Alle 82 Sekunden eine Schwerlastfahrt. So könnte die zusätzliche Verkehrsbelastung nach Berechnungen der Gemeinde Malsch durch das auf Bietigheimer Gemarkung geplante neue Zentrallager des Discounters Lidl in den Spitzenstunden aussehen.
In einem Verkehrsgutachten wird von insgesamt 420 zusätzlichen Lastern pro Tag auf den Straßen zwischen Bietigheim, Ettlingen und Rastatt ausgegangen. Von Bietigheim aus sollen demnach 120 bis 150 Filialen „von Offenburg bis Bruchsal und von Pirmasens bis Pforzheim” beliefert werden.
Wie sich die Verkehrsbelastung verteilt, steht noch nicht genau fest. In einem ersten Gutachten im Februar war davon ausgegangen worden, dass sich 70 Prozent über die B3 in Richtung Rastatt verteilen und 30 Prozent in Richtung Ettlingen.
Wie viel Verkehr verträgt Malsch?
„Das kann nicht sein”, machte Bauamtsleiter Klaus Litzow in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich. Das habe inzwischen auch das beauftragte Ingenieurbüro korrigiert: Tatsächlich läge ein „Überhang in Richtung B3 Karlsruhe/Ettlingen vor”. Wie hoch das Verkehrsaufkommen tatsächlich sein wird, gaben die Verkehrsgutachter aber nicht bekannt.
„Von einer massiven Verkehrszunahme ist auszugehen”, machte Litzow in der Sitzung deutlich. Vor allem am Knotenpunkt L67/B3 in Neumalsch, wo schon jetzt viele Schwerlaster verkehren, rechnet er mit Problemen.Wir kommen an einen Punkt, wo irgendwann die Leistungsfähigkeit der Straße nicht mehr gegeben sein wirdKarlheinz Bechler, Sprecher der BfU/Grüne-Fraktion
„Wir kommen an einen Punkt, wo irgendwann die Leistungsfähigkeit der Straße nicht mehr gegeben sein wird”, befand auch Karlheinz Bechler, Sprecher der BfU/Grüne-Fraktion. Die Knotenstelle in Neumalsch müsse daher noch einmal genau bewertet werden. Die Gemeinde nahm diese Forderung in ihre Stellungnahme zu den Plänen für das Gewerbegebiet in Bietigheim auf.
Gemeinde kann Verkehrsbelastung nur bedingt einschränken
Jahn Beichel (Freie Wähler) schlug vor, einen Blitzer in Neumalsch einzurichten, um die Schwerlaster einzubremsen: „Die rauschen da gerade zu durch, gerade nachts”, beschrieb er die jetzige Situation.
Bauamtsleiter Litzow wies auf die beschränkten Möglichkeiten der Gemeinde hin: Die Hoheit über die Straßen liege beim Land, beziehungsweise beim Bund. „Wir haben da schlechte Karten.”
Weitere Vorschläge der Gemeinderäte, die von der Verwaltung in ihre Stellungnahme aufgenommen werden, waren unter anderem eine Mautpflicht auf der B3 (Freie Wähler) und eine direkte Anbindung des Logistikzentrums an die A5 (CDU). Dagmar Giese (SPD) wies darauf hin, bei der Begutachtung der Verkehrsbelastung auch die geplante Teststrecke für 25 Meter lange Gigaliner auf der A5 zwischen Karlsruhe und Rastatt zu berücksichtigen.
25 Meter hohes Logistikzentrum wird von Malsch aus gut sichtbar sein
Aber nicht nur die Verkehrsbelastung, auch das Erscheinungsbild des künftigen Logistikzentrums beschäftigte den Gemeinderat. Von Malsch-Waldprechtsweier aus sei das geplante 25 Meter hohe Gebäude künftig gut sichtbar, erläuterte Klaus Litzow. Daher werde man in einer Stellungnahme für eine dezente Fassadengestaltung plädieren, etwa mit Farbverläufen, die sich der Umgebung anpassen.
Auf das Problem der Lichtverschmutzung durch Tages- und Nachtbeleuchtung wies auch CDU-Fraktionssprecher Thomas Kastner hin. Er schlug vor, die Bedenken der Gemeinderäte noch einmal „mit Nachdruck” beim Regierungspräsidium vorzubringen. „Dieses Logistikzentrum ist nicht das Ende”, machte er deutlich. „Das geht geradeso weiter.”Dieses Logistikzentrum ist nicht das Ende.Thomas Kastner, CDU-Fraktionssprecher
Schon jetzt sind in den Straßen auf Malscher Gemarkung viele Lkw unterwegs. Sie kommen unter anderem aus dem bereits bestehenden Logistikzentrum von Lidl in Bietigheim sowie vom DPD-Depot in Malsch.