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15 Jahre Verbindung nach Sizilien

Menfi und Ettlingen: Wie aus Gastarbeitern nach Jahrzehnten Partner wurden

15 Jahre sind Ettlingen und das sizilianische Menfi offiziell miteinander verbunden. Und das wird gefeiert. Wie es zu der Städtepartnerschaft kam und was es mit der Piazza Ettlingen auf sich hat.

Straße mit Schirmen
Herausgeputzt: Die Via della Vittoria im Zentrum von Menfi. Mit der Stadt am Mittelmeer hat Ettlingen seit 2007 eine Partnerschaft, die freundschaftlichen Bande bestehen schon etwas länger. Foto: Heidi Schulte-Walter

Filippo Russo bringt eigentlich morgens Kinder zur Schule und holt sie nach dem Unterricht wieder ab. An diesem spätsommerlichen Vormittag hat der Bedienstete der Stadt Menfi aber eine andere (offizielle) Mission: Vier Touristen aus Ettlingen sind ins Rathaus gekommen und wollen wissen, wo in der Stadt denn künftig die Piazza Ettlingen sei.

Spontan bietet der Schulbusfahrer an, sie dorthin zu bringen. Es sei ihm eine Freude, sagt er, denn er habe gute Kontakte zu einigen Landsleuten, die seit langem in Ettlingen leben.

Und dann fährt er los Richtung Strand, an die Piazza della Riviera, die ab nächstem Frühjahr nach Menfis Partnerstadt Ettlingen heißen wird.

Erstmals fühlte Menfi schon 1985 in Ettlingen vor

Rückblende: Man schrieb das Jahr 1985, als das sizilianische Menfi erstmals den Wunsch nach einer Städtepartnerschaft artikulierte. Damals lebten knapp 700 italienische Bürger in Ettlingen, gut 120 waren gebürtige Menfitaner. Sie hatten als Gastarbeiter einst den Weg hierher gefunden.

Ein Abgesandter aus Menfi warb, so ist Dokumenten im Stadtarchiv zu entnehmen, bei einer Stippvisite in Ettlingen für eine italienisch-deutsche Informationsbroschüre und dafür, die schon vorhandenen lockeren Beziehungen zwischen den Städten zu vertiefen.

Es war für Ettlingen die sechste Städtepartnerschaft

Ettlingen zeigte sich zwar nicht grundsätzlich abgeneigt, maß der Sache aber keine Dringlichkeit bei. Es sollten noch fast zwei Jahrzehnte ins Land ziehen, bis im November 2004 der offizielle Freundschaftsvertrag unterzeichnet und 2007 die Städtepartnerschaft besiegelt wurde.

Nach Epernay (Frankreich), Clevedon (England), Middelkerke (Belgien), Löbau (Sachsen) und Gatschina (Russland) war es Ettlingens sechste Städtepartnerschaft. Eine weitere kam seither nicht mehr hinzu.

Anfang 2001 reiste erstmals eine Delegation aus Menfi mit Rathauschef Vincenzo Lotà an der Spitze an die Alb, um wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen und touristisch zu werben.

Denn die 13.000-Einwohner-Stadt liegt am Meer zwischen den archäologisch bedeutsamen Städten Agrigent und Selinunt. Palermo ist rund 90 Kilometer entfernt. Im Herbst 2002 erfolgte dann der Gegenbesuch durch Vertreter des hiesigen Gemeinderats und den damaligen Oberbürgermeister Josef Offele (CDU).

Die Reise nach Menfi hat sich gelohnt und sie war richtig.
Josef Offele, ehemaliger Oberbürgermeister

Er kommentierte den Besuch im Nachgang mit den Worten: „Die Reise nach Menfi hat sich gelohnt und sie war richtig.“

Allerdings, auch das ließ Offele wissen, sei das Wort „Städtepartnerschaft“ kein einziges Mal gefallen, sondern man habe über europabezogene Projekte zwischen den Schulen gesprochen. Auch sollte die Bibliothek in Menfi eine Bücherlieferung aus Ettlingen erhalten.

Zwei Jahre später – im Ettlinger Rathaus hatte inzwischen Gabriela Büssemaker (FDP) das Sagen – stellte die CDU den Antrag auf einen Freundschaftsvertrag mit Menfi, inspiriert unter anderem durch das Engagement ihres Parteifreundes Alfredo Palermo. Der nahe Menfi Geborene, der bis heute im Gemeinderat sitzt, hatte sich vor allem als Trainer des Judo-Clubs einen Namen gemacht.

Fraktionschef Hans-Peter Stemmer sprach von einer „Vorstufe zu einer Städtepartnerschaft“, während sein Kollege von der SPD, der spätere Ehrenbürger Wolfgang Lorch, zunächst zurückhaltend reagierte. Tenor: Ettlingen und seine Stadtteile hätten schon acht Partnerschaften, die mit Leben gefüllt werden müssten. Man wolle sich aber nicht verschließen.

Freundschaftsvertrag 2004 unterzeichnet

Ende 2004 setzten Büssemaker und ihr sizilianischer Kollege Antonino Buscemi Unterschriften unter den Freundschaftsvertrag. Buscemi erklärte damals: „Viele Menschen aus Menfi leben und arbeiten in Ettlingen, sind dort gut behandelt und integriert worden.“

Bis auch an der Partnerschaft der sprichwörtliche Knopf dran war, verstrichen weitere drei Jahre, die gut genutzt wurden.

Zwei Leute und Vertrag
Besiegelt:Im Ettlinger Schloss setzten Antonino Buscemi und Gabriela Büssemaker Ende 2007 ihre Unterschriften unter die Partnerschaftsurkunden. Foto: Ulrich Krawutschke

So initiierte die neue Gemeinderatsfraktion „Für Ettlingen“ einen Schüleraustausch, Menfi präsentierte sizilianische Spezialitäten auf der europäischen Meile des Marktfestes, schickte außerdem junge Leute zum Jugendsportmeeting an die Alb.

Sportler aus Ettlingen bewältigten die 2.400 Kilometer lange Strecke bis auf die italienische Insel mit einem viel beachteten Stafettenlauf.

Einstimmiger Beschluss für Städtepartnerschaft 2007

Entsprechend gingen im Sommer 2007 alle Hände im Gemeinderat bei der Abstimmung über eine Städtepartnerschaft in die Höhe. Sowohl in Menfi als auch ein paar Tage später im Ettlinger Schloss wurden

Ende 2007 die Urkunden unterzeichnet. Die damalige Städtepartnerschaftsbeauftragte Karin Herder-Gysser erinnert sich: „Für Menfi war eine Partnerschaft mit Ettlingen auf Augenhöhe ganz wichtig.“

Schild und Platz
Wird umbenannt: Die Piazza della Riviera am Strand von Menfi heißt künftig Piazza Ettlingen. Foto: Heidi Schulte-Walter

Es folgten punktuelle Schulprojekte, etwa mit der Italienisch-AG des Albertus-Magnus-Gymnasiums, wiederholte Teilnahme Ettlingens an der Weinmesse Inycon in Menfi, und bis heute geblieben ist der Stand der Italiener auf dem Marktfest.

Eine Delegation mit Rathauschefin Marilena Mauceri an der Spitze wird ab Freitag zur Feier des 15-Jährigen in Ettlingen erwartet.

Nicht nur das: Auch die anderen Partnerstädte kommen zum Gratulieren und zur Einweihung der Piazza Menfi am neu bebauten Festplatz – alle mit Ausnahme Gatschinas.

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