
„Wenn der Bürgermeister seine Pflicht tut, werden kaum vier da sein, die ihn mögen.“ Dieses Zitates, das dem Reformator Martin Luther zugeschrieben wird, bediente sich Thomas Nowitzki.
Ein paar mehr als die vom Vorsitzenden des Gemeindetages im Landkreis Karlsruhe zitierten „Vier“ dürften es schon gewesen sein, die für den Mann Sympathien hegen, den es an diesem Abend zu verabschieden galt.
Es sollte wohl der letzte große Auftritt von Jens Timm (Freie Wähler) in der Gemeinde gewesen sein, in der er acht Jahre lang als Bürgermeister tätig war.
Timm erhielt bei der Bürgermeisterwahl 15,7 Prozent, obwohl er gar nicht mehr kandidierte
Dass die Reihe von Gästen und Grußwortrednern bei solch einem Ereignis lang ist, dass viele wohlwollende Worte gesprochen werden, traf auch bei der Verabschiedung des 58-jährigen Bürgermeisters a.D. zu. Dank und Wertschätzung sprach dessen Nachfolger, Bürgermeister Björn Kornmüller (FDP), seinem Vorgänger aus, verbunden mit der Erkenntnis, „Ihre Arbeit ist die Grundlage für meine Arbeit“.
Noch etwas persönlicher wurde der Erste Landesbeamte Knut Bühler: „Es waren gute Jahre für Karlsbad.“ Mit seiner Einschätzung, dass Timm gerne weiter Verantwortung getragen hätte, dürfte er im Kern richtig gelegen haben. „Paukenschlag in Karlsbad“, zitierte Bühler die damalige Überschrift in den BNN, als Timm seine Kandidatur zurückzog.
Allein die Stimmen auf dem Bürgermeister-Wahlzettel hätten gezeigt, wie viele „Fans“ er noch in der Gemeinde habe. Zur Erinnerung: Obwohl der Name Timm nicht auf dem Wahlzettel stand, erhielt er 15,7 Prozent (671 Stimmen).
Später, nachdem alle Grußworte gesprochen waren, beantwortete Timm die Frage dieser Redaktion, ob er es im Nachhinein bereue, nicht doch für eine Wiederwahl angetreten zu sein, mit den Worten: „Das ist abgehakt. Es gibt kein Nachtrauern.“
Er lässt vieles zurück, was nachwirktJoachim Karcher
Gemeinderat der Freien Wähler
Nochmals eine Spur persönlicher als seine Vorredner wurde Nowitzki. Er müsse sich erst einmal daran gewöhnen, dass Jens Timm, mit dem ihn eine „kollegiale, freundschaftliche Zusammenarbeit verband“, nicht mehr Bürgermeister sei.
Auf die zumeist gute Zusammenarbeit mit der Rathausspitze hoben in ihren Grußworten die geschäftsführende Schulleiterin, Ulrike Frank, der Vorsitzende des SV Langensteinbach, Hans Rupp, und Pfarrerin Andrea Schweitzer ab.
Joachim Karcher (Freie Wähler), der für den Gemeinderat sprach, zollte Timm Respekt: „Er lässt vieles zurück, was nachwirkt“.
Der Bürgermeister a.D. gibt seiner Enttäuschung über den Gemeinderat Ausdruck
Und Jens Timm selbst? Seine Abschiedsworte waren geprägt von Dankbarkeit über die Arbeit als Bürgermeister – „für mich eine große Besonderheit mit vielen Höhepunkten und vielem, was wir erreicht haben“.
Er gab aber auch seiner Enttäuschung über einen Gemeinderat Ausdruck, mit dem er siebeneinhalb Jahre gut zusammengearbeitet habe - der am Ende jedoch für ihn total überraschend zu zwei Dritteln gegen ihn gewesen sei.
Wie es für ihn nun weitergeht? Das wisse er noch nicht. Das werde sich zeigen.
Musikalisch begleitete Acco Musica den Abend.