Bei Marion Hornung sitzt jeder Handgriff. Mit konzentriertem Blick zupft sie die weiße Haube auf dem Kopf ihrer Freundin Anja zurecht, sodass sie nur noch ein wenig unter dem schwarzen Umhang hervorblitzt.
Hornung ist eine erfahrene Nonne. Sie ist nicht zum ersten Mal bei den Klostertagen in Frauenalb dabei und hilft den jungen Frauen, für die der Auftritt in der historischen Klosterruine eine Premiere ist, beim Verkleiden als Ordensschwestern.
Es ist Samstagnachmittag und im Obergeschoss des Hauses von Lucia Brandl in Frauenalb ist ein Zimmer zur Umkleide umgewidmet worden.
Nonnen sind schwer zu finden
Zwölf Nonnen und eine Äbtissin machen sich hier bereit für ihren Einzug in den Conventgarten der Klosterruine, wo sie ein historisches Ritual nachspielen: Ordensschwestern, Klosterjäger, Beichtvater, Nachtwächter und niederes Gesinde werden der Äbtissin huldigen und der Klosteramtmann wird ihr berichten über die geleisteten Abgaben der Schultheiße.
Im Umkleidezimmer in dem alten Haus direkt bei der Klosterruine wird gelacht und gescherzt – bei Sekt Rosé, Pralinen und Knabberzeug. Sogar evangelische Nonnen seien dabei, und dann auch noch Fremde, „aus Schwaben“ und aus Pfaffenrot. „Fachkräftemangel in Deutschland“, witzelt eine.
Man darf halt nicht mehr wählerisch sein, sagt Bärbel Becht, die die Nonnengruppe koordiniert, und dabei schwingt auch ein bisschen Ernst mit.
Denn es sei gar nicht mehr so leicht, Frauen zu finden, die in das Nonnengewand schlüpfen wollen, um die Eröffnung der Klostertage mitzugestalten. Gerade jetzt, in der Urlaubszeit.
Schminke und lackierte Fingernägel sind verboten
Die 22-jährige Lena Hornung ist als „Aushilfe“ eingesprungen, wie sie sagt – ihre Mutter hatte sie gefragt. Und auch Anja Damm ist zum ersten Mal dabei, eine Freundin hat sie mitgebracht.
Im Nonnengewand scheint sich die 36-Jährige recht wohlzufühlen – wenn da nicht die Hitze wäre. Sie übt schon einmal die Haltung, die sie gleich beim Einzug in den Conventgarten einnehmen muss: Hände unter den Überwurf, leicht gesenkter Kopf. Schminke und lackierte Fingernägel sind verboten, genauso wie offene Schuhe.
Sobald alle die Gewänder angelegt haben, geht es runter auf den Hof, wo Lucia Brandl interessiert das Geschehen verfolgt. 20 Jahre lang hat die heute 86-Jährige selbst die Äbtissin gemimt, jetzt öffnet sie bei den Klostertagen nur immer ihr Haus für die Mitwirkenden.
Historische Verkleidung als Familientradition
Das Engagement beim Klosterfest zieht sich über Generationen. Brandls Enkel Sebastian Barton organisiert bei der Arge Schielberger Vereine das Fest mit. Lina (10) und Helena (9), die Töchter von Nonne Diana Christle, sind als Gesinde verkleidet – die Kostüme hat ihre Oma genäht.
Und der Jüngste beim „Gesinde“, der erst acht Monate alte Max, trägt einen Filzhut mit Feder, den seine Uroma gefertigt hat.
Viele hier sind schon seit den Anfängen des Festes 1986 dabei. Sie freuen sich, dass es nach drei Jahren Pause nun endlich wieder stattfinden kann.
Weniger Vereine müssen das Fest stemmen
Auch wenn es einen kleinen Wermutstropfen gibt. Zwei der sechs Vereine, die sich früher beteiligten, gibt es nicht mehr. Entsprechend schwer war es, Helfer für Auf- und Abbau sowie Essens- und Getränkestände zu finden.
Und zumindest am Samstagnachmittag zieht es nicht so viele Menschen wie sonst in die Klosterruine. „Es ist weniger los als früher“, sagen einige Besucher und Helfer im Gespräch mit unserer Redaktion.
Winfried Girrbach von der Narrenzunft Schielberg meint, man müsse vielleicht über eine Verschiebung des Festtermins nachdenken, der ja mitten in der Urlaubszeit liege. „Gerade Eltern sind da auf die Ferien angewiesen.“
Toll, was da für ein Herzblut reingesteckt wird.Andreas Schmidt
Bürger aus Marxzell-Burbach
Optimistisch zeigt sich Timo Jäger am Getränkestand des SC Schielberg. „Wenn die Band heute Abend kommt, wird mehr los sein.“ Für die Vereine seien die Klostertage eine wichtige Einnahmequelle.
Die Besucher, die gekommen sind, schätzen die Leistung der Vereine, die das Fest auf die Beine stellen. „Toll, was da für ein Herzblut reingesteckt wird“, meint Andreas Schmidt, der seit anderthalb Jahren in Marxzell wohnt und bei der Klosterführung von „Klostergeist“ Gerhard Stöckle mitmacht.
„Die Besucherzahl hat nicht ganz unseren Erwartungen entsprochen.“Markus Speck
Vorsitzender Arge Schielberger Vereine
Und Sebastian, Lars und Michael (26) finden: „Es hat schon was gefehlt in den letzten Jahren.“ Sie kennen das Klosterfest seit Kindesbeinen, waren selbst als Knirpse als Gesinde verkleidet.
Arge-Vorsitzender Markus Speck zieht am Festsonntag ein Fazit: „Der Besuch hat nicht ganz unseren Erwartungen entsprochen.“
Vielleicht habe es an der Hitze gelegen, aber auch die Parksituation sei problematisch. Früher habe man eine Wiese im Albtal als Parkplatz für rund 300 Autos nutzen können. Das gehe jetzt aus Naturschutzgründen nicht mehr.