
Die Sonne steht hoch am Himmel, als Horst Wagner auf seinem 70 Jahre alten Traktor durch die Straßen von Schielberg fährt. In seinem Anhänger hat er seine Apfelernte geladen. Sein Ziel ist an diesem Samstagnachmittag die Sommerfesthalle in Marxzell-Schielberg. Dort organisiert der Obst- und Gartenbauverein (OGV) seine Obstabgabe. Noch einmal rechts abbiegen und dann ist Wagner am Abgabeplatz angekommen. Die Schlange an der Waage ist zum Glück nicht lang, sodass er schnell an der Reihe ist.
Seit September veranstaltet der Obst- und Gartenbauverein jeden Samstagnachmittag die Obstabgabe für Äpfel und Birnen. „Die Ernte ist dieses Jahr schlecht“, sagt Peter Lehmeier vom OGV, der heute bei der Abgabe ganz schön ins Schwitzen kommt. Die zu niedrigen Temperaturen in der Blütezeit und die Hitze in Verbindung mit Trockenheit führten dazu, dass die Ausbeute geringer ausfällt als im Vorjahr. Besonders die Apfelernte ist davon betroffen. Für die Birnenernte hingegen erwartet der Verein eine gute Ausbeute. „Das treibt die Preise nach oben“, so Lehmeier. Der Tagespreis für 100 Kilogramm Äpfel beträgt elf Euro, für Birnen acht Euro.
Kälte im Frühjahr und Hitze im Sommer
Nun ist Horst Wagner an der Reihe. Er fährt seinen Traktor zur Waage. „Was hast du geladen?“, ruft Karin Lehmeier Wagner zu. Die Vorsitzende des OGV sitzt in der Annahmestelle und ist dafür zuständig, die Obstsäcke zu wiegen und die Auszahlung an die Abgeber vorzunehmen. „Sie können entscheiden, ob sie das abgegebene Obst zum Tagespreis verkaufen oder Gutscheine für unsere Saftverkäufe haben wollen“, so die Vorsitzende.
Der OGV arbeitet mit der Saftfirma Bayer in Heimerdingen zusammen. Diese verarbeitet das Streuobst zu Säften weiter. „Insgesamt haben wir bis zu 17 verschiedene Säfte im Angebot“, erklärt Lehmeier. Nachdem das Obst gewogen wurde, wird dieses in große Transportkisten umgeschüttet. „Normalerweise arbeiten wir mit Containern und Förderbändern, doch aufgrund der niedrigen Ausbeute nehmen wir heute große Kisten“, erklärt Peter Lehmeier.
Normalerweise habe ich das Fünffache an Äpfeln abzugeben.Horst Wagner
Rentner und privater Apfelbauer
Horst Wagner entscheidet sich für Gutscheine. Insgesamt gibt er 110 Kilo Äpfel ab, die er von seinen acht Apfelbäumen geerntet hat. „Normalerweise habe ich das Fünffache an Äpfel abzugeben“, berichtet der Rentner, der schon jahrelang zur Obstabgabe fährt.
Das erste Mal dabei ist dagegen Katja Schneider aus Langenalb, die 33 Kilo Obst abgibt. Rein aus Interesse kommt sie vorbei und hat sich gleich Gutscheine für die Saftverkäufe gesichert. „Wir haben ein relativ großes Einzugsgebiet an Kunden“, verrät Karin Lehmeier. Die meisten kommen aus Marxzell, Bad Herrenalb, Ettlingen, Straubenhardt, Waldbronn oder Karlsbad.
Am Ende des Abgabetages kommen 1.131 Kilo Äpfel und 1.031 Kilo Birnen zusammen. „Angesichts der geringen zu erwartenden Erntemenge sind wir mit diesem Ergebnis sehr zufrieden“, fasst die Vorsitzende den Samstag zusammen. Noch bis in den Oktober hinein findet jeden Samstagnachmittag von 14 bis 15 Uhr die Obstabgabe an der Sommerfesthalle in Schielberg statt.