Gleich dreimal waren die Karlsbader Ortsteile Langensteinbach, Mutschelbach und Auerbach im Zeitraum vom 19. Juni bis 4. Juli vergangenen Jahres von zuvor nie dagewesenen Starkregenereignissen betroffen.
Noch heute steckt den Bewohnern der geschädigten Straßenzüge der Schrecken über ihre voll gefluteten Keller, Erdgeschosswohnungen oder den komplett weggeschwemmten Hausgärten in den Gliedern. Nun liegen Ideen auf dem Tisch, wie solche Szenarien in der Zukunft verhindert werden sollen.
Bürgermeister Jens Timm (Freie Wähler) und Bauamtsleiter Ronald Knackfuß gaben bei einem Pressegespräch einen ersten Einblick in den Maßnahmenkatalog. Fakt ist, dass in den drei Ortsteilen erhebliche Wasserfluten über die Feldflur kamen.
Starkregen in Karlsbad: Maisfelder sind problematisch
Problematisch sind offensichtlich auch die wenig Wasser aufnehmenden Maisfelder. Mit den Bauern gelte es, nach Alternativen wie beispielsweise wechselnde Fruchtfolgen zu suchen. Bei den gemeindeeigenen Grundstücken wurde dies bereits in die Pachtverträge aufgenommen.
Extrem betroffen waren in Langensteinbach die Fliederstraße, Teile der Johann-Sebastian-Bach-Straße und die Tulpenstraße, wo der Kindergarten St. Franzikus aktuell zum Rohbau wurde und derzeit grundlegend saniert werden muss. Hier zeichnet sich ab, dass oberhalb dieses Baugebietes „Schneidergärten“ zwei Rückhaltebecken notwendig werden.
Hochwasserzone ist auch der Straßenzug zwischen Rathaus und Ludwigskirche. Auch hier könnte durch ein einzubauendes Rückhaltebecken Abhilfe geschaffen werden. „Wichtig ist ein verbesserter Wasserabfluss in Richtung Bocksbach, der aktuell im Rahmen der Flusswassergebietsuntersuchung geprüft wird“, so Timm. Etwa zehn Wohngebäude waren in der Danziger Straße und der Straße „Am Hang“ in Auerbach durch Wassermengen aus der angrenzenden Feldflur mehrfach überflutet. Zum Schutz dort sind groß dimensionierte Entwässerungsgräben geplant.
Rückhaltebecken sollen Fluten in Karlsbad stoppen
In Untermutschelbach überfluteten die Wassermassen aus dem Wiesenbereich „Wolfgraben“ den Friedhof und die Kirche. Um dies künftig zu vermeiden, ist wohl auch beim „Wolfgraben“ ein Rückhaltebecken notwendig. Außerdem gilt es, im Benehmen mit der Autobahn-Gesellschaft die Außengebietsentwässerung um die A8 zwischen Ober- und Untermutschelbach zu verbessern.
Zu verstehen ist laut dem Bürgermeister, dass gerade die Betroffenen sehnlichst auf ein Konzept warten. Zunächst müsse man die Maßnahmen allerdings auch mit den Fachbehörden abklären und genehmigen lassen. Klar sei auch im Gemeinderat, dass die Kommune einiges finanziell zu stemmen habe, auch dann, wenn zum Teil mit Landeszuschüssen von 50 bis 70 Prozent gerechnet werden könne.
Bauamtsleiter Ronald Knackfuß erinnert an die Sofortmaßnahmen der Gemeinde im vergangenen Jahr, wie die Verbreiterung von Abflussgräben im Außenbereich und die Anlage eines rund 250 Meter langen, bis zu einem Meter hohen, provisorischen Schutzwall mittels Big Packs oberhalb der Schneidergärten sowie die Instandsetzung der Wege.
Vorschläge zum Schutz gegen Starkregen-Fluten werden öffentlich präsentiert
Die Gemeinde Karlsbad hat im Juli 2021 reagiert und neben den in Eigenregie realisierten ersten Sofortmaßnahmen das Ingenieurbüro „Wald & Corbe“ aus Hügelsheim als Fachbüro für Wasserbau und Infrastruktur mit einem Maßnahmenkonzept gegen Starkregeneinflüsse beauftragt. Wie Bürgermeister Timm bereits in der Gemeinderatssitzung im Dezember ankündigte, werden die geplanten Maßnahmen nunmehr in den betroffenen Ortsteilen durch das Fachbüro öffentlich präsentiert.
Den Auftakt bildet die Veranstaltung am 26. Januar in der Langensteinbacher Schelmenbuschhalle. Am 15. Februar wird in die Talblickhalle Auerbach und am 24. Februar in das evangelische Gemeindehaus Mutschelbach eingeladen, jeweils um 18 Uhr.