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Neozoen

Nicht immer willkommen: Diese exotischen Tiere erobern den Landkreis Karlsruhe

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Aber nicht nur für Menschen. Viele wandern nicht auf zwei Beinen durch ihre neue Heimat, viele Neubürger erkunden ihre neue Welt vielmehr im Flug, schwimmend oder gar auf vier Beinen.

Eingeschleppt: Die Kirschessigfliege gilt als Schadinsekt.
Eingeschleppt: Die Kirschessigfliege gilt als Schadinsekt. Foto: Lechner

Von Franz Lechner

Neozoen nennt man die durch den Menschen eingeschleppte Tiere, und Neophyten heißen die durch den Menschen eingeschleppten fremdländischen Pflanzen. Wie viele neue Tier- und Pflanzenarten aus allen Kontinenten in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland und im Landkreis Karlsruhe heimisch geworden sind, hat wohl noch niemand genau gezählt.

Schließlich sind sehr viele kleine und unauffällige Insekten unter diesen Neozoen wie beispielsweise die im vergangenen Jahr erstmals in Bruchsal fotografierte Pfauenfliege. Dieses vor etwa zehn Jahren aus Nordamerika nach Deutschland eingeschleppte Insekt gehört allerdings zu den Neubürgern, die in der heimischen Natur keinen Schaden verursachen.

Im Gegensatz zum Kalikokrebs. „Südlich von Karlsruhe gibt es einstmals von vielen Arten bewohnte Kleingewässer, die heute durch den Kalikokrebs fast leergefressen wurden“, berichtet der ehemalige Umweltschutzbeauftragte der Stadt Philippsburg, Fritz Prosi, von den Folgen, die der aus Nordamerika stammende Allesfresser auf die heimische Natur hat. Nach Deutschland gekommen ist der inzwischen fast im gesamten Landkreis verbreitete Krebs durch die Hilfe von zweibeinigen Fluchthelfern. So wie fast alle Neozoen.

Der Ochsenfrosch in den Altrheinarmen bei Karlsruhe beispielsweise, die vielen Schmuckschildkröten, die inzwischen fast jedes Gewässer im Landkreis bewohnen, die weit verbreiteten Sonnenbarsche, der als Pelzlieferant aus Südamerika eingeschleppte Nutria und viele andere der sich im Landkreis ausbreitenden Arten wurden ursprünglich durch den Tierhandel zum Geld verdienen nach Deutschland gebracht und dann von Tierhaltern in die freie Natur ausgesetzt. Andere wurden zu Schauzwecken in Zoos oder Vogelparks gehalten und sind von dort entweder entflohen oder absichtlich frei gelassen worden.

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Neophyten: Schmuckschildkröte aus Florida, fotografiert in Blankenloch alte Fischteiche. Foto: Lechner

Der Waschbär beispielsweise. „Ich habe schon vor einigen Jahren drei Waschbären in der Nähe der Autobahn bei Karlsdorf-Neuthard in einer Lebendfalle gefangen“, berichtet der Karlsdorfer Jagdpächter Rudolf Manz, dass der Exot schon länger im Landkreis heimisch ist.

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Neophyten: Waschbär. Foto: Lechner

Relativ neu sind die ursprünglich in Asien und Afrika heimischen Halsbandsittiche im Landkreis. „Ich sehe die Vögel fast täglich in meinem Garten“, berichtet der in Bad Schönborn wohnende Vorsitzende des Landesverband der deutschen Waldvogelfreunde, Herbert Geitner. Seine Freude hält sich beim Anblick der Exoten allerdings in Grenzen. „Als Höhlenbrüter nehmen sie unseren heimischen Specht-Arten die Brutmöglichkeiten weg“, nennt er einen Grund, warum viele Naturschützer die Sittiche als Belastung für die heimische Natur betrachten.

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Der Halsbandsittich breitet sich im Norden des Landkreises aus, fotografiert im Kurpark Mingolsheim. Foto: Lechner

Das gilt beispielsweise auch für Nilgänse und für die aus Asien stammenden Mandarinenten. „Nilgänse sind sehr aggressiv und verjagen alle anderen Wasservögel aus ihrem Brutrevier“, erklärt Rudolf Manz, warum er es für richtig hält, dass die Nilgans, Kanadagans, Waschbär, Nutria und andere Neozoen bejagt werden. Wie groß der Schaden ist, den Neozoen in der heimischen Natur anrichten, ist umstritten. Bei Buchsbaum-Zünsler, Kastanien-Miniermotte und Kirschessigfliege gibt es aber keinen Zweifel – sie gelten als Schädlinge.

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