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Ukraine-Flüchtlinge

Schulen in Ettlingen und Umgebung: Lehrermangel bremst Unterricht für Flüchtlingskinder aus

Die ersten ukrainischen Kinder und Jugendlichen sind in den Kommunen angekommen. In Ettlingen wurden bereits 50 in Vorbereitungsklassen aufgenommen. Weitere Lehrer werden dringend benötigt.

Im Klassenzimmer: An der Schillerschule in Ettlingen lernen Jugendliche aus der Ukraine und anderen Ländern Deutsch.
Im Klassenzimmer: An der Schillerschule in Ettlingen lernen Jugendliche aus der Ukraine und anderen Ländern Deutsch. Foto: Julia Trauden

Plötzlich stimmen sie im Klassenzimmer der Schillerschule ein Lied an: „Unser Vater Bandera“, ein patriotisches, nicht unumstrittenes Volkslied, das im Herbst 2021 in der Ukraine zum Internethit geworden war.

Der 14-jährige Roman grinst seine Mitschüler an, die neben ihm sitzen und mitsingen. Die große Pause ist gerade rum, im Raum herrscht noch Unruhe.

Der Großteil der Schüler in der Klasse kennt und versteht den Liedtext – 18 von 27 Jugendlichen, die an diesem Mittwoch in der Vorbereitungsklasse sitzen, stammen aus der Ukraine. Vier von ihnen sind heute Morgen neu hinzugekommen, andere sind schon seit Ende Februar da. Nur ein ukrainisches Mädchen, das bereits seit September in Ettlingen wohnt, ist nicht direkt vor dem Krieg geflohen.

Zusammen mit Jugendlichen aus Pakistan, Palästina, Kroatien, Polen, Bosnien und Lettland lernen die Teenager in der Vorbereitungsklasse die Grundlagen der deutschen Sprache. Kommende Woche wird die Klasse aufgeteilt, weil sie zu groß geworden ist.

Russisch als gemeinsame Sprache

Heute Vormittag geht es zunächst um Frageworte. Lehrerin Stephanie Metzke hat einen Lückentext an die Leinwand projiziert: „Wie alt bist du?“, steht da schon. Und weiter: „_ wohnst du?“, „_ kommst du?“

Artur aus Lettland, der schon etwas länger Deutsch lernt, übersetzt, wenn die neuen ukrainischen Mitschüler etwas nicht verstehen. Wie sie spricht er auch Russisch. Drei bis fünf Stunden unterrichtet Stephanie Metzke pro Tag. „Und wir gehen jeden Tag spazieren in Ettlingen“, erzählt sie.

Wir haben ja jetzt schon Lehrermangel.
Stefanie Wagner, Geschäftsführende Schulleiterin Ettlingen

Nicht alle Schüler sind so aufgeweckt und heiter wie die Clique um Roman und Artur. Die Schwestern Maria und Veronika, die heute neu in die Klasse aufgenommen wurden, notieren still die Vokabeln, eine andere Schülerin hat ihren Kopf in die verschränkten Arme auf der Schulbank gelegt. „Viele sind sehr müde, sie schlafen nachts schlecht“, erklärt Lehrerin Metzke.

„Einige sind traumatisiert“, vermutet Stefanie Wagner, Rektorin der Schillerschule und Geschäftsführende Schulleiterin in Ettlingen. Wie viele Kinder aus der Ukraine noch kommen und ob man genug Lehrkräfte findet, sei unsicher. „Es sind Stellen ausgeschrieben. Aber wir haben ja jetzt schon Lehrermangel.“

Zur Unterstützung suche man Menschen mit Ukrainisch- und Russischkenntnissen. Sie können sich an die drei Schulen wenden, die bislang Vorbereitungsklassen haben: die Pestalozzischule für die Jüngsten bis zwölf Jahre, die Schillerschule für 13- bis 15-Jährige und die Bertha-von-Suttner-Schule für Jugendliche ab 16 Jahre.

Diese Standorte würden auf Dauer nicht ausreichen, sagt Wagner: „Es wird sich auf weitere Schulen verteilen müssen.“

Mehr als 50 Kinder und Jugendliche seien schon in Vorbereitungsklassen verteilt worden. 257 Ukrainer waren am Mittwoch laut Stadtverwaltung in Ettlingen registriert, darunter 93 Kinder und Jugendliche (57 im schulpflichtigen Alter). Mit mehr als 500 Flüchtlingen rechnet die Stadt.

Auch in Rheinstetten und Malsch sind VKL-Klassen geplant

Entspannter als in Ettlingen ist die Situation noch in den Kommunen im Umkreis. In Rheinstetten gab es laut der Geschäftsführenden Schulleiterin Doris Wesserling noch keine Schulanmeldungen ukrainischer Kinder. Sie rechnet aber damit, dass diese kommen werden.

Dafür sprechen die Zahlen: 86 Ukraine-Flüchtlinge waren laut Stadtverwaltung am Mittwoch in Rheinstetten registriert, darunter 22 Kinder und Jugendliche im Schulalter. Mit bis zu 260 Flüchtlingen rechnet die Stadt. Vorbereitungsklassen seien in der Schwarzwaldgrundschule und in der Realschule geplant, erklärt Wesserling.

Malsch überlegt laut Bürgermeister Markus Bechler (Freie Wähler), Vorbereitungsklassen in der Hebel- und der Hans-Thoma-Schule einzurichten.

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