Zeichen der Liebe glitzern an diesem Morgen über der Alb um die Wette. Dort findet sich bei der Martinskirche eine Brücke, die man als Herzensangelegenheit bezeichnen kann.
Etwa 300 Schlösser weisen mit eingravierten Namen und Daten auf sich liebende Partner hin – oder vielleicht auch schon verflossene Lieben. Neben dem beliebten Brückenbauwerk in der romantischen Ettlinger Altstadt hat das Albtal aber noch einen Neuling mit dem Mutschelbacher Liebes-Brückle.
Die unvergängliche Liebe ist der Wunsch praktisch aller Paare. Dieser „Pakt“ wird gerne symbolträchtig unterstrichen, auch durch ein Liebesschloss. Ob an diesem Montag, 14. Februar – dem als Tag der Liebe bekannten Valentinstag – weitere hinzu kommen?
Liebespaare in Hülle und Fülle an der Brücke in Ettlingen
Die Ettlinger Schloss-Sammlung ist durchaus einen näheren Blick wert. „Zur Hochzeit schenk ich dir ein Schloss“, steht auf einem roten Exemplar, „Hand in Hand bis ans Ende der Welt“ auf einem anderen. Wer die offenbar in Liebe verbundenen „Herr Gelb“ und „Frau Blau“ sind, das bleibt im Verborgenen. Allein sind sie hier jedenfalls nicht. „Sugar Angel und Schatz“, „Bärchen und Hasi“ oder „Schnuffel und Puffel“ hängen in der Nachbarschaft.
Ihre Geschwisterliebe haben Lia und Emil besiegelt. Ob Alina, Gelena und Heiko mit ihrem Schloss eine Dreierbeziehung dokumentieren? Vom groben Vorhängeschloss bis zum goldenen Schlösschen in Herzform – kaum etwas jedenfalls, was es hier nicht gibt.
Warum die Liebesschlösser bei der Stadt Ettlingen nicht beliebt sind
Ob das in Zukunft so bleiben wird, das ist fraglich. Die Anbringung von Schlössern ist eigentlich nicht erwünscht, betont der Ettlinger Tiefbau-Abteilungsleiter Jannik Obreiter. Sozusagen der Startschuss für das Schlösser-Aufhängen waren vor einigen Jahren angebrachte Gitter. „Es ist eine Absturzsicherung, da das ursprüngliche Geländer relativ große Lücken offen lässt“, so Obreiter.
Es sieht irgendwann nicht mehr schön aus.Jannik Obreiter, Stadtbauamt Ettlingen
Schon jetzt dünne man regelmäßig bei den Schlössern aus. Das Gewicht der Schlösser sei nicht das Thema. „Es sieht aber irgendwann nicht mehr schön aus.“ Was rostet, müsse eh weg. Nach einer anstehenden Brückensanierung wird es wohl noch schlechter für Liebespaare und ihre Schlösser aussehen.
Nach der Sanierung der Brücke sei geplant, dass diese „konsequent in kurzen Abständen entfernt werden“. Saniert werde voraussichtlich 2024, doch müssten schon für die Brückenprüfung 2023 alle Schlösser weg, dies geschehe vielleicht bereits dieses Jahr.
Kein Schloss ohne Schlüssel. Zum Brauch mit Blick auf die ewige Liebe gehört für manche, das Schlüsselchen direkt im Wasser zu versenken, sobald es klick gemacht hat. Das Werfen der Schlüssel in die Alb stellt eine illegale Abfallentsorgung dar, verdeutlicht der Amtsleiter. „Das ist zu unterlassen.“
Mutschelbacher etabliert das „Liebes-Brückle“
Über Zuwachs an Schlössern würde sich indes der Mutschelbacher Macher Frank Guthmann sehr freuen. Der 48-Jährige hat jüngst das „Mutschelbacher Liebes-Brückle“ etabliert. In Absprache mit Ortsvorsteher Michael Wenz hat er eigens eine Holztafel gefertigt. Noch kommt das Brückle eher wie ein hässliches Entlein daher. Alte Liebe rostet bekanntlich nicht – ein Geländer schon. Dem hat der Rost zugesetzt, die grüne Farbe blättert ab.
„Da wollen wir noch ran gehen“, betont Guthmann. Er ist nicht nur als Vorsitzender des Vereins Alte und Lustige Fahrzeuge bekannt, sondern war auch treibende Kraft hinter dem großen Mutschelbach-Schriftzug à la Hollywood an der Straße nahe der Autobahn. Ein flotter Anstrich sei für die Brücke geplant, so Guthmann. Wegen einer Sanierung soll mit der Gemeinde Kontakt aufgenommen werden.
Noch ist das rostige Brücklein in Mutschelbach kein Magnet für Liebesschlösser
„Vielleicht müssen erst noch ein paar Schlösser hängen, bis sich die Leute trauen“, meint der Mutschelbacher Markus, der beim Gassigehen mit dem Hund am Liebes-Brückle stehen bleibt. „Das ist doch eine gute Idee.“ Bisher sind er und seine Freundin Ela mit ihrem Herzschloss nämlich die Ersten und Einzigen an der Bocksbach-Brücke. Die war bisher in erster Linie als Treffpunkt bei Hochwasser bekannt – weil sich in der Vergangenheit die Fluten am verkeilten Durchlass stauten.
Es ist einfach eine schöne Geste.Frank Guthmann, Liebesbrückle-Initiator
„Es ist einfach eine schöne Geste“, meint Guthmann zum Liebesschloss-Brauch. Er führt eine Fernbeziehung mit der Freundin aus Höfen an der Enz. Das Schloss erinnert ihn also an sie, auch wenn sie nicht zu Besuch ist.
