Das Haustier des kleinen Mannes, das Kaninchen, stand Pate für den Spitznamen „Kielhas“ für die Einwohner von Pfaffenrot. „Ein Schwein oder gar eine Kuh konnten sich die wenigsten leisten, ein paar Kaninchen jedoch schon“, weiß Wolfgang Obreiter, Vorsitzender des Heimatvereins Pfaffenrot.
Kaninchen waren einfach zu halten, begnügten sich mit einem kleinen Stall und vermehrten sich praktisch von selbst. „Aus dem Fell konnte man warme Kleidungsstücke herstellen, und das Fleisch war eine willkommene Abwechslung auf dem Tisch“, so Obreiter.
Den älteren Pfaffenrotern war der Spitzname „Kielhas“ noch lange geläufig, in der Pfingstausgabe des Heimatbriefs von 1980 wurde er von Franz Schaar letztmals genannt.
Neues Leben für den alten Spitznamen
Im Laufe der Jahre geriet der Spitzname in Vergessenheit. Das sollte aber so nicht bleiben. Vor knapp 15 Jahren griff Obreiter den alten Spitznamen wieder auf und überlegte, wie man ihm neues Leben einhauchen könnte.
Es lag nahe, ihn humoristisch zu beleben, der Kielhas sollte zum Sinnbild der Pfaffenroter Fasnet werden.
Die fünfte Jahreszeit war in Pfaffenrot ziemlich eingeschlafen, und so schlossen sich Vertreter verschiedener Vereine, wie die Landfrauen und Gruppierungen wie die Waldmännle zur närrischen Vereinigung „NärVe“ zusammen.
Kernpunkt ihres närrischen Treibens wurde die Verleihung des „Kielhasen des Jahres“ am Rosenmontag.
Preisträger der närrischen Trophäe sollten Einzelpersonen oder Gruppen sein, die sich im Vorjahr durch besonderen Witz – ob gewollt oder ungewollt – hervorgetan hatten. In dem Pfaffenroter Hobbyschnitzer fanden sie einen kreativen Mitstreiter, der den Kielhasen entwarf und schnitzte.
„Kielhas“ prägte die Faschingszeit
Am Rosenmontag 2009 gab es dann erstmals das närrische Straßenfest rund um das Rathaus. Selbst der Löwe auf dem Sandsteinbrunnen zollte dem „Kielhas“ seinen Tribut, indem er ihm zu Ehren Hasenöhrchen und Bommelschwanz anlegte.
Erste Preisträgerin der närrischen Trophäe war Anette Dill, weitere fünf sollten folgen. „Leider wurde es immer schwieriger, ein buntes Fest auf die Beine zu stellen, sodass es ab 2015 wieder ganz zum Erliegen kam“, so Obreiter. Das Langohr aus Holz steht seither bei ihm und wartet auf einen Neustart.
Ganz in der Versenkung verschwinden soll der Spitzname „Kielhas“ nicht. Aktuell berät man im Heimatverein Pfaffenrot, dem Hasen eine große Skulptur zu widmen, die an einem passenden Platz in Pfaffenrot aufgestellt werden sollte. „Konkrete Gestalt hat das Vorhaben noch nicht angenommen, es ist derzeit ja fast nicht möglich, sich zum Austausch zu treffen“, so Obreiter.