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Kosten unkalkulierbar

Gemeinderat in Marxzell nimmt das Vorkaufsrecht beim Gasthaus „Blume“ nicht in Anspruch

Die Gemeinde Marxzell braucht neuen Wohnraum für Flüchtlinge. Im ehemaligen Gasthaus „Blume“ in Pfaffenrot wird der jedoch nicht entstehen. Der Eigentümer erteilte der Gemeinde keine Einwilligung für ein Gutachten.

Gebäude, leer stehendes Gasthaus
Die Gemeinde Marxzell verzichtet auf das Vorkaufsrecht zum Erwerb des ehemaligen Gasthof „Blume“ in Pfaffenrot. Zu groß ist das Risiko, dass die Kosten für die Sanierung sich zu einem Fass ohne Boden erweisen. Foto: Birgit Graeff-Rau

Es wäre ein klassischer Fall für die Wahrnehmung des Vorkaufsrechts im Zuge der städtebaulichen Erneuerung gewesen. Gemeint ist das ehemalige Gasthaus „Blume“ im Ortskern von Pfaffenrot direkt hinter der Wendelinuskapelle.

Allein das Risiko für die Sanierung und die damit verbundenen finanziellen Belastung waren unkalkulierbar. Der Gemeinderat lehnte daher in seiner jüngsten Sitzung, die eigens zur fraktionsinternen Beratung noch unterbrochen wurde, mit knapper Mehrheit (acht Ja-Stimmen) ab, das Vorkaufsrecht wahrzunehmen.

Der Gasthof, seit vielen Jahren leer stehend, nebst bewohntem Wohnhaus und einem kleineren Grundstück wechselte Ende August den Besitzer. Der beurkundende Notar informierte die Gemeinde Marxzell darüber, da sowohl das Grundstück als auch die Immobilie komplett im städtebaulichen Sanierungsgebiet liegt. Somit waren alle Voraussetzungen zur Ausübung des Vorkaufsrechts erfüllt.

Der Preis für den Erwerb war mit gut einer Million Euro angegeben, allerdings hätte die Gemeinde eine hohe Förderung aus dem Landessanierungsprogramm erhalten können. Hinzu gekommen wären noch die Kosten für Notar und Grunderwerbssteuer.

Eigentümer erteilt keine Einwilligung für Gutachten

„Für die Gemeinde interessant wäre in erster Linie das ehemalige Gasthaus“, erklärte Bürgermeisterin Sabrina Eisele (CDU). Man müsse mit ziemlicher Sicherheit in Kürze mit der Zuweisung von Flüchtlingen aus der Ukraine und anderen Ländern rechnen, dazu könnte man die Gästezimmer nach entsprechendem Umbau nutzen.

Der große Saal und die dahinter liegenden Räume wären für Vereine interessant, für die man schon seit langem nach einer Lösung suche.

Allerdings, und das sei der Knackpunkt, habe man vom Eigentümer keine Einwilligung bekommen, die Gebäude mit einem Gutachter zu begehen, um eine fachliche Einschätzung über deren Zustand zu erhalten.

„In dem Gebäude ist doch einiges sehr in die Jahre gekommen, es herrscht ein hoher Sanierungsstau, dessen Kosten überhaupt nicht absehbar sind“, mahnte Jürgen Kunz (Freie Wähler) zur Zurückhaltung. „Wir haben eine Idee, aber kein Konzept und wissen überhaupt nicht, welche Kosten für die Sanierung auf uns zukämen, daher Finger weg“, so Jürgen Mäurer (Freie Wähler).

Die Gemeinde habe mit dem geplanten Umbau der Schule und Kindergartenneubau große Projekte vor, deren Finanzierung der kommunalen Kasse einiges abverlange.

Absage vom Ratsgremium

Man solle prüfen, ob es rechtlich möglich sei, nur für den Gasthof das Vorkaufsrecht wahrzunehmen, regte Wolfgang Obreiter (Mp) an. Falls dies nicht möglich sei, solle die Gemeinde das Komplettpaket kaufen. Das Ratsgremium entschied sich letztlich dagegen.

„Hätten wir mehr Geld, hätte ich das Vorkaufsrecht gerne in Anspruch genommen, da eine Sanierung der Immobilie den Ortskern aufwerten würde und haargenau den Zielen des Landessanierungsprogramms entspricht“, so Bürgermeisterin Sabrina Eisele im Nachgang im Gespräch mit den BNN.

Das Risiko, dass sich eine Sanierung des Hauses als Fass ohne Boden erweisen könnte, sei aber zu groß und angesichts der klammen Kassenlage nicht zu verantworten.

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