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„Es braucht einen echten Neuanfang“

Malscher Bürgermeister-Kandidat Wolfgang Scharer sieht gestörtes Miteinander

Ein düsteres Bild zeichnet der Malscher Bürgermeisterkandidat Wolfgang Scharer (CDU) von der Kommunikations- und Streitkultur im Rathaus und gegenüber Bürgern. Es sei ein Fall „systemischen Versagens“.

Mann auf Balkon
Malsch im Blick: Jurist Wolfgang Scharer will Bürgermeister von Malsch werden und insbesondere eine neue Kultur im Rathaus und mit den Bürgern der Gemeinde pflegen. Foto: Rainer Obert

Er ist der Neue. Bürgermeisterkandidat Wolfgang Scharer hat im Gegensatz zu Amtsinhaber Elmar Himmel (SPD) und Freie Wähler-Fraktionschef Markus Bechler keine kommunalpolitische Vergangenheit in Malsch. D

er Volljurist ist zwar gebürtiger Malscher, arbeitete aber viele Jahre in München als Rechtsanwalt. Seit 2017 ist er zurück. Mit dem Motto „Füreinander und miteinander“ will er die Wahl am 13. Juni gewinnen. Warum er kandidiert?

Zunächst sei er von den Malscher Grünen im Sommer 2020 angesprochen worden. Als er alle Fraktionen des Gemeinderats kontaktierte, sei die CDU direkt mit „Zug dahinter gestanden“, erzählt der 45-Jährige am Esstisch in der Wohnung der Familie in der Amtfeldstraße. Im Februar 2021 sei er dann in die CDU eingetreten.

Man muss auch für etwas stehen.
Wolfgang Scharer, Bürgermeisterkandidat

Er habe sich das getraut, sehe sich jedoch als unabhängiger Kandidat für alle Bürger. „Aber man muss auch für etwas stehen.“ Das C in CDU passe jedenfalls zu ihm, nicht nur weil er in Malsch Pfarrgemeinderatsmitglied ist. Die thematischen Parteigrenzen lösen sich ohnehin immer mehr auf, so Scharer. „Konservativ-fromm“ sei er jedenfalls nicht. Seine Frau ist Italienerin – sie und die zwei kleinen Töchter seien von Anfang an eingebunden in den Entscheidungsprozess. „Die erden mich.“

„Es geht nur miteinander, wenn die Bürger eingebunden sind“, betont Scharer. „Manche Projekte in Malsch sind völlig an den Menschen vorbeigegangen.“ Als Beispiel nennt er das geplante Hochwasserrückhaltebecken in Waldprechtsweier. Es handle sich um „eine 08/15-Planung“, die Ängste vor Ort ausgelöst habe. „Warum bindet man die Leute nicht ein?“ Er sehe in Malsch, dass Aufträge ohne klare Vorgaben nach außen vergeben wurden. „Ich kann und muss aber klar sagen, was ich als Auftraggeber will.“

Wahlkampf in Malsch: Die Rede ist von der „Festung Rathaus“

Er wolle eine neue Kultur des Gehörtwerdens aufbauen. Von Bürgern höre er die Formulierung „Festung Rathaus“. Es brauche einen echten Neuanfang von oben her. „Daran geht kein Weg vorbei.“

Der Ruf der Gemeindeverwaltung sei bei der Personalsuche leider schlecht, so manche Fachkraft bewerbe sich bewusst nicht in Malsch. Dazu komme die ohnehin hohe Fluktuation im Rathaus. Eine gewisse Unterbesetzung sei gegeben, er wolle aber „zuerst die Mitarbeiterpotenziale im Rathaus reaktivieren“. Motivation fehle, die Verwaltungseffizienz lasse zu wünschen übrig. Und wieder fallen die Worte „besseres Miteinander“.

Parallelen zwischen Bürgermeisteramt und seinem bisherigen Beruf seien zudem vorhanden. Als Rechtsanwalt sei er schon „Interessenvertreter für andere“. So sehe er auch die Aufgabe eines Rathauschefs. „Ein Bürgermeister ist kein Diktator.“ Er charakterisiert sich als offen und ehrlich, „aber ich bin nicht naiv“. Seit 15 Jahren ist Scharer selbstständig.

Malscher Bürgermeisterkandidat für keine Hektik im Fall Pfarrer Böhe

Angesprochen auf den Fall Ehrenbürger Pfarrer Anton Böhe, dem schwere Gewalt gegen Kinder zwischen 1952 und 1985 vorgeworfen wird, ist Scharer gegen Hektik. „Polemisch dran zu gehen ist der falsche Weg.“ Der Opferschutz sei ihm in der Aufarbeitung wichtig, um dann der heutigen politischen Verantwortung in Richtung Ehrenbürgerwürde seit 1982 und Umgang mit der Anton-Böhe-Straße gerecht zu werden.

An Themen für die Zukunft seien ganz oben auf seiner Agenda etwa sozialer Wohnraum, Verkehrskonzept, Klimaschutz und alternative Energien. Das Thema Windkraft sehe er für Malsch nicht als erledigt an. „Vor einem riesigen Windpark aus dem Nichts haben die Leute natürlich Angst.“

Im Bergwald sehe er das ohnehin nicht. „Das muss kleinteiliger passieren“, aber vor dem Thema Windenergie werde man „sich nicht drücken können“. Auch das Vereinsleben nach Corona sei ein Punkt des Kümmerns. Eines sei grundsätzlich klar: „Ich werde im Wahlkampf und danach nichts versprechen, was ich nicht halten kann.“

Internetseite von Scharer

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