„Hiermit schließe ich die Gemeinderatssitzung.“ Nachdem Markus Bechler diese Worte gesagt hat, wirkt er am Donnerstagabend sichtlich berührt. Was sonst nur Formalie ist, ist für Bechler eine Premiere – und besiegelt endgültig seinen Seitenwechsel vom Freie-Wähler-Gemeinderat zum Chef der Verwaltung.
Zwar sitzt der 50-Jährige schon seit 2. August im Chefsessel im Malscher Rathaus, die offizielle Vereidigung und Verpflichtung war aber erst für den 5. August terminiert (die BNN berichteten).
Bechlers ehemaliger Kollege aus dem Gemeinderat, Hermann Geiger (CDU), nimmt ihm an diesem Tag als dienstältestes Mitglied des Gremiums in einer Sondersitzung des Gemeinderats den Amtseid ab. Danach ist Bechler auch formalrechtlich Verwaltungschef.
Bechler will „Bürgermeister für alle“ sein
„Ab heute soll ein neuer Ton angeschlagen werden“, leitet Geiger die offizielle Verpflichtungsformel ein. „Wertschätzung, gepaart mit Respekt und gegenseitigem Vertrauen.“ Dass er die Kommunikation innerhalb der Verwaltung und nach außen verbessern will, hatte Bechler im Wahlkampf immer wieder betont.
Ich will gerne allen Bürgerinnen und Bürgern die Hand reichen.Markus Bechler, neuer Bürgermeister
Bürgermeister für alle will er sein, jeden mitnehmen, vor allem auch die Jugend. Gemeinsam erreicht man mehr, ist Bechlers Credo, das er auch in seiner Amtsantrittsrede unterstreicht. „Ich will gerne allen Bürgerinnen und Bürgern die Hand reichen“, sagt er vor dem mit 200 Zuhörern voll besetzten Bürgerhaus. „Den gemeinsamen Weg“ wolle er suchen, so Bechler, als „Einer von Ihnen“, „quasi der Erste unter Gleichen“.
Mit vielen ist er per Du
Dass er es schaffen kann, die Menschen mitzunehmen, glauben ihm die Zuhörer an diesem Abend im Bürgerhaus. Viele kennen ihn – ob aus dem Gemeinderat, aus dem Kreistag, von seinen Vereinsaktivitäten oder über gemeinsame Freunde und Bekannte. Mit vielen der Anwesenden ist er per Du.
„Ich habe ihn vorhin gefragt, ob ich ihn jetzt noch ,Markus‘ nennen soll oder ,Herr Bürgermeister‘“, erzählt ein Mitglied des Musikvereins, der an dem Abend für musikalische Unterhaltung sorgt, und lacht. „Markus“ war die Antwort.
Gemeindetags-Kreisvorsitzender: Amtsantritt steht für Neuanfang
Auch Thomas Nowitzki (CDU), Kreisvorsitzender des Gemeindetags und Bürgermeister von Oberderdingen, kennt Bechler schon länger. Sein Amtsantritt stehe für einen Neuanfang, sagt er in einem Grußwort, warnt aber sogleich mit einem Augenzwinkern vor den erfahrungsgemäß hohen Erwartungen an den Rathauschef: „Ein Bürgermeister kann sich noch so sehr bemühen, er macht immer etwas falsch.“
Dieser Seitenwechsel, den Sie jetzt unternehmen, wird auch die Sicht der Anderen auf Sie verändern.Christoph Schnaudigel, Landrat
Er habe im Wahlkampf nicht nur mit Kompetenz und Sachverstand überzeugt, sondern „auch mit Ihrer Art“, hebt Landrat Christoph Schnaudigel (CDU) in seiner Rede hervor. Allerdings werde „dieser Seitenwechsel, den Sie jetzt unternehmen, auch die Sicht der Anderen auf Sie verändern“.
Die finanzielle Lage der Gemeinde, der demografische Wandel und der Klimawandel seien Herausforderungen, die Bechler angehen müsse.
Offeneres Rathaus?
Die Bürger, das wird in Gesprächen deutlich, erhoffen sich durch den Neuen im Rathaus vor allem eine Veränderung der Kommunikation der Verwaltung mit den Bürgern. „Ich denke, dass der das umsetzen kann, dass das Wort ,Bürger‘ im Mittelpunkt steht“, sagt Hubert Kunz vom Musikverein.
Zuletzt habe er die Mitarbeiter im Rathaus als eher reserviert erlebt. Bechler als „lieber, leutseliger Mann“ könne dies ändern. „Sein Vorteil ist, er ist Malscher, er kennt die Leute mit Namen“, sagt der 71-Jährige.
Zunächst mal akzeptiert er andere Meinungen.Daniel Seufert (25), Malscher Bürger
„Ich finde, er ist offener, er hört zu“, vergleicht der 20-jährige Dustin Kopp Bechler mit seinem Vorgänger Elmar Himmel (SPD). Daniel Seufert (25) pflichtet ihm bei und ergänzt: „Zunächst mal akzeptiert er andere Meinungen.“
Dass Himmel nach seiner Schlappe im ersten Wahlgang gar nicht mehr aufgetaucht ist, hinterlässt bei einigen keinen guten Eindruck: „Dass er das nicht verkraftet“ sage viel über seinen Charakter, meint Bernd Oeder aus Sulzbach. „Demokratisch ist das ein Unding.“