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Gemeinschaft für Geflüchtete

Orthodoxe Weihnachten fern der Heimat in Ettlingen-Bruchhausen

Während in ihrer Heimat Krieg ist, feiern orthodoxe Ukrainerinnen mit ihren Kindern in Bruchhausen das Weihnachtsfest. Es ist ein Tag mit tiefen Emotionen.

Am großen Tisch vereint beim orthodoxen Weihnachtsfest: Im Gemeindezentrum der Ettlinger Luthergemeinde in Bruchhausen machen ukrainische Frauen ihren Helfern eine Freude und kochen Köstlichkeiten aus ihrer Heimat.
Am großen Tisch vereint beim orthodoxen Weihnachtsfest: Im Gemeindezentrum der Ettlinger Luthergemeinde in Bruchhausen machen ukrainische Frauen ihren Helfern eine Freude und kochen Köstlichkeiten aus ihrer Heimat. Foto: Stefan Lumpp

Verwandte an der Front, tausende Menschen gestorben – für viele ukrainische Kriegsflüchtlinge ist es das erste Weihnachtsfest, fern von der Heimat, hier in Deutschland, in Ettlingen, im Stadtteil Bruchhausen. Denn die orthodoxe Kirche – und dazu zählt ein Großteil der ukrainischen Bevölkerung – feiert traditionell am 6. und 7. Januar die Geburt Jesu Christi.

20 Helfer kümmern sich um die Geflüchteten

„Weihnachten ist auch bei uns ein Familienfest“, erzählt Viktoria Skliaruk mit Tränen im Gesicht. Die zweifache Mutter musste ihren Mann in Odessa zurücklassen. Die Tochter ist in Polen. Ihr Schicksal teilt sie mit vielen ukrainischen Frauen. In dieser schwierigen Zeit erfährt sie viel Unterstützung.

Die evangelische Luthergemeinde hat in Bruchhausen einen Helferkreis aufgebaut – auch das Bürgernetzwerk und Vereine sind engagiert. Rund 20 Ehrenamtliche kümmern sich seit August um die Geflüchteten, die in den Containern an der Franz-Kühn-Halle untergebracht sind. Derzeit leben in 28 Containern etwa 50 Menschen.

Ukrainerinnen drücken ihre Dankbarkeit aus

„Von Anfang an war klar, dass wir helfen“, so Denise Hilgers, Diakonin der Luthergemeinde. Man wolle eine offene Gemeinde sein – daher habe man an die Flüchtlinge Schlüssel für das Gemeindezentrum verteilt. So können die Räumlichkeiten als Ort der Begegnung, zum Kochen oder für die Kinder zum Spielen genutzt werden. Angeboten werden Deutsch- und Handarbeitskurse, gemeinsame Aktionen – es soll das Gefühl „ihr seid Mitbürger“ vermittelt werden, so Hilgers.

Eine solche Unterstützung habe ich noch nie erlebt.
Ukrainerin Olena ist dankbar für die erfahrene Hilfe.

„Wir bekommen in allen Lebenslagen Hilfe und haben alles, was man im Alltag braucht. Dafür sind wir sehr dankbar“, freut sich Viktoria. Und Olena fügt hinzu: „Eine solche Unterstützung habe ich noch nie erlebt. Ich bin sehr überrascht, wie Deutsche uns Ukrainern helfen.“ Als Zeichen der Dankbarkeit wollen Viktoria und Olena mit weiteren Frauen an ihrem Weihnachtsfest für den Helferkreis ukrainisch kochen.

Das orthodoxe Weihnachtsfest vereint die Menschen

Im Gemeindezentrum wird Teig geknetet und zu „Vareniki“ (Teigtaschen) geformt, die mit Quark, Kirschen oder Kartoffeln gefüllt werden. „Es ist schön hier alle am Tisch zu sehen. Wir haben uns umarmt, es ist eine Herzlichkeit und eine tolle Stimmung“, bemerkt Denise Hilgers. Dann betreten auch noch die Sternsinger den Raum. Drei Konfessionen vereint – es ist ein Zeichen der Ökumene.

Vereint sitzen Helfer und Geflüchtete am Nachmittag an den Tischen und begehen das orthodoxe Weihnachtsfest. An der Wand hängen Bilder vom Heiligabend 2022, als die ukrainischen Kinder in der Flüchtlingsunterkunft einen Christbaum schmückten. Die Mädchen haben Puppen und die Jungs Spielzeugautos bekommen, erzählt Christa Waldenmaier vom Helferteam.

Rückhalt gibt die ganze Gee

Auch Birgitta Kolb ist eine der Ehrenamtlichen. Sie hebt die Gemeinschaft hervor: „Das verbindet und man lernt sich kennen. Für die Menschen ist es wichtig, etwas zurückzugeben. Am Anfang war es für sie nicht so einfach, die Hilfe anzunehmen.“

Roswitha Krahn, die Vorsitzende des Ältestenkreises der Luthergemeinde, hat daheim in Ettlingenweier selbst eine ukrainische Familie aufgenommen. Das Kirchengremium und die ganze Gemeinde stehe hinter der Aktion. „Wohlwollen und Unterstützung sind da, bei manchen Bürgern auch etwas Zurückhaltung, vielleicht aufgrund der Sprachbarriere“, berichtet sie.

Sehnsucht nach Familienzusammenführung

Bereits zu Beginn des russischen Krieges ist die 32-jährige Natalia Pereverzieva mit ihren beiden Kindern nach Ettlingen gekommen. Natalia steht ihren Landsleuten als Übersetzerin und in vielen anderen Belangen zur Seite. Sie ist täglich engagiert, gibt Deutschunterricht und hilft bei der Kommunikation mit Behörden und Jobcentern.

Eines wird im Gespräch mit den Menschen deutlich: Viele wollen nicht mehr zurück in ihr Land; sie wollen, dass ihre Familien und Verwandte kommen, damit sie wieder vereint sind. „Wir haben dort nichts mehr“, bedauert Viktoria Skliaruk. Und der zwölfjährige Klimenko erzählt über seine Ängste am Silvesterabend, wo ihn das Feuerwerk an den Krieg erinnerte.

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