Ulknamen, Spitznamen, Necknamen, sie haben oft ihren Ursprung in geschichtlich hinterlegten und dokumentierten Ereignissen oder Aktivitäten — aber auch in Anekdoten aus dem 18. Jahrhundert, in denen sie verhöhnend benutzt wurden.
So auch im Karlsbader Ortsteil Mutschelbach, der heute rund 1.900 Einwohner zählt. Bezeichnet man die Obermutschelbacher als „Schmierbrenner“ , so ist bei den Untermutschelbachern von „Kiwwelesscheißer“ die Rede.
Dabei waren Ober- und Untermutschelbach (der deutlich größere Teil) bis 1936 und damit bis zwei Jahre vor dem Autobahnbau 1938, der die räumliche Trennung bis heute zementiert, zwei Gemeinden. Heute resultieren daraus zwei Friedhöfe und zwei evangelische Kirchengebäude.
Markgraf Karl Wilhelm von Baden, der 1709 bis 1739 regierte, beorderte elf Familien aus Dillweißenstein als neue Ansiedler nach Obermutschelbach, das fast ausgestorben war. Feld und Flur lagen brach. Sie erhielten Land und 36 Morgen Wald zum Roden.
Obermutschelbacher Schmieröfen sorgten für den Spitznamen
Die agilen Ansiedler zeigten sich erfinderisch und geschäftstüchtig. Sie produzierten durch Erhitzen der Baumstümpfe der harzreichen Forlen eine fettige Schmiere, die sich bestens als Gleitmittel für die damaligen Gerätschaften der Landwirtschaft bewährte.
Hier liegt die Geburtsstunde der Obermutschelbacher „Schmierbrenner“, die ihre Ware in der Umgebung anboten. Die Narben auf den Metallachsen der Holzräder der Viehfuhrwerke mussten schließlich regelmäßig geschmiert werden. Noch bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts waren die ehemaligen Standorte der Schmieröfen an der schwarzen Erde auszumachen.
Gerne zeigt heute noch der Mutschelbacher David Keppler historische landwirtschaftliche Fahrzeuge seines verstorbenen Schwiegervaters Helmut Maier. „Gut geschmiert ließen sich die schweren Holzwagen einfach leichter bewegen“, sagt Keppler.
Im vergangenen Jahr hat er dem Heimatverein Pfinztal einen über 200 Jahre alten Schmierbock überlassen. Mit Muskelkraft und Hebelwirkung wurden damit die Holzwagen angehoben, damit die Achse geschmiert werden kann.
Über Untermutschelbacher Spitznamen gibt es nur Anekdoten
Keine Dokumente gibt es hingegen zu den Anekdoten über die Spitznamen der Untermutschelbacher. In der Auflistung der Necknamen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe von David Depenau ist hier von „Kiwwelesscheißer“ die Rede. Die Bauern sollen auf Kübeln sitzend ihr „Geschäft“ verrichtet haben, um damit später die Felder zu düngen.
Mit der Forsttätigkeit erklären lässt sich der zweite Spitzname, „Kienstumpe“. Laut Ortsvorsteher Michael Wenz sind, im Gegensatz zu dem Ittersbacher „Kuckuck“ und dem Spielberger „Gockler“, in Mutschelbach die eigenen Spitznamen heute kaum mehr präsent.
Die jüngere Generation weiß damit nichts mehr anzufangen.Karl-Friedrich Konstandin, ehemaliger Ortsvorsteher
Karl-Friedrich Konstandin, ehemaliger Ortsvorsteher und seit langer Zeit beim ATSV engagiert, meint: „Die jüngere Generation weiß damit nichts mehr anzufangen. Im umfangreichen Mutschelbacher Heimatbuch aus dem Jahr 2004 ist allerdings die Geschichte der Schmierbrenner mit ihrem geschichtlichen Hintergrund dokumentiert.“