Kinder, die mit ihren Laternen durch die Straßen ziehen, wird es dieses Jahr in Ettlingen pandemiebedingt wohl kaum geben.
Ein Thema, dass auch Martin Heringklee beschäftigt. Er ist Stellvertretender Dekan des Dekanats Karlsruhe und leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Ettlingen Stadt.
Mit den BNN spricht er über ausfallende Martinsumzüge und den oft vergessenen zweiten Teil der Martinsgeschichte.
Was haben Sie für den Martinstag in Ettlingen geplant?
Wir feiern einen ganz normalen Werktagsgottesdienst um 17.30 Uhr in der St. Martins-Kirche. Der Martinsumzug mit Pferd und Laternen muss dieses Jahr leider wieder ausfallen. Das ist mit den derzeitigen Corona-Vorgaben ist einfach nicht zu stemmen.
Wir müssten in der Warnstufe unter 3G-Bedingungen durch die Straßen ziehen und dies auch kontrollieren, dafür bräuchte ich fast so viele Ordner wie Besucher. Mir blutet das Herz, ich hätte meinen Namenstag auch lieber wie vor der Pandemie gefeiert, aber es ist unter den aktuellen Bedingungen leider nicht möglich.
Gibt es ein Alternativprogramm zum Martinsumzug?
Wir feiern am Samstag das Patrozinium mit einem feierlichen Gottesdienst mit Kerzenlicht in der St. Martins-Kirche. Dort gelten Kontaktnachverfolgung, Abstandsgebot und Maskenpflicht, auch beim Singen. Nur wenn jemand vorne mit viel Abstand im Altarraum spricht, etwa die Lektoren oder ich bei der Predigt, darf die Maske abgenommen werden. Ehrenamtliche Ordner werden auf die Einhaltung der Abstände achten.
Ich hoffe nur, dass wir niemanden wegschicken müssen, denn die Platzanzahl ist begrenzt. Und wenn die Kirche voll ist, dann ist sie voll. Nach dem Gottesdienst soll ein Ausklang mit Glühwein draußen stattfinden. Wenn am Samstag allerdings bereits die Corona-Alarmstufe mit verschärften Regeln gilt, ist das nicht mehr möglich. Wir fahren im Moment alle auf Sicht.
Wie wurde der Ausfall des Umzugs von den Kindern aufgenommen?
Ich habe keine direkte Rückmeldung bekommen. Aber es ist ja auch so, dass die Kindergärten traditionell Umzüge oder Aktionen zu St. Martin machen. Obwohl ich hier auch schon von der ersten Absage gehört habe. Wir versuchen, den Ausfall etwas aufzufangen, indem wir ein möglichst feierliches Patrozinium machen. Mit Kerzen, die das Martinslicht symbolisieren.
Grundsätzlich ist es mir wichtig, auch den zweiten Teil der Martinsgeschichte zu erzählen – denn viele Erzähler hören dort auf, wo Martin seinen Mantel teilt, um eine Hälfte einem Bettler zu geben. Dass im zweiten Teil der Geschichte nachts im Traum Jesus selbst Martin erschienen ist, als Bettler mit einem halben Mantel, und Martin in Wirklichkeit also mit ihm geteilt hat, ist vielen nicht mehr bekannt. Kindern gegenüber versuche ich für gewöhnlich, dies in einer Bildergeschichte zu vermitteln. Das als Christ herauszustellen, ist mir sehr wichtig.