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Kampagne und Umzüge wegen Corona-Krise abgesagt

Keine Fastnacht: Ettlinger Narren ziehen die Notbremse

Es wird nichts mit „Helau“ und nichts mit „Narri-Narro“: Umzüge und Saalfastnacht sind in Ettlingen komplett abgesagt. Für eine Person kommt das nicht ungelegen - sie muss nicht vors Narrengericht.

Umzug Schöllbronn, vorneweg die Schöllbronner Moggel
Dichtes Gedränge: Der Umzug in Schöllbronn lockte 2020 rund 25.000 Zuschauer an die Strecke. 2021 wird er wegen der Corona-Krise nicht stattfinden (Archivfoto). Foto: Klaus Müller

Die Narren ziehen die Reißleine: Sie sagen in Ettlingen alle Saalveranstaltungen in der Kampagne 2020/2021 ab. Außerdem verabschieden sie sich vom Narrendorf in Spessart, vom Umzug am Fastnachtssamstag in Schöllbronn und vom Rosenmontagsumzug in Ettlingen-Stadt. „Wir haben lange hin und her überlegt, ehe wir die auch für uns schwere Entscheidung getroffen haben “, sagt Markus Utry, Chef der Ettlinger Moschdschelle und beim Umzug in der Kernstadt als launiger Moderator bekannt.

Unsere Vereine haben auch ein wirtschaftliches Problem.
Markus Utry, Chef der Moschdschelle

Letztlich habe man sich angesichts steigender Corona-Zahlen und der Schwierigkeit, Hygiene- wie Abstandsregeln einzuhalten, für diesen „schmerzlichen Schritt“ entschieden. Die Narrenvereinigung und damit der Zusammenschluss der Ettlinger Fastnachtsvereine befinde sich hier in Übereinstimmung mit dem Rathaus Ettlingen. Es sei undenkbar, Prunksitzungen und Zunftabende „auf Distanz zu machen“, Fastnacht lebe nun mal von Ausgelassenheit und Fröhlichkeit, von Schunkelrunden und Tanz. „Wenn wir aber in die Halle nur wenige Leute reinlassen dürfen, haben unsere Vereine auch ein wirtschaftliches Problem“, so Utry. Dann sei es besser, die Kampagne abzuhaken, so traurig das sei. Vor allem für Garden und Showtänzer, die bei den Veranstaltungen immer ihren großen Auftritt haben.

Der Oberbürgermeister muss nicht vors Narrengericht

Ins Wasser fallen wird schon der 11.11. und damit das traditionelle, immer gut besuchte Narrengericht gegen die Obrigkeit auf dem Marktplatz. Oberbürgermeister Johannes Arnold hat Glück: Er muss sich gar nicht erst nach einem Verteidiger umsehen – die meisten prominenten Anwälte, von KSC-Stadionsprecher Martin Wacker bis zu Festspielintendantin Solvejg Bauer, hat er ohnehin schon strapaziert. Dieses Jahr bleibt ihm die öffentliche Verhandlung schlicht erspart.

„Wir hatten schon ein paar Anklagepunkte vorbereitet“, bedauert Utry, der darauf hofft, dass „ vielleicht am Schmutzigen Donnerstag ein kleines Fastnachtsprogramm im Schlosshof stattfinden kann“. Darüber wollen die Fastnachter mit Arnold noch im Laufe des Monats sprechen. Der sagt, zunächst einmal gehe die Gesundheit vor, man wolle auf keinen Fall durch Fastnacht etwas riskieren. Karlheinz-Guhl, der wie Utry Mitglied des Narrengerichts ist, sagt: „Der 11.11. ist ein Mittwoch. Das wäre problematisch geworden, weil am Rathaus wegen der Sparkassenbaustelle und dem Wochenmarkt gar kein Platz für eine Bühne und viele Zuschauer ist.“

Zur Absage des Umzugs gibt es keine Alternative.
Stefan Karbstein, Narrenzunft Schöllbronn

Für Stefan Karbstein von der Narrenzunft Schöllbronn ist klar, dass es zur Absage des großen Schöllbronner Umzugs „keine Alternative gibt“. Der Zunftmeister rechnet vor, dass in diesem Jahr rund 80 Gruppen durch den Höhenstadtteil marschierten mit insgesamt gut 2.500 Hexen und Hästrägern. „Wir hatten mit 25.000 Zuschauern an der Strecke einen Rekord“, sagt er.

Narrensturm Ettlingen 11.11.
Narrensturm Ettlingen 11.11. Foto: Rainer Obert

Und selbst wenn 2021 „nur“ 15.000 Menschen kämen, „ist das nicht darstellbar“. Zu viel Gedränge, zu wenig Abstand und leider bei etlichen Jugendlichen zu viel Alkohol. Für die Narrenzunft und andere örtliche Vereine, die beim Umzug bewirten, bedeute der Ausfall des Spektakels natürlich finanzielle Einbußen, sie hätten im Gegenzug aber auch nicht die sonst üblichen Kosten. Geplant sei, so Karbstein, an der Kirche St.Bonifatius einen Narrenbaum zu stellen, die Veranstaltung werde „coronaconform ablaufen“. Die Zunftabende aber seien 2021 hinfällig.

Auch mit dem Spessarter Narrendorf als Ersatz für den schon länger gecancelten Nachtumzug wird es nichts, wiewohl der Carnevalverein Spessarter Eber (CSE) vor einigen Wochen hier noch recht optimistisch war (die BNN berichteten). Zum einen habe sich die Corona-Situation in der Region verschlechtert, zum anderen wollen „wir Fastnachter in Ettlingen solidarisch sein“, so Eber-Vorstand Torsten Kiefer.

Da keine Umzüge in der Kernstadt und in Schöllbronn stattfänden, verzichte man auch aufs überschaubare Narrendorf im Höhenstadtteil Spessart. Ebersitzungen gebe es ebenfalls 2021 keine. Glück hätten die Fastnachter mit der Saison 2019/2020 gehabt, da sie vor Corona noch Einnahmen erzielen konnten, meint Kiefer. „Andere Vereine wurden mehr gebeutelt, bei denen lief das ganze Jahr gar nichts.“ Überlegt wird beim CSE, ob man am 11.11. Ortsvorsteherin Elke Werner doch festsetzen und zur Herausgabe des Rathausschlüssels zwingen könne. „Wenn wir das machen, dann wird das nur eine kleine närrische Sache, kein großes Event im Dorf.“

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