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Bericht irritiert

Vorwurf Kindesmisshandlung: Ehrenbürgerwürde für Malscher Pfarrer nicht aberkannt

Dem einst schlagenden Malscher Pfarrer Böhe hat der Gemeinderat die Ehrenbürgerwürde nicht aberkannt, beschloss aber andere Konsequenzen.

Ist der Name noch tragbar? Der Malscher Gemeinderat entschied, die Anton-Böhe-Straße nicht umzubenennen, sondern einen Zusatzinformation anzufügen.
Ist der Name noch tragbar? Der Malscher Gemeinderat entschied, die Anton-Böhe-Straße nicht umzubenennen, sondern eine Zusatzinformation anzufügen. Foto: Rainer Obert

Knapper geht es nicht. Der Malscher Gemeinderat hat nach der Aufarbeitung der Gewaltvorwürfe gegen den einstigen katholischen Ortspfarrer und Religionslehrer Anton Böhe am Dienstagabend entschieden: Die Ehrenbürgerwürde wird 25 Jahre nach seinem Tod nicht symbolträchtig aberkannt.

Böhe wirkte von 1952 bis 1985 in Malsch. Verwunderung gab es am Mittwochmorgen um einen SWR-Bericht zum Ratsbeschluss.

Bürgermeister irritiert von Bericht zur Entscheidung

Der SWR vermeldete am Mittwoch, dass es sich beim Fall Böhe um Gewalt gegen Kinder gehandelt haben soll, was auch in der Sitzung zur Sprache kam und Schilderungen von Opfern und Zeugen entspricht.

Malschs Bürgermeister Markus Bechler (Freie Wähler) habe dem SWR bestätigt, „dass Betroffene und Zeugen gewalttätige Übergriffe des Pfarrers geschildert hätten, nicht aber, dass es um Kinder ging“.

Bechler selbst reagierte am Mittwochmorgen auf Anfrage irritiert, ebenso Malscher Gemeinderäte. Die Frage sei zum Thema sexualisierte Gewalt gestellt worden, so Bechler, hierfür gebe es in der Tat keine Hinweise. Dass Kinder von Böhe geschlagen wurden, das sei unstrittig. Zudem habe er gesagt, dass er als Messdiener in den späteren Jahren von Böhes Wirken, keine körperliche Gewalt erlebt habe.

Es handle sich um eine symbolische Aberkennung, denn das höchstpersönliche Recht ende mit dem Tod, wurde bei der öffentlichen Sitzung von der Gemeinde und aus dem Gemeinderat betont. Äußerst emotional war der Abend für viele Räte und Bürger im Zuhörer im Ratssaal.

Geistliche in Ende 50er / Anfang 60er Jahre
Hier ist Anton Böhe (Zweiter von rechts) mit Kaplan Franz Alferi (rechts) zu sehen, der dem Pfarrer ab 1957 unterstellt war. Foto: Heimatfreunde Malsch

Nach den Statuten wäre für eine Aberkennung der Ehrenbürgerwürde eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig gewesen. Alle Ratsmitglieder waren da, am Ende stimmten im 23-köpfigen Gremium 15 für eine Aberkennung, acht dagegen. Letztlich war es also eine Stimme zu wenig.

Pfarrer Anton Böhe wird aus der Ehrengalerie in Malsch entfernt

Nur eine einfach Mehrheit war indes für weitere Entscheidungen im Fall Böhe nötig. So wird der frühere Pfarrer aus der Ehrengalerie im Rathaus entfernt. Die nach ihm benannte Anton-Böhe-Straße erhält einen Zusatz, dass die Vergabe des Straßennamens heute so nicht mehr erfolgen würde. Einen Zusatz soll es auch am Grabmal Böhes auf dem Malscher Friedhof geben.

Einstimmig einig war man sich, dass der Abschlussbericht der Historischen Kommission, erstellt durch den Historiker Clemens Rehm aus Malsch, veröffentlicht werden soll.

Langer Vorlauf bis zur Entscheidung

Das Verhalten Pfarrer Böhes war seit 2020 Thema im Rathaus, nachdem das Schreiben eines ehemaligen Malschers dort aufschlug, der die Ehrenbürgerschaft anprangerte und Vorwürfe erhob.

Thema wurde das Ganze dann 2021 in öffentlicher Sitzung des Gemeinderats, weitere Bürger hatten sich danach zu Wort gemeldet und Kindesmisshandlungen durch Böhe angeprangert.

Die Historische Kommission war gebildet worden, die auch die Aussagen von Gewaltopfern protokollierte. Nach Übergabe des Abschlussberichts, der keinen Ratschlag fürs Abstimmungsverhalten beinhaltete, war der Gemeinderat am Zug.

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