Bereits im Corona-Jahr 2020 war lediglich eine kleine Mahnwache am Tag der Arbeit in Ettlingen möglich. 2021 hat sich die Situation kaum geändert. Trotzdem will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ein Zeichen setzen.
In diesem Jahr soll die Aktion nicht am 1. Mai stattfinden, sondern bereits am Vorabend. Eine Menschenkette ist geplant – und das in Corona-Zeiten.
Was kann zum Tag der Arbeit am 1. Mai in Ettlingen auf die Beine gestellt werden? Gewerkschafter Wolfgang Weber aus Ettlingen, DGB-Orts- und Kreisverbandsvorsitzender, schildert die Planungen.
Die Bundesnotbremse wurde gezogen, was kann da an Aktionen zum 1. Mai überhaupt stattfinden?
WeberWir machen seit 25 Jahren Aktionen zum 1. Mai, vergangenes Jahr gab es nur eine kleine Mahnwache, Kundgebungen waren nicht möglich. Wir haben uns dieses Jahr gedacht, wir versuchen mal etwas anderes und organisieren eine Menschenkette in der Ettlinger Innenstadt – unter dem Motto „Nicht auf unserem Rücken! Wir zahlen nicht für Eure Krise!“ Beginn ist um 17 Uhr am Freitag, 30. April, beim Rathaus. Am Vorabend des 1. Mai deshalb, damit wir den Kollegen in Karlsruhe nicht ins Gehege kommen, die am Samstag aktiv sind.
Wie sehen die Auflagen aus, damit eine Menschenkette in Corona-Zeiten stattfinden kann?
WeberWir werden das natürlich nicht mit Händchenhalten machen, sondern die Kette in Richtung Marktstraße durch ein Absperrband bilden, an dem die Teilnehmer mindestens 1,5 Meter Abstand einhalten müssen. Ordner werden den Ablauf überwachen. Ich werde über Lautsprecher informieren und Durchsagen machen, Reden wird es nicht geben. Die organisierenden Gewerkschaften werden am Freitag auch mit Transparenten Flagge zeigen. Es gilt Maskenpflicht, wie ohnehin in der Altstadt vorgeschrieben. FFP2- oder OP-Maske sind zu tragen – mit Schal kommt da keiner rein. Ich lasse da ohnehin nicht jeden rein, Provokationen lassen wir nicht zu. Und mit Corona-Leugnern haben wir ohnehin nichts am Hut. Teilnehmer sollten einen Kuli mitbringen, eine Liste wird durchgereicht, in die man sich eintragen kann.
Birgt die Corona-Krise aus Ihrer Sicht besondere soziale Ungerechtigkeiten?
WeberDer 1. Mai ist ja mit „Solidarität ist Zukunft“ überschrieben. Wir treten für Frieden, Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein und stellen uns gegen Rassismus und Ausgrenzung. Man muss schon sehen, dass sich die Kräfteverhältnisse in Deutschland in der Corona-Krise weiter zugunsten des Kapitals verschoben haben. Einerseits stehen bei Großkonzernen hohe Dividendenzahlungen, andererseits werden Pläne für Entlassungen präsentiert. Die Bezahlung im Pflegebereich ist auch eine absolute Ungerechtigkeit. Zuerst wurden die Leute als Helden beklatscht und gefeiert, wenn es um das Gehalt geht, will man davon nichts mehr wissen. Wir müssen auch an diesem 1. Mai auf die Straße gehen.