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Musterbeispiel von Integration

Nach Flucht aus Gambia: Salim Gakou wird Biomarkt-Leiter in Ettlingen

Salim Gakou kam 2015 als Flüchtling aus Gambia nach Deutschland ins Albtal. In Ettlingen ist er nun Leiter in einem Biomarkt: eine dramatische Geschichte mit glücklichem Ausgang.

Biomarkt Bestandsaufnahme
Gegenseitige Wertschätzung: Salim Gakou aus Gambia, Marktleiter des Ettlinger GöPi-Biomarkts, geht mit Inhaber Gerd Göhringer den Bestand des Gemüses durch. Foto: Jürgen Hotz

Angekommen ist Salim Gakou im wahrsten Sinne. Nicht allein in Deutschland, sondern auch im Leben in der neuen Heimat. 2015 flüchtete Gakou aus dem westafrikanischen Gambia. Allein die Überfahrt über das Mittelmeer, letzte Etappe seiner Flucht, dauerte einst zwei Nächte und einen Tag.

Heute, sieben Jahre später, blickt er dankbar zurück. Seine Geschichte ist ein Musterbeispiel gelungener Integration. Gakou leitet inzwischen den Ettlinger GöPi-Biomarkt.

Salim Gakou sensibilisiert als Schüler viele Analphabeten für ihre Rechte

„In der Schule war ich mit einer Gruppe Schülern sehr aktiv“, erzählt der 26-Jährige über sein Leben in Gambia. „Wir haben die Menschen – viele Analphabeten – in der Umgegend für ihre Rechte sensibilisiert.“

Entspannt lächelnd steht Gakou in seiner Arbeitskleidung mit dem leuchtenden roten Bio-Apfel auf der Brust im Biomarkt. In seinem Heimatland herrschten Diktatur und Willkür.

Viele Menschen entschieden sich zur „Flucht aus dem Land der Angst“, wie die Deutsche Welle vor der friedlichen politischen Wende in Gambia zum Januar 2017 titelte.

2014 bricht der Gambier mit gesammeltem Geld auf zu einer sechsmonatigen Odyssee

Gakou erzählt, dass er gewarnt worden sei. Repressionen drohten, die Eltern empfahlen: „Geh’ erstmal aus dem Land.“ Geld wurde gesammelt: „In Afrika macht man alles mit Verbindungen.“

Mitte 2014 macht sich Salim Gakou auf zu einer sechsmonatigen Odyssee, zunächst über die Grenze in den Senegal.

In Italien gab es keine Kurse, um die Sprache zu lernen, da bin ich weiter
Salim Gakou

Dort sieht er keine Perspektive und reist immer weiter, quer durch Afrika: nach Mali, Burkina Faso, Niger, bis nach Libyen – mal zu Fuß, mal mit dem Bus oder einem Pick-up-Lastwagen. Auf Schleichwegen geht es durch die Sahara. Gakou erinnert sich. „Wenn man den Weg verfehlt, ist man verloren.“

In Karlsruhe bekommt Salim Gakou die erhoffte Chance um Asyl

In Tripolis angekommen, ist es eines Nachts soweit: Um die 100 Menschen besteigen ein Schlauchboot, das für 20 Personen ausgelegt ist – ohne Gepäck, ohne Schwimmweste.

Bei hohem Seegang gerät das Schlauchboot in Seenot, aber die Männer haben Glück. Ein italienisches Fischerboot nimmt sie auf und bringt sie nach Sizilien, wo der junge Mann um Asyl bittet.

„In Italien gab es keine Kurse, um die Sprache zu lernen, da bin ich weiter“, sagt Gakou, der vier gambische Sprachen und Englisch spricht.

In Karlsruhe bittet er erneut um Asyl und landet im Flüchtlingsheim in Fischweier im Albtal. Gakou will unbedingt arbeiten und kniet sich rein: „Ich habe intensiv Deutsch gelernt und Stufe B1 bestanden.“

Durch Petition und Kirchenasyl erhält Gakou eine Aufenthaltsgenehmigung

Gerd Göhringer von GöPi gibt ihm dann eine Chance – und 2019 schließt Gakou seine Einzelhandelslehre ab. „Verkaufserfahrung hatte ich schon im Lebensmittelladen meines Vaters gesammelt.“

2017 allerdings, schon auf dem Weg der Integration, wäre er beinahe abgeschoben worden, da eigentlich Italien als Gakous Ankunftsland für ihn zuständig ist.

Nur mit einer Petition ans Regierungspräsidium Karlsruhe und dank Spielberger Kirchenasyl, wo der Gambier 30 Tage lang das Gebäude nicht verlassen darf, gelingt es, die Aufenthaltserlaubnis zu erhalten: „Ich hatte richtig Angst.“

Ich komme aus einer anderen Kultur mit Großfamilien, aber ich fühle mich hier zu Hause
Salim Gakou

„Salim hat einen guten Abschluss gemacht und ist immer zuverlässig“, betont Gerd Göhringer. „Ich habe sein Potenzial gesehen, und deshalb ist er 2021 auch mein Marktleiter geworden“, sagt der Inhaber der GöPi-Biomärkte in Karlsbad-Langensteinbach und Ettlingen.

„In erster Linie ist Ausbildung die beste Integration“, ist seine Überzeugung. Zudem werde es zunehmend schwierig, zuverlässige Mitarbeiter zu finden.

Unternehmer mit Überblick

Göhringer kennt die allgemeine Lage besonders gut. Er ist Mitglied im „Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge“, das der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) initiiert hat.

„Ich komme aus einer anderen Kultur mit Großfamilien, aber ich fühle mich hier zu Hause“, sagt Salim Gakou. Inzwischen hat er selbst eine Familie mit zwei Kindern.

Täglich telefoniere er mit seiner Mutter, erzählt er. Und wenn deutsche Freunde zu Besuch kommen, kocht er Domoda, ein gambisches Gericht mit Gemüse und Erdnuss-Soße.

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