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Kindercasting

Verführerische Carmen und quirlige Ronja für Ettlinger Schlossfestspiele gesucht

Der große Auftritt vorm möglicherweise großen Auftritt bei den Ettlinger Schlossfestspielen: Die Castings für die Oper Carmen und das Familienstück Ronja Räubertochter locken gestandene Akteure und Neulinge ins Schloss, um sich zu beweisen.

Am Sonntag suchten die Schlossfestspiele kleine Darsteller für das Kinderstück und große Stimmen für die Oper. Im Bild die schwedische Sängerin Augusta Kling mit dem musikalische Leiter Ulrich Maier.
Am Sonntag suchten die Schlossfestspiele kleine Darsteller für das Kinderstück und große Stimmen für die Oper. Im Bild die schwedische Sängerin Augusta Kling mit dem musikalische Leiter Ulrich Maier. Foto: Thomas Zimmer

„Schauspielen macht mir viel Spaß, ich habe auch schon mal bei einem Krippenspiel mitgemacht und ich tanze gern“, erzählt die neunjährige Sarah. Es ist Sonntagnachmittag, gerade hat sie beim Casting für das Kinderstück „Ronja Räubertochter“ gezeigt, was sie drauf hat. Sarah ist eines von 66 Kindern, die sich für das Casting angemeldet haben.

Die Hauptrollen sollen mit Kindern besetzt werden, erklärt Theaterpädagogin Mirijam Kälberer, die das Casting mit Tanzlehrer Constantin Volz leitet. Neben den Hauptrollen werden auch Darsteller für Fantasiewesen gesucht. „Die müssen mutig sein, die müssen sich was trauen“, erklärt Kälberer. „Wir wollen wissen: Können die sich gut bewegen, haben die Lust darauf, können die ohne Probleme allein auf der Bühne stehen, können die ihre Stimme einsetzen?“

Los geht es mit einigen Lockerungsübungen: Körper abklopfen, danach geht es um Bewegung, anschließend gibt Christian Volz einen Rhythmus vor, und die Kinder dürfen selbst eigene Rhythmen kreieren, zu denen sie sich bewegen. Die Atmosphäre ist konzentriert – aber entspannt. „Soll ich’s mal richtig schwer machen?“, fragt er in die Runde.

Junge Talente gesucht

Klar doch. Man merkt, wie die Kinder zu einer Einheit werden, wie eine Band funktionieren. Jetzt geht es um die Graugnome – die Fantasiewesen. „Wie stellt ihr euch die vor?“ „Dunkel, vielleicht können die auch fliegen“, kommt eine Antwort. „Ich stelle mir die böse und diebisch vor“, lautet eine andere. Wenige Minuten später spielen die Kinder die Graugnome nach ihren Vorstellungen.

Eine Stunde später im Epernaysaal des Schlosses: Hier läuft seit morgens das Casting für die Oper „Carmen“. Spielleiter Christian Stadlhofer gehört zum Team, das die Entscheidungen trifft: „Wir suchen junge Talente, die möglicherweise zum ersten Mal in einer professionellen Opernproduktion auf der Bühne stehen werden. Von den großen Hauptpartien bis zu den kleineren Rollen.“

Die heute kommen, sind schon die Crème.
Ulrich Maier, Musikalischer Leiter

„Die heute kommen, sind schon die Crème“, wirft Ulrich Maier, der musikalische Leiter, ein. Im vergangenen Herbst konnte ein Präsenz-Casting in Essen stattfinden, danach wurde aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen ein digitales Casting eingeschoben: „Die Leute haben uns Videos geschickt. Das funktioniert sehr gut, auch für das Schauspiel und die Musicalproduktion“, sagt Stadlhofer.

„Wir haben einen ersten Eindruck und die Möglichkeit, mehr Leute kennenzulernen. Und wir haben für die Leute, die wir einladen, mehr Zeit. Das könnte auch ein Modell für die Zukunft sein.“

Aber jetzt ist die Live-Situation angesagt, jede Sängerin und jeder Sänger hat 20 Minuten Zeit, sich zu präsentieren. Die junge Schwedin Augusta Kling steht in ihrem bunten Kleid auf der Bühne, wirkt vollkommen locker. Sie hat sich für die Rolle der Mércèdes beworben. „Die Arie würden wir noch mal gerne live hören“, fordert Ulrich Maier auf. Ein Moment der Konzentration, dann erfüllt ihre Stimme den Epernaysaal.

„Sehr schön, Frau Kling“, lobt Ulrich Maier. Anschließend geht er zusammen mit der Sängerin einige weitere Stellen durch, manches will er zweimal hören, und äußert Wünsche wie „Könnten Sie mal versuchen, das ein wenig kürzer zu artikulieren?“. Augusta Kling konzentriert sich wieder – dann ist Maier zufrieden. Am Abend werden sich 20 junge Talente die Klinke im Epernaysaal in die Hand gegeben habe. Für sie alle heißt es jetzt zunächst: Abwarten.

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