Für die Ettlinger Stadtbau wird es zunehmend schwieriger, ihrem Auftrag nachzukommen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Denn die Baupreise kennen weiter nur einen Weg – den nach oben. Zudem kommt es immer häufiger vor, dass sich auf Ausschreibungen hin praktisch kein Interessent findet.
Keine Gewinnmaximierung der Gesellschaft
Zwar arbeitet die hundertprozentige Tochter der Stadt Ettlingen nicht nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung, aber eine schwarze Null sollte möglichst unter ihrem Jahresabschluss stehen.
Das ist 2021 gelungen, wie Geschäftsführer Steffen Neumeister und Aufsichtsratsvorsitzender Moritz Heidecker gegenüber unserer Redaktion erklärten.
80 neue Mietwohnungen kamen 2021 hinzu
Prognostiziert gewesen sei ein Verlust von rund 600.000 Euro, am Ende war die Gesellschaft mit 80.000 Euro im Plus. Erfreulich für den angespannten örtlichen Mietwohnungsmarkt: 80 neue Wohnungen wurden voriges Jahr fertiggestellt, davon knapp 70 am Festplatz und der Rest im Stadtteil Oberweier.
„Alle Wohnungen, auch die hochpreisigeren am Festplatz, sind vermietet“, so Neumeister. Die Stadtbau schulterte ihre Neubautätigkeit mit neuen Darlehen in Höhe von zehn Millionen Euro, insgesamt betrugen ihre Verbindlichkeiten 2021 gut 54 Millionen Euro. Dem gegenüber steht ein Anlagevermögen in einer Größenordnung von knapp 70 Millionen Euro.
Wir planen keinen Verkauf von Mietwohnungen.Steffen Neumeister, Stadtbauchef
Insgesamt 527 Wohnungen hat die Stadtbau in ihrem Bestand, „den Verkauf von Mietwohnungen planen wir nicht“, sagt der Geschäftsführer. Bei Neubau-Erstbezug seien aber 15 Euro pro Quadratmeter Miete keine Ausnahme mehr. Im Schnitt betrug die Nettokaltmiete bei der Wohnungsbaugesellschaft voriges Jahr 7,65 Euro je Quadratmeter.
Derzeit größte Baustelle der Gesellschaft mit ihren rund 20 Mitarbeitern ist die Bebauung des ehemaligen Feuerwehrgeländes in der Pforzheimer Straße. Hier ist man im Verzug, da – wie berichtet – auf dem Areal noch Altlasten in größerem Stil beseitigt werden mussten.
Die Bodenplatte der Tiefgarage wird derzeit betoniert, sodann soll der Hochbau beginnen. „Bei den Ausschreibungen haben wir inzwischen einen sehr langen Vorlauf“, lässt Neumeister wissen, um dann zu erzählen, dass für die Fenster der geplanten Neubauten zunächst mal „niemand ein Angebot gemacht“ habe.
Feuerwehrgelände soll bis 2024 bebaut sein
Abschließend will die Stadtbau das 25 Millionen Euro teure Vorhaben im Laufe des Jahres 2024 beenden.
Auf dem Gelände, das sie von der Stadt gekauft hat, entstehen zirka 40 Wohnungen, außerdem ein L-förmiger Baukörper an der Ecke Pforzheimer Straße/Ludwig-Albert Straße mit Platz für die Stadtverwaltung und gewerblicher Nutzung im Erdgeschoss.
Holder-Abriss ist zurückgestellt
Zu den weiteren größeren Vorhaben der nächsten Jahre gehören der Abriss des ehemaligen Hotels Holder in Ettlingen-West und der Bau von 20 Seniorenwohnungen an der Stelle. Einen Architektenwettbewerb habe man gestoppt, weil sich das Vorhaben verzögere, so Bürgermeister Moritz Heidecker (parteilos). Grund: Das Holder wird einstweilen vor allem für Flüchtlinge aus der Ukraine benötigt.
Am Kirchenplatz 5-7 und 9 will die Stadtbau die historischen Häuser sanieren, sobald städtische Mitarbeiter von dort ins umgebaute Sparkassengebäude gezogen sind.
13 Wohnungen sollen entstehen. Engagieren will sich die Gesellschaft zudem im Neubaugebiet Kaserne Nord (60 Wohnungen), in der Hohewiesenstraße, wo eine Nachverdichtung mit 48 Wohnungen vorgesehen ist, auf dem früheren Elba-Areal und in der Dieselstraße (insgesamt 75 Wohnungen), um nur einige Beispiele zu nennen.
Wohnungsbestand soll sich auf knapp 900 erhöhen
Wenn alles so kommt wie angedacht, wird die Stadtbau bis Ende der 2020er Jahre rund 120 Millionen Euro „verbaut“ haben und ihren Wohnungsbestand auf dann knapp 900 erhöht haben.
25 Prozent der Neubauten werden sozial gebunden vermietet. Vor dem jeweiligen Start eines Vorhabens prüfe die Stadtbau „ob wir es uns auch leisten können“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Heidecker.
Geschäftsführer Neumeister, der ab dem neuen Jahr auch die Stadtwerke GmbH leiten wird, sieht in der Doppelbelastung weniger ein Problem als eine Chance auf Synergien. Er kündigt aber eine „personelle Verstärkung“ in der Führungsebene der Stadtbau an.