischen Behörden und Kostenträgern zu nehmen, weiß RPK-Projektmitarbeiter Nicolas Lapchine.
„Die Systeme funktionieren auf beiden Seiten des Rheins nicht immer gleich“, wird er in einer Pressemitteilung der SRH zitiert.
Duales Studium in der Holztechnik als Perspektive
Der Probelauf mit Valérie M., der auf Anregung von Fabrice Berna von der Uniklinik Straßburg unternommen wurde, hat laut Gustav Wirtz aber gezeigt, wie gut die Kooperation auch in der Praxis funktionieren kann. Man suche nun noch nach bilingualen Mitarbeitern, um das Angebot kontinuierlich machen zu können.
Valérie M. wird nach ihrer Zeit an der RPK in Karlsbad ein Duales Studium in der Holztechnik bei einem Betrieb in Frankreich beginnen. Bei einem Praktikum in einem deutschen Schreinerbetrieb und einer „Erprobung“ in der Arbeits- und Berufstherapie in Karlsbad merkte sie, dass ihr die Arbeit mit Holz liegt.
„Durch die Unterstützung der RPK habe ich mir Stein für Stein etwas aufgebaut. Ich bin noch nicht am Ziel, aber ich bin froh, dass es immer weiter geht“, erzählt die Französin.