„Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“ Lothar Pientka ist sich sicher – was er am Sonntag auf einem Wiesengelände an der Moosalbtalstraße zwischen Völkersbach und Moosbronn gesehen hat, war ein Wolf. Als er das Tier am Morgen sah, hielt er an.
„Auch der Wolf hat dann gestoppt und hergeschaut“, erzählt er im BNN-Gespräch. Es gelang dann gerade noch, ein Foto zu machen, bevor das Tier im Wald verschwand, so Pientka. Sonderlich scharf ist die Aufnahme nicht, der Wolf war dann schon weiter weg.
Dafür kann ich die Hand ins Feuer legen.Lothar Pientka, Jäger und Jagdaufseher
Auf einer Völkersbacher Facebook-Seite wurde dann durch eine Bürgerin von der Sichtung berichtet, nachdem der örtliche Jagdpächter Matthias Schatz aus Ettlingen den Bereich abgefahren und beispielsweise Hundehalter informiert hatte. „Mich stört er nicht, ich habe keine Angst“, so Schatz. Augenzeuge Pientka kann sich ein Urteil erlauben, er ist kein Laie.
Der Ettlinger Optiker ist Jagdpächter bei Karlsbad-Ittersbach und Jagdaufseher im Oberen Gaistal bei Bad Herrenalb, erzählt er. „Das war eindeutig ein baltischer Wolf mit entsprechender Fellzeichnung.“ Ein Jungjäger habe zuvor schon einmal von einer Sichtung berichtet, auch aus dem Gaistal kamen ihm Begegnungen zu Ohren. „Ziemlich fit“ sei das Tier gewesen, so Pientka.
Versuchs- und Forschungsanstalt nimmt Kontakt auf
Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg in Freiburg, die das Wildtiermonitoring macht, will sich mit Pientka in Verbindung setzen, um weitere Fragen zu klären. In der Regel wird ein detaillierter Fragebogen abgearbeitet.
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um den Wolfsrüden GW852m gehandelt haben könnte – dessen Lebensraum umfasst auf Grundlage bestätigter Sichtungen laut FVA bisher grob den Bereich Forbach im Murgtal (Kreis Rastatt), Enzklösterle und Simmersfeld (Kreis Calw) sowie Seewald (Kreis Freudenstadt).
Bisher hatte der Landkreis Karlsruhe, zu dem Malsch gehört, keine bestätigte Wolfssichtung. GW steht im Übrigen laut FVA für „Genetischer Wolf, männlich“, 852 ist seine individuelle Kennnummer.
Wolf-Fachmann würde das Auftauchen nicht überraschen
Wolf-Fachmann im Landkreis Rastatt ist Kreis-Wildtierbeauftragter Martin Hauser. „Ich bin um jede Meldung froh“, sagt er mit Blick auf Informationen zur Verbreitung des Raubtiers. Die FVA werde zur Sichtung befragen, um diese zu klassifizieren. Dass es ein Wolf war, sei möglich bis wahrscheinlich, überraschen würde ihn dies nicht, so Hauser. Ein Foto sei oftmals kein eindeutiger Beweis. Bei genetischen Spuren wie Kot oder Fell sieht das anders aus.
„Bisher ging vom Wolf keine Gefahr für den Menschen aus“, betont Hauser. Der letzte bestätigte Wolfsriss von Schafen und Ziegen sei der in Forbach-Gausbach im November 2021 gewesen. Sichtungen gebe es zumeist an Waldwegen. „Der Wolf bewegt sich gerne auf Wegen fort, er will schnell vorankommen.“
Im Fall GW852m sei es erstaunlich, dass dieser seit Ende 2017 mit großem Radius umherstreift, obgleich hier kein Weibchen zu finden ist. Früher oder später rechnet Hauser jedoch mit einem weiblichen Tier, das zuwandert. Ohne ein Raubtier verharmlosen zu wollen, betont der Wildtierbeauftragte: „Vor diesem Wolf muss man keine Angst haben.“